Abschied und großes Stühlerücken

Paukenschlag bei der Mitgliederversammlung des Saarburger Gewerbe-Verbandes: Bei den Wahlen für den Vorstand kandidierten neun Aktive nicht mehr. Auch der bisherige Vorsitzende Hans-Josef Metrich verzichtete auf eine mögliche Wiederwahl. Da kein neuer Vorsitzender gefunden werden konnte, wählten die Mitglieder einen 13-köpfigen Vorstand. Der wird in Kürze die Ämter unter sich aufteilen.

 Elke Schmitt „herzte“ den scheidenden Vorsitzenden Hans-Josef Metrich noch einmal zum Abschied. TV-Foto: Susanne Windfuhr

Elke Schmitt „herzte“ den scheidenden Vorsitzenden Hans-Josef Metrich noch einmal zum Abschied. TV-Foto: Susanne Windfuhr

Saarburg. Auf die Frage des TV, wie er sich fühle, jetzt, da "alles vorbei ist", antwortet der Alt-Vorsitzende Hans-Josef Metrich zehn Minuten nach Ende der Mitgliederversammlung des Saarburger Gewerbe-Verbandes (SGV) schmunzelnd: "Jetzt gut. Aber die vergangenen zwei Tage hätten Sie mich das nicht fragen dürfen."Kein Wunder: Noch zehn Minuten vor Beginn der Versammlung am Mittwochabend in der "Villa Keller" steckt Metrich immer wieder mit wechselnden Personen des Vorstandes tuschelnd die Köpfe zusammen. Spürbar ist: Dieser Abend hält eine Überraschung bereit.Eine halbe Stunde nach Eröffnung der Sitzung lüftet Metrich schließlich auch für den Ahnungslosesten im Raum das gut gehütete Geheimnis: "Der eine oder andere wird sich fragen, warum wir Neuwahlen auf der Tagesordnung haben. Zum einen schreibt die Satzung sie im Zwei-Jahres-Rhythmus vor. Zum anderen werden einige Vorstands-Mitglieder nicht weitermachen - unter anderem auch ich." 24 Jahre gehöre er dem Vorstand des SGV an - davon zehn als stellvertretender Vorsitzender und die vergangenen fünf Jahre als Vorsitzender. "Nach 24 Jahren Vorstands-Arbeit ist bei mir die Luft raus", sagt der Autohändler. Zudem seien die Anforderungen in seiner Branche härter geworden, so dass er sich stärker um den Betrieb kümmern müsse. Dabei bleibt Metrich nicht der Einzige, der "den Bettel hinwirft". Acht weitere Vorstands-Mitglieder erklären, nicht zur Wiederwahl zur Verfügung zu stehen. Auch von ihnen nennen einige berufliche Gründe, andere familiäre oder die lange Amtszeit. Dass bei dem einen oder anderen auch ein weiterer Grund mit eine Rolle gespielt haben dürfte, nicht mehr zu kandidieren, wird zwar nicht offen ausgesprochen, klingt jedoch "zwischen den Zeilen" durch. So erwähnt Metrich zwei große Sitzungen wegen des geplanten Einkaufszentrums "Friedensaue", "bei denen die Gemüter heiß gelaufen sind", wie er sagt. In seinem Schlusswort mahnt er dazu, "jedem seine Meinung zuzugestehen". Seine bisherige Stellvertreterin Elke Schmitt, die ebenfalls nicht mehr kandidierte, spricht in ihren Dankesworten an Metrich davon, der Vorstand habe gemeinsam mit ihm manchen Sturm aushalten müssen, und Metrich habe "seine breiten Schultern hingehalten". Ungewissheit bis zum Schluss

Nachdem wegen kurzfristiger Ab- und Zusagen die neue Vorstands-Mannschaft bis zur letzten Minute nicht kalkulierbar gewesen sei, so die TV-Informationen, fand sich in der Sitzung niemand für den neuen Vorsitz. Aus diesem Grund wählten die 42 anwesenden Mitglieder einen 13-köpfigen Vorstand. Der wird in den kommenden Wochen zu einer konstituierenden Sitzung zusammenkommen und dann intern die Ämter des Vorsitzenden, Stellvertreters, Schriftführers, Kassierers und der Beisitzer vergeben. Gewählt sind: Klaus-Werner Diewald, Heinz-Berthold Kind, Alfons Behr, Petra Seiler-Kautenburger, Daniel Roth, Ruth Leinenbach, Thomas Wagner, Peter Hilgert, Thomas Schwarz, Rita Wollscheid-Schmitz, Christel Sommer, Bärbel Weber, Marie-Luise Muno. Meinung Bitterer Beigeschmack Zäsur beim Saarburger Gewerbe-Verband. Mit fast komplett neuer Mannschaft und noch ohne Kapitän startet die Interessenvertretung der Selbstständigen und Freiberufler in die neue Amtszeit. Ob das den Verein vorantreibt und ihm den zweifelsfrei notwendigen Schub gibt - nach dem Motto "neue Besen kehren gut" - bleibt abzuwarten. Einen bitteren Beigeschmack trägt die Neuwahl gleichwohl: Auch wenn tatsächlich bei einigen berufliche Veränderungen beziehungsweise erfreulicherweise Expansionen der vorrangige Grund dafür sind, sich nicht weiter im Vorstand zu engagieren - die aufreibenden und offenbar auch zerfleischenden Kämpfe in der Einkaufszentrums-Diskussion werfen kein gutes Licht auf die Zusammenarbeit und sollten der neuen Mannschaft Warnung sein. Ein Mittelzentrum wie Saarburg braucht eine starke Interessengemeinschaft unter klarer Führung. Und zwar umso mehr, da sich abzeichnet, dass künftig noch mehr vom gleichen Kuchen essen wollen. s.windfuhr@volksfreund.de

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