Abtauchen in Saarburgs Unterwelt

SAARBURG. Als Malermeister Thomas Thull vor eineinhalb Jahren eine geheimnisvolle Stollenanlage hinter seinem Privathaus entdeckte (der Trierische Volksfreund berichtete), die sich innerhalb von vier Wochen komplett mit Wasser füllt, machte eine Idee spontan die Runde: Zum Tauchen eigne sich die Höhle mit Sicherheit. Der Tauchsportverein Saarburg hat's nun getestet.

Vom Sommer ist an diesem Tag nicht viel zu spüren. Nieselregen und schlappe 14 Grad. Nicht gerade das Wetter, das Lust darauf macht, sich in kalte Gewässer zu stürzen. Die sechs Herren des Tauchsportvereins Saarburg schert dies indes wenig. Die Garage von Malermeister Thomas Thull am Schlossberg dienst an diesem Tag als Umkleidekabine. Taucherbrillen, Gasflaschen und weiteres Zubehör liegen stapelweise auf dem Boden herum.Offizielle Taucheinweihung

Unter freundlichem Klagen zwängen sich die Männer in ihre Neopren-Anzüge, ziehen die Kapuzen über die Ohren und schlüpfen in ihre Flossen. "Puh, ist das warm", meint Tauchlehrer Fiede Weishaar. "Lange können wir hier nicht mehr so herumstehen, das wird bullig warm in den Anzügen." Trotzdem erläutert er gegenüber dem Trierischen Volksfreund , worum es bei dieser Premiere geht: "Zum einen ist das heute die offizielle Taucheinweihung der Höhle. Darüber hinaus machen drei von uns gleichzeitig ihre praktische Prüfung im Höhlentauchen." Die Theorie hätten sie bereits hinter sich, der praktische Teil sei eine ganz eigene Sache. "Eigentlich eine harte Disziplin", weiß Fiede Weishaar. Und damit meint er nicht allein die in der Regel relativ kalte Wassertemperatur in Höhlen. "Es wirkt von unten alles näher, größer und enger und ist nicht zu vergleichen mit Tauchgängen im offenen Meer." Er weiß von Tauchern, die in Höhlen Panik bekommen haben, die die Enge nicht ertragen haben. Deshalb hat er "seinen Jungs" in der Theorie eingebläut, wie es um die Lichtverhältnisse in dieser Disziplin steht, wie sie Lichtzeichen geben, wie sie sich in dieser Enge am besten verhalten, und wie das korrekte "Luft-Management" aussieht.Elf Meter geht's abwärts

"Luft und Blei - alles okay?", fragt Weishaar in die Runde und wirft nochmal einen Blick auf die Taucherflaschen. Dann watscheln die sechs "Flossen-Männer" nacheinander Richtung Stahl-Treppe, die Thomas Thull in Eigenleistung zum Ausstieg an den Höhlen-Eingang gebaut hat. Drei Stufen steigen die Sportler in ihren Gummihäuten nach unten - dann springen sie mit einem lauten Platsch ins kühle Nass. Elf Meter in die Tiefe geht der Einstieg, auf 27 Meter Länge erstreckt sich der Stollen, der sich nach zehn Metern verzweigt und die Richtung ändert. Massives Schiefergestein, so weit das Auge blickt. Nach etwas mehr als zehn Minuten tauchen die Männer wieder an der Treppe auf, erklimmen über die Stufen den Weg ins Trockene. "Das ist schon anders als im Meer", lautet die spontane Reaktion von Thomas Thull, als er wieder Boden unter den Füßen hat. "Das Wasser ist frisch und erstaunlich klar", meint Oliver Kiefer. "Für zwischendurch ist das okay, auch wenn es nicht gerade das Rote Meer ist", sagt Andreas Pauly lachend. Markus Müller, wie Fiede Weishaar Tauchlehrer, meint: "Zum Trainieren und ausbilden ist das hier ideal. Man kann sich an die Tiefe und die andere Sicht gewöhnen und Nacht-Tauchgänge simulieren." Für Thomas Thull, auf dessen Privatgrundstück die Höhle liegt, und der damit Sicherungs-Pflichten und Nutzungs-Rechte hat, ist wahrscheinlich: "Hier werden künftig Vereine tauchen können. So lange ein Tauchlehrer dabei ist, ist das in Ordnung." Das entsprechende Motto ziert übrigens bereits T-Shirts, die sich die Taucher haben bedrucken lassen: "Abtauchen in Saarburgs Unterwelt".

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