Aggressive Drücker und die Angst der Bürger

SAARBURG. Sie nutzen die Hilfsbereitschaft und das Sicherheitsbedürfnis der Bürger aus, um für ihre oftmals dubiosen Auftraggeber Geld zu "sammeln": so genannte Drücker. Vertreter dieser Geschäfte machenden Spezies traten jüngst im Raum Saarburg als Mitarbeiter eines Rettungsdienstes auf.

 In den vergangenen Wochen waren im Raum Saarburg so genannte Drücker unterwegs, die sich als Mitarbeiter eines Rettungsdienstes ausgaben. TV-Foto: Hermann Pütz

In den vergangenen Wochen waren im Raum Saarburg so genannte Drücker unterwegs, die sich als Mitarbeiter eines Rettungsdienstes ausgaben. TV-Foto: Hermann Pütz

Wenn schnelle Hilfe erforderlich ist, kommen sie zum Einsatz: Rettungshubschrauber. Die "Deutsche Rettungsflugwacht"(DRF) unterhält mehr als 50 der "fliegenden Intensivstationen". Sie sind nicht nur schell, vor allem kann jeder mit ihnen rechnen, "wenn dies medizinisch erforderlich ist", wie auf der DRF-Internet-Seite zu lesen ist. Weiter heißt es dort: "Die Mitgliedschaft eines Notfallopfers in einer Luftrettungsorganisation ist keine Voraussetzung für den Einsatz eines Rettungshubschraubers." Die DRF finanziert sich zum Großteil aus den Spenden ihrer Fördermitglieder. Böses Spiel mit Ängsten

Auch die "Luftrettungs-Service-Vermittlungs GmbH" (LRS) betätigt sich in der Luftrettung. Allerdings landete die Firma in den vergangenen Jahren mehrfach wegen zweifelhafter Werbepraktiken im ganzen Bundesgebiet in den Schlagzeilen. Organisationen wie die LRS versprechen unter anderem, bei - einer oftmals überteuerten - Mitgliedschaft die Kosten für einen Kranken-Rücktransport per Flugzeug aus dem Ausland zu übernehmen. Außerdem sollen Spendengelder zur Anschaffung oder Unterhaltung von Rettungshubschraubern verwendet werden. Um neue Kunden zu gewinnen, bedient sich die "Luftrettungs-Service-Vermittlungs GmbH" auch so genannter Drücker. Sie gehen von Haus zu Haus und schüren oftmals die Angst der Bewohner vor Einsparungen im Rettungssystem - wie vor einigen Tagen in Saarburg. In einer E-Mail an den Trierischen Volksfreund schildert eine besorgte Bürgerin ihre Erlebnisse, die im Zusammenhang mit der LRS stehen könnten. Danach gab sich ein schätzungsweise Endzwanzigjähriger als Mitarbeiter eines Rettungsdienstes aus und erklärte zunächst, er betreibe Öffentlichkeitsarbeit. Später bot er eine Mitgliedschaft in einer nicht näher genannten Organisation an. Mit dem Geld werde man "die Rationalisierung der Hubschrauber in der Region verhindern", wie dem Schreiben der Saarburgerin zu entnehmen ist. Nachdem sie sich hartnäckig geweigert hatte, ein Beitrittsformular zu unterschreiben, habe sich der dubiose Vertreter verärgert aus dem Staub gemacht. Vor wenigen Tagen überprüften Polizeibeamte in Serrig zwei Männer, die in der Saar-Gemeinde Haustürgeschäfte betrieben. Bürger hatten die Ordnungshüter verständigt. "Die Männer, die aus den neuen Bundesländern stammten, hatten aggressiv geworben", erläutert Günter Schander, Leiter der Polizei-Inspektion (PI) Saarburg. Das Duo habe ein Schreiben der "Luftrettungs-Service-Vermittlungs GmbH" vorgewiesen, das die "Sammelaktion" legitimierte. "Einen Reise-Gewerbeschein besaßen die Personen jedoch nicht und handelten nach unserer Auffassung somit ordnungswidrig", berichtet Schander. Bei der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg, die sich nun mit dem Fall beschäftigt, herrscht keinesfalls Klarheit darüber, dass die aggressiven Anwerber ein Reisegewerbe betrieben. Denn: "Entscheidend ist, für wen das Geld bestimmt ist. Denn als Empfänger ist auch ein gemeinnütziger Verein denkbar", erläutert Michael Meyer, Sachbearbeiter beim Ordnungsamt der VG, der das Vorgehen der Drücker ebenfalls als unseriös einstuft. Tatsächlich arbeitet die LRS, die keine eigenen Fluggeräte unterhält, mit der "Internationalen Flug-Ambulanz" (IFA) zusammen, die in ihrem Namen den Zusatz "e.V." (eingetragener Verein) trägt.Im Zweifelsfall Ordnungsamt anrufen

Fest steht: Obwohl die Drücker mitunter Bezüge zur Flugrettung herstellen, kooperiert die Deutsche Rettungsflugwacht weder mit der LRS noch mit der IFA. Das geht aus einer Pressemitteilung der Rettungsflugwacht hervor, die nach eigenen Angaben als einzige gemeinnützige Organisation in Deutschland mithilfe von Fördermitgliedern Rettungshubschrauber betreibt. Ob die "Rettungsdienstler" von Saarburg und Serrig noch in der Region unterwegs sind, ist ungewiss. Michael Meyer bittet in diesem Zusammenhang die Bevölkerung um Mithilfe: "Wer ähnliche Vorfälle kennt, kann sich an uns wenden." Das Ordnungsamt ist zu erreichen unter der Telefonnummer 06581/81209.

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