Akkordeon-Virtuose mit düsterem Humor

Mannebach · Das Leben eines Straßenmusikanten ist nicht leicht. Deshalb hat sich der Hamburger Akkordeonspieler Frank Grischek aufs Kabarett verlegt. Als Bediener einer "Quetschkommode" ist er auch unter Musikern ein Exot. Seine Qualen bringt er musikalisch und mit Worten in seinem Programm zum Ausdruck.

 Um Aufmerksamkeit zu erregen, muss man sich als Akkordeonspieler etwas einfallen lassen, selbst wenn sich die Gesichtsfarbe von Frank Grischek dem Farbton des Luftballons annähert. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Um Aufmerksamkeit zu erregen, muss man sich als Akkordeonspieler etwas einfallen lassen, selbst wenn sich die Gesichtsfarbe von Frank Grischek dem Farbton des Luftballons annähert. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Mannebach. Ausgerechnet Akkordeon! Ein Instrument, das irgendwie gar nicht "cool" ist. Vor gerade mal 40 Zuhörern zeigt Frank Grischek im Mannebacher Brauhaus dennoch, welche Wucht in seiner "Quetschkommode" steckt, mit Lautsprecherunterstützung und sauberem, klarem Klang. "Erfolg muss ja kein Feuerwerk sein", sagt der Hamburger, der vor allem die Nöte als Straßenmusiker eindringlich beschreibt. Fragen wie "Akkordeon? Aha! Und was machen Sie beruflich?" ärgern ihn besonders.
Die Abneigung vor diesem Instrument, für das kaum ein Komponist eine Note übrig hat, macht den Musiker depressiv, so spielt er sein Programm "Unerhört" wenigstens. Gehört haben sollten Musikfreunde ihn und sein Akkordeon trotzdem, denn es entpuppt sich als eine Welt der Magie. Die Finger fliegen über die Tasten und Bässe. Kein Notenblatt braucht er dafür: "Das habe ich mir alles in den letzten zehn Jahren selbst beigebracht."
Die Idee, Akkordeonmusik mit depressiven Texten zu einem Kabarettprogramm zu kombinieren, kam ihm vor zweieinhalb Jahren, denn: "Nur mit dem Instrument lockt man doch niemanden hinterm Ofen hervor."
Alle Instrumente machten Karriere, nur das Akkordeon nicht. "Ignoranten wie Liszt, Wagner und Chopin verweigerten sich einfach", schimpft Grischek und stimmt die Toccata und Fuge von Bach an.
Erklärt wird auch ausführlich, dass Cyrill Demian (1774-1847) aus Wien das Akkordeon 1829 erfunden hat, wie es aufgebaut ist, und was der Unterschied zum Knopfakkordeon ist. Jeder nur erdenkliche Musikstil wirkt auch mit der "Ziehharmonika" fulminant, wie Grischek beweist. "Es kommen oft nicht viele Leute. Die sind allerdings immer begeistert", freut sich der Virtuose. Das bestätigt Zuhörer Peter Dostert aus Trier. "Das Akkordeon ist mein Lebenselixier. Es hält mich jung", sagt der 80-Jährige.
Wer\'s nicht glaubt, am 28. Februar nächsten Jahres kommt Frank Grischek wieder ins Brauhaus nach Mannebach. doth

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