Allein unter Bieren

"Und was machen Sie beruflich?" Wer kennt sie nicht, die Frage, die bei den meisten Menschen zum ersten Gespräch dazu gehört. Wer hat dann schon Antworten wie Falkner oder Pfarrer parat? In einer kleinen Serie stellt der TV Menschen mit ausgefallenen Berufen in der Verbandsgemeinde Saarburg vor. Heute im Porträt: Bierbrauer Hans-Günter Felten.

Mannebach. Hans-Günter Felten ist Individualist. Wer sich jemals auch nur kurz mit dem gerade 50 Jahre alt gewordenen Mannebacher unterhalten hat, wird diesen Eindruck gewinnen. Dazu passt, dass er keinen Beruf wie tausend andere Menschen hat. Hans-Günter Felten ist gelernter Brauer und Mälzer, dazu studierter Brauerei-Techniker und Besitzer einer - über die Region hinaus bekannten - Hausbrauerei: Seit dem 1. Mai 1994 betreibt er das "Mannebacher Brauhaus", wo er permanent zwei Biersorten im Ausschank hat. Der Betrieb ist sein Leben, das Thema Gastronomie und Bier begleitet ihn seit Kindertagen. Das Haus, in dem die Brauerei samt Innen- und Außengastronomie untergebracht ist, steht in großer Familientradition. 1897 hat es Feltens Urgroßvater als Bauernhaus errichtet. "Er hat Landwirtschaft betrieben, aber auch schon eine Gaststätte und eine Brennerei. Das Gleiche haben mein Großvater und mein Vater gemacht", erzählt Felten. "So war ich von klein auf mit dem Thema vertraut, über meine Eltern in Berührung mit den Brauereien gekommen." Sein innigster Berufswunsch lag aber weit ab von der Realität. "Am allerliebsten hätte ich etwas mit Kunst gemacht. Malerei, Musik oder Bildhauerei wäre mein Traum gewesen. Aber da hätte ich schon als Kind ein Instrument oder etwas im künstlerischen Bereich lernen müssen. Diese Dinge waren aber zuhause kein Thema. Meine Eltern haben immer hart gearbeitet, wir Kinder viel geholfen." Der Beruf des Brauers und Mälzers erschien Felten als kreativ, "weil er sehr mannigfaltig ist". So hat er seine Lehre bei der Brauerei Diekirch in Luxemburg gemacht und danach Brauereitechnologie an der TU Berlin studiert.Zwei Jahre harte Aufbauzeit

"Während des Studiums ist bei mir die Idee gereift, eines Tages ein eigenes Bier herzustellen." Zuvor wollte er Erfahrung sammeln und war als Betriebsleiter drei Jahre in eine Erlebnisgastronomie in Losheim tätig. "Da habe ich viel gelernt. Vor allem auch, wie weh es tut, wenn es nicht läuft", blickt Felten zurück. Im Anschluss hat er eineinhalb Jahre eine Marketing-Akademie in Saarbrücken besucht, bevor er sich in die Planung seiner Hausbrauerei stürzte. "Zwei Jahre Aufbauzeit brauchte es, bis alle Maschinen und alles Zubehör standen." Am 1. Mai 1994 lief das erste Mannebacher Bier aus dem Zapfhahn. "Nicht wenige hielten mich damals für total verrückt, so etwas zu starten, weil kurz zuvor die Löwenbrauerei in Trier geschlossen hatte", erzählt Felten. Dennoch hat sich Felten mit seinem Betrieb und den Bieren etabliert. Vier bis fünf mindestens, übers Jahr verteilt, produziert er. Die Rezepturen entstünden durch intensives Nachdenken, Machen und Probieren. "Dabei hilft mir enorm, dass ich eine unwahrscheinlich gute Vorstellungsgabe habe." Gleichwohl genüge das nicht für den Erfolg: "Es gehört mehr dazu, als ein guter Brauer zu sein. Man braucht Risikobereitschaft und unternehmerisches Denken. Alles, was ich verdiene, reinvestiere ich in den Betrieb." So herrscht bei Felten nie Stillstand. Nicht allein, dass er 2008 "sein jüngstes Baby", den "Mannebacher Whisky", auf die Getränke-Welt bringen möchte. "Es fehlt der Abschluss der Flaschenfüllerei und das Fertigstellen des Wintergartens." Auf die Frage, was ihn, der keine Kinder hat und sich über eine Nachfolge nach eigenem Bekunden keine Gedanken macht, antreibt, sagt Felten: "Der Betrieb ist meine Familie. Ich mache das nur für mich, aus Spaß und Idealismus. Aber das glaubt einem heute ja fast kein Mensch mehr."

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