Allein unter Männern

Offiziell rücken Frauen heute, am internationalen Frauentag, in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen kurzfristig in den Mittelpunkt. Auf kommunalpolitischer Ebene sieht die Wirklichkeit anders aus: In der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg sind Frauen in den Räten deutlich in der Minderheit.

Saarburg. Beim Kriterium "Frauen in der Kommunalpolitik" trägt die Ortsgemeinde Merzkirchen innerhalb der VG Saarburg die "rote Laterne": Nicht eine, zwei oder drei Frauen - wie in den meisten übrigen Räten der VG - gestalten in Merzkirchen das kommunalpolitische Leben mit. Als einzige der 15 Ortsgemeinden plus der Stadt und der VG muss Ortsbürgermeister Martin Lutz in dieser Kategorie mit einer "dicken Null" passen. "Ich bin seit 1994 im Rat. In dieser gesamten Zeit und auch die Jahre zuvor gab es keine Frau bei uns", sagt Lutz. "Bislang war keine dazu zu bewegen. Wir warten sehnsüchtig auf die nächste Generation." Scheu vermutet Lutz als Grund für die Zurückhaltung. "Wo sich Frauen stark engagieren, ist der Pfarrgemeinderat. Aber für die Ortsgemeinderäte sind sie schwer zu begeistern." Dabei würde Lutz die Mitarbeit von Frauen sehr begrüßen: "Als Spieß bei der Bundeswehr in Koblenz war ich der Erste, der Frauen in seine Kompanie bekam. Plötzlich war das Klima völlig anders - das hat sich enorm positiv ausgewirkt."Auch Leo Lauer, Bürgermeister der VG, weiß Frauen in Räten zu schätzen. "Die Fragestellungen sind andere, Frauen haben eine andere Sensibilität als Männer." "Frauen sehen genauer hin"

Aber auch im Verbandsgemeinderat Saarburg sind von 40 Mitgliedern gerade mal sechs weiblich. Lauer: "Schwierig zu erklären, warum das so ist. Ich denke, für viele ist es eine Zeitfrage, weil sie Beruf und Familie unter einen Hut bekommen müssen."Edith van Eijck, seit 1999 SPD-Fraktionsvorsitzende im Saarburger Stadtrat, sieht vor allem zwei Gründe für den geringen Frauen-Anteil: "Viele Frauen empfinden Kommunalpolitik als trockene Materie und wenig attraktives Feld, um dafür einen Teil ihrer Freizeit zu opfern." Zudem würden Frauen - im Gegensatz zu Männern - nicht "wild ins Feld" springen beim Angebot diverser Posten: "Frauen sind verantwortungsbewusster, sehen genauer hin und fragen eher: ,Was ist das für ein Amt, was muss ich dafür einbringen, und lässt sich das mit meinen übrigen Aufgaben vereinbaren?'" Überzeugt ist sie davon, dass Frauen eine andere Politik als Männer machen - stärker an ihren Lebensbereichen orientiert. Einen Unterschied in der Behandlung sieht die erfahrene Ratsfrau nicht: "Das ist bei Männern wie Frauen eine Frage des Auftretens. Wer unsicher ist, wird anders behandelt als jemand, der selbstbewusst auftritt." Auch Kornelia Hilsamer, einzige Frau im 17-köpfigen Gemeinderat Ayl, sagt nach vierjähriger Erfahrung: "Wir haben einen sehr höflichen, respektvollen Umgang im Rat. Ich fühle mich nicht anders behandelt als die Männer. Ich finde die Geschlechterfrage nicht wichtig." Dass nicht mehr Frauen dem Gremium angehören, liege an den Frauen selbst: "Ich habe in meinem Umfeld einige Frauen, die sich vielseitig engagieren. Aber die Kommunalpolitik ist ihnen zu trocken."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort