Am Ende steht ein Paradies

KANZEM. Rosa Vollmuth betreibt in Kanzem ein Planungsbüro und hat das Ortsbild mitgeprägt. Auch der "Philosophische Friedhofsgarten" ist ihr Werk.

Das umgebaute Bauernhaus in der Kanzemer Kirchstraße wirkt idyllisch, aber nicht sonderlich aufregend. Kein auffälliger Hinweis auf architektonische Ambitionen. Der Besucher muss schon den schmalen Weg Richtung Saar am Gebäude vorbei gehen, um urplötzlich in eine Atmosphäre von Ruhe, Abgeschiedenheit und Naturnähe einzutauchen. In Hochwasser-sicherem Abstand zum Saarufer, eine steile Holztreppe hinauf, hat Rosa Vollmuth ihr Planungsbüro eingerichtet. Und oben, in den Räumen, die über der Saar zu schweben scheinen, überkommt den Besucher das Gefühl von Leichtigkeit und Freiheit. Ein Raum für Kreativität. Häuser mit ganz persönlichem Stil

Dorfentwicklung und Gebäudesanierung, das sind die Schwerpunkte der Architektin, die an der Fachhochschule Trier studierte, nach Kassel umsiedelte, im Jahr 1998 zurückkehrte und sich dann in Kanzem niederließ. Dahinter steckt freilich mehr, als die politisch-technischen Begriffe aussagen. "Mich fasziniert der atmosphärische Aspekt des Bauens", sagt Rosa Vollmuth. Sie liebt die Häuser, in denen sich der Bauherr (oder die Baufrau) persönlich wiedererkennt - und die Architektin gleichfalls. Kanzem passt zu diesem Ideal genau. Das Südländische, Freundliche des Orts habe sie angezogen, die naturbelassene Umgebung, das geschlossene Ortsbild, aber auch das vielfältige Dorfleben. Der "Philosophische Friedhofsgarten" ist ein wichtiger Beitrag von Rosa Vollmuth zum Ortsbild. Wie ein Brennglas bündelt dieses Projekt unterschiedliche Ideen: eine Stätte zum Nachdenken und zugleich Mittelpunkt einer lebendigen, aktiven Dorfgemeinschaft. Gemeinsam mit den Ortsvereinen, mit Ortsbürgermeister Günter Frentzen, mit Spendern und ehrenamtlichen Helfern hat Rosa Vollmuth mit dem "Friedhofsgarten" ein Bürgerprojekt auf den Weg gebracht, das seit der Eröffnung im Jahr 2004 rund 6000 Besucher anzog. Abgeschlossen, gar tot, ist der Friedhofsgarten nicht. "Wir verstehen ihn als ein lebendiges, prozesshaftes Bauwerk, dass wir über die kommenden Jahre weiterentwickeln wollen." Ausruhen und in Stille nachdenken

Vier Abschnitte hat die Anlage. Der "Garten des Werdens" symbolisiert mit langen, gewundenen Wegen, mit leichten, spielerischen Formen Kindheit und Jugend. Der "Garten des Seins" ist streng und gradlinig angelegt. Der Stahlpavillon in der Mitte wird 320 Glasmalerei-Bilder aufnehmen, die von den Familien des Orts gestiftet werden. Der "Garten der Reife und des Abschiednehmens" ist weit und ruhig. "Hier kann man in Stille nachdenken und ausruhen", sagt Rosa Vollmuth. Im anschließenden "Paradiesgarten" lösen sich die Formen auf. Und wer danach den gewundenen Pfad weiter heruntersteigt zum Saar-Uferweg und aufs Wasser schaut, das in diesem Abschnitt still und gemächlich dahinfließt, der nimmt etwas wahr von der zerrinnenden Zeit. Auch daran gemahnt der "Philosophische Friedhofsgarten". Planungsbüro Vollmuth, Kirchstraße 5, 54441 Kanzem, Tel. (06501) 989420. Rosa Vollmuth wird heute auf einer Tagung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz in Bad Kreuznach zum Thema "Leben und Arbeiten im ländlichen Raum" den "Philosophischen Friedhofsgarten" vorstellen.

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