Am Fluss die Seele baumeln lassen

WALDRACH. Hier ist Siesta angesagt: Familie Meyer und Familie Rausch verbringen so manchen Sommertag mit den Füßen in dem Flüsschen, das direkt vor ihren Haustüren fließt. Warum sie "ihre Ruwer" nicht missen möchten, haben sie dem TV erzählt.

"350 Sandsäcke hatten wir hier liegen", sagt Maria Rausch und zeigt auf das Ufer der Ruwer. "Dann gab es einen Knall. Es hat geknurrt und gekracht, die Haustür ist aufgeflogen und innerhalb einer Minute stand alles einen Meter hoch unter Wasser", erinnert sie sich an das Jahrhunderthochwasser vor acht Jahren. Küche, Schlafzimmer - alles war dahin. Maria und Helmut Rausch leben in der Ruwergasse in Waldrach. Zehn Meter trennen das Wohnzimmer von dem fließenden Gewässer. In einem Album hat Maria Rausch alles festgehalten: Fotos und Zeitungsartikel erinnern an die unangenehme Seite der Ruwer. Auf die Frage, ob sie daran gedacht hätten, wegzuziehen, kommt ein fast empörtes "Nein".Im Tümpel schwimmen gelernt

Schließlich sei dieses Hochwasser nur die Ausnahme, das Positive überwiege. "Ich bin hier am Wasser groß geworden, ich würde das Wasser vermissen." Das Flussrauschen entspannt, bei Affenhitze bietet das Nass eine willkommene Abkühlung. "Ein paar Meter weiter da oben, in einem Tümpel, habe ich schwimmen gelernt", sagt Maria Rausch. So wie Agnes Meyer. Sie wohnt auf der anderen Uferseite, Im Kändelchen. Nicht selten schleppen die Rauschs und Meyers bei hochsommerlichen Temperaturen ihre Camping-Möbel in den Fluss und lassen die Seele baumeln. Sie plaudern, trinken etwas zusammen, während das frische Wasser ihre Füße umspielt. "Das ist Erholung", sagen die beiden Frauen. Wasserschlachten gehören dazu

"Schade ist, dass der Kastanienbaum am Ufer abgerissen wurde", bedauert Maria Rausch. Er habe jahrelang Schatten gespendet und sei abendlicher Treffpunkt der Anwohner der umliegenden Straßen gewesen. Trotz des Verlustes lockt die Ruwer auch heute noch viele an und hat einiges zu bieten. Agnes Meyer hat das Flüsschen jeden Tag im Visier. Von ihrer Terrasse aus beobachtet sie Wildenten und einen Fischreiher, der häufig am Ufer steht. Sie liebt die Pflanzenvielfalt am Flussrand. Auch der Paddelspaß kommt nicht zu kurz. Bei hohem Pegel hat Maria Rausch schon Kanufahrer gesichtet. Fabian Schulz, ihr Enkelsohn, liebt es, mit seinem kleinen gelben Gummiboot auf dem Flüsschen zu paddeln. Ebenso gehören Wasserschlachten mit Freunden und Staudämmebauen für den Sechsjährigen zum Sommer in Waldrach dazu. "Das alles bietet unsere Ruwer", sagt Maria Rausch, und es klingt wie eine Liebeserklärung an das Flüsschen. Deswegen lautet der Tipp von Maria Rausch und Agnes Meyer: "Machen Sie es uns nach. Genießen Sie einen Tag an der Ruwer. Hören Sie das Rauschen des Flüsschens, packen Sie ihre Campingmöbel aus und genießen Sie das Wasser, das ihre Füße umspielt." Kinder können mit Gummistiefeln oder Wasserschuhen während einer Flusswanderung die Ruwer erkunden. Abenteuer mit vielen Entdeckungen sind garantiert - und das alles ohne Eintritt.

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