Am Lärm scheiden sich die Geister

MEHRING. In der Moselgemeinde geht es um eine grundsätzliche Frage: Können Tennisspieler ungehindert ihrem Hobby frönen, oder geht der Persönlichkeits-Schutz von Anliegern, die in die Nähe einer Tennis-Anlage gebaut haben, vor.

Sporthalle, Sportplatz und zwei Tennisplätze: Die Gemeinde Mehring weist in der sportlichen Infrastruktur einen Standard auf, um den sie andere Orte beneiden. Der Tennisverein, dem 60 Mitglieder und zehn Jugendliche angehören und der Teil des Sportvereins ist, nahm seinen Spielbetrieb 1978 auf den im selben Jahr erbauten Plätzen auf.Unterhalb des Geländes, in der Straße "Am Forsthaus", stehen Wohnhäuser, seit Ende 2000 auch das Haus von Martina und Paul Liethen. 2001 und 2002 erlebten sie den Betrieb auf den Plätzen. "Er hat uns nicht gestört", sagt Paul Liethen.Im Sommer 2003 sei es aber unerträglich geworden. Der Betrieb habe zugenommen, und es sei auch lauter geworden, weil viele Ballwechsel von verbalen Entgleisungen begleitet worden seien. Außerdem seien Bälle mit Absicht auf ihr Anwesen geschlagen worden. Spieler seien dann, ohne zu fragen, auf ihr Grundstück gekommen."So können wir nicht leben", sagen Martina und Paul Liethen. Deshalb klagen sie gegen Sportverein und Gemeinde. Das Tennisspielen auf den Plätzen soll generell verboten werden. Geht die Klage nicht durch, soll der Betrieb montags bis freitags von 12 bis 14 Uhr und von 18 Uhr bis 8 Uhr sowie an Samstagen, Sonn- und Feiertagen vollständig untersagt werden.Kläger fühlen sich verbal gestört

Beim Tennisverein versteht man die Welt nicht mehr. Es habe 2003 auf der Anlage weder Vereinsmeisterschaft noch Turniere gegeben, sondern nur einige Meisterschaftsspiele. Stattdessen sei man oft nach Kenn ausgewichen. Wegen der Hitze sei viel weniger Betrieb auf der Anlage gewesen als in den Vorjahren.Die Liethens geben an, sie hätten mehrfach das Gespräch gesucht, seien aber auf taube Ohren gestoßen. Die Vertreter von Tennis- und Sportverein sowie der Ortsgemeinde sagen, es habe kein Gesprächsangebot gegeben. Die Liethens geben an, der Tennisverein suche bereits Ausweichplätze, und bieten an, sich an den Kosten zu beteiligen. Der Tennisverein weist solche Überlegungen von sich. Neue Plätze seien nicht zu finanzieren."Wir wollen den Tennisverein nicht zerstören", sagt Paul Liethen, der selbst Tennis spielt. "Der Tennisverein wäre zerstört, wenn die Kläger Recht bekommen", sagen die Vertreter des Clubs. Natürlich habe er vor Baubeginn gewusst, dass von einem Tennisplatz Lärm ausgeht, gesteht Liethen. So schlimm habe er es aber nicht erwartet. Unter solchen Bedingungen hätte die Gemeinde überhaupt keine Baugenehmigung ausstellen dürfen, sagt er.Liethen selbst habe noch auf den Plätzen gespielt, als er schon in seinem Haus wohnte, heißt es von Seiten des Vereins. Er habe als Jugendlicher zuletzt dort seinem Hobby gefrönt, erwidert Liethen.Welche Nutzung ist in diesem Gebiet überhaupt möglich? In der Klageschrift heißt es, bei dem Baugebiet handele es sich seiner tatsächlichen Bebauung nach nicht um ein "Dorfgebiet", sondern um ein reines Wohngebiet.Die Sicht der Gemeinde stellt Armin Kopp (Bauverwaltung) dar. Danach dürfen in einem "Dorfgebiet" Wohnhäuser, landwirtschaftliche Betriebe und Handwerksbetriebe sowie kulturelle, kirchliche und sportliche Anlagen angesiedelt sein. Vor Gericht werde folgende Frage zu klären sein. "Ist die tatsächliche Bebauung maßgebend oder die rechtsverbindliche Festsetzung des Bebauungsplanes?" Die Tennisplätze und der Sportplatz fallen, so Kopp, unter die Kategorie "öffentliche Grünanlage". Solche Areale seien für Sportanlagen gedacht."Wie soll eine Gemeinde überhaupt noch guten Gewissens eine Sportanlage anlegen, wenn mit einer Klage alles zunichte gemacht werden kann?", fragt Eugen Müller vom Vorstand des Tennisvereins.1,2 Millionen Mark habe die Gemeinde damals in die Erschließung des Sportgeländes (die neue Grundschule gehört mittlerweile ebenfalls dazu) investiert, sagt Ortsbürgermeister Helmut Reis. Widersprüche habe es nicht gegeben.Ob die Parteien sich außergerichtlich einigen, scheint fraglich. Die Liethens sagen, sie seien schon öffentlich beschimpft worden. Anfang Dezember habe ein Autofahrer versucht, ihn bei Longen von der Straße abzudrängen. Der Fahrer sei ihm dann bis zu seinem Grundstück gefolgt. Liethen: "Er hat mir zugerufen: Wir haben dich auf dem Kicker. Pass auf, dass dir und deiner Frau nicht etwas passiert."Über das Kennzeichen habe er herausgefunden, dass es sich um ein Mitglied des Sportvereins handelt. Liethen hat Strafanzeige gestellt. Er schließt nicht aus, dass es einen Zusammenhang mit dem Tennisplatz-Zank gibt.

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