Am schönsten sind die leisen Töne

FREUDENBURG. Vor knapp drei Jahre wurde in der Pfarrkirche der 1500-Seelen-Gemeinde die neue Eisenbarth-Orgel geweiht. Grund genug für eine attraktive Konzertreihe.

Aus der Festschrift ist die Genugtuung der Initiatoren noch heute herauszulesen. Die Orgel aus der Passauer Werkstatt Eisenbarth, die am 1. Juli 2001 in der Pfarrkirche Freudenburg geweiht wurde, war für Kirche und Ortskultur ein ganz großer Schritt nach vorn. Der Orgelbauverein mit derzeit 40 Mitgliedern und vor allem der im letzten Jahr verstorbene Organist Wolfgang Geibel sind die Motoren dieser Entwicklung gewesen. Seitdem steht auf der Empore der Pfarrkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit kein bescheidenes Provisorium mehr, sondern eine stolze Königin. Zwei Manuale, 21 Register, ein Schwellwerk, bei dem sich die Lautstärke stufenlos verändern lässt und ein weicher, runder Grundklang - dieses Instrument hat Charakter und ist vielfältig genug für unterschiedliche, auch anspruchsvolle Literatur. Das zeigte auch das gut besuchte Benefizkonzert am Sonntag. Ekkehard Schneck gab Regers Introduktion und Passacaglia d-Moll beeindruckende Wucht. Vivaldis Konzert in der Orgelfassung von Johann Sebastian Bach entfaltete einen milden, hellen Klang, und César Francks Choral glänzte in zahlreichen Farben. Das Orgelwerk füllt den Kirchenraum, ohne ihn zu überfordern. Es ist laut, aber nicht zu gewaltig. Und doch: Am schönsten klingt die Eisenbarth-Orgel in ihren leisen Registern. Dann erhält sie etwas Stilles, Meditatives, Kammermusikalisches. Genau recht zur Begleitung von Gerda Koppelkamms leuchtenden Flötentönen. Zwei Stücke von Gabriel Joseph Rheinberger und vor allem die "Trois Mouvements" von Jehan Alain, sie entfalteten den Reiz feinsinniger Miniaturen. Der Orgelbauverein hat ein gutes Stück Arbeit geschafft. Überflüssig ist er dadurch nicht geworden, denn das Instrument wurde noch nicht vollständig finanziert. Von den 250 000 Euro Baukosten stehen rund 50 000 Euro noch offen. Diese Schulden müssen durch Spenden und Benefizkonzerte abgetragen werden. Und außerdem: Der Vereinsvorsitzende Walter Drach möchte auch in fernerer Zukunft noch Konzerte organisieren. Wenn schon ein gutes Instrument in Freudenburg steht, sollte man auch drauf musizieren. Zudem hat Freudenburg eine musikalische Vergangenheit, die fast keiner kennt: Mit großer Wahrscheinlichkeit hat Guillaume de Machaut im 14. Jahrhundert Stadt und Burg aufgesucht. Der war damals Europas bedeutendster Komponist.

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