Angst vor Abseitsstellung geht um

TRIER. Zukunftsweisende Themen bestimmten die Sitzung des Kreistages: Millionen-Projekte wie der "Moselaufstieg" und die Situation in der Abfallwirtschaft. Dazu kam die Ehrung für einen Politiker, der viel für den Kreis bewirkt hat.

In einer großen Koalition macht sich der Kreistag Trier-Saarburg für den "Moselaufstieg" (Moselbrücke bei Konz und Anbindung an die A 64 oberhalb Igel) stark. CDU, SPD und FWG stimmten dafür, dass das Projekt den Status "Vordringlicher Bedarf" im Bundesverkehrswegeplan behält. Lediglich die beiden Grünen-Ratsmitglieder und ein SPD-Mitglied stimmten gegen den Beschluss. Wie mehrfach berichtet, sieht ein Referentenentwurf aus dem Hause des Bundesverkehrsministers eine Zurückstufung des "Moselaufstiegs" in den Status "Weiterer Bedarf" vor. CDU und FWG brachten Anträge ein, mit denen sie sich für die Beibehaltung des Status Quo stark machten. "Der Moselaufstieg hat erste Priorität", sagte Hugo Kohl (FWG). "Ansonsten steht die Region im Abseits."Fraktionen betonen Schutzfunktion für das Tal

Genau wie Kohl wies auch Bernd Henter (CDU) auf die wirtschaftliche Bedeutung des Moselaufstiegs hin: Erhalt beziehungsweise Schaffung von Arbeitsplätzen, Anbindung der Region Konz/Saarburg an das Autobahnnetz. Es bestehe auch kein ökologisches Risiko. Im Gegenteil: "Der Moselaufstieg hat eine aktive Schutzfunktion für den Talkessel", sagte er. Zustimmung auch bei der SPD: "Eine Zurückstufung würde voraussichtlich das endgültige Aus für den Moselaufstieg bedeuten", sagte Wolfgang Schäfer. Werde das Projekt nicht verwirklicht, stehe die Region vor dem "Verkehrs-Kollaps". Harsche Kritik kamen dagegen von Paul Port (Grüne). Er sprach von "Zirkus" und "Schaunummer" und nahm den rheinland-pfälzischen Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage ins Visier. "Glauben Sie etwa allen Ernstes, dass ein fehlgeleiteter Bäckermeister aus dem Westerwald den Einstufungsbeschluss der Bundesregierung kippen kann?", fragte er in die große Runde. Die anderen Fraktionen lobten dagegen Bauckhages bisherige Rolle. Außerdem handele es sich nicht um einen Einstufungsbeschluss, sondern nur um einen Entwurf. Am Dienstag kam die erste Reaktion aus Berlin. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster lobte die Partei übergreifende Rückendeckung des Kreistages, mahnte aber gleichzeitig zur Eile. Bis zur endgültigen Kabinettsvorlage seien es nur noch ein paar Wochen. Kaster kündigte Gespräche in Berlin, aber auch mit Vertretern der Regionen rund um Trier und den Kreis an. Ob es beim Thema "Abfallwirtschaft" auch zur großen Koalition kommt, steht dagegen noch in den Sternen. Fakt ist, dass die Firma Herhof, die auf der Deponie Mertesdorf eine Müllverwertungsanlage baut, in finanziellen Schwierigkeiten steckt.Dem Kreis sitzt die Zeit im Nacken

Das Dilemma für den Kreis: 2005 treten schärfere Regeln für die Müllbeseitigung in Kraft. Alle Hoffnung der Region (Stadt Trier sowie die Kreise Trier-Saarburg, Bitburg-Prüm, Bernkastel-Wittlich, Daun) ruhte auf der Firma Herhof. Bis zu 180 000 Tonnen Müll sollen, so der Vertrag, ab 2005 jährlich in der 35-Millionen-Euro teuren Anlage verarbeitet und in Energie (Trockenstabilat) umgewandelt werden. Dem Unternehmen droht nach dem Ausstieg eines Partners, der Energie Aktiengesellschaft Mitteldeutschland, finanzielles Ungemach. Der "Zweckverband regionale Abfallwirtschaft" erhält zwar zwölf Millionen Euro, wenn der Vertrag nicht erfüllt wird. Von zentraler Bedeutung ist dann aber, welche Initiativen ergriffen werden müssen, um 2005 alle Auflagen erfüllen zu können. Die Verantwortlichen im Kreis Trier-Saarburg möchten am liebsten mit der Firma Herhof weiter machen, denn der Vertrag beinhaltet günstige Gebühren für die Verbraucher. Der Zweckverband ist bereit, sich mit acht Millionen Euro an einer Eigentumsgesellschaft zu beteiligen, erklärte Geschäftsführer Maximilian Monzel.Auszeichnung für einen Rekordhalter

Zuerst einmal werde aber auf Hochtouren weiter verhandelt, versicherte Landrat Richard Groß. Bei diesen Verhandlungen gehe es darum, Absatzmärkte für das Trockenstabilat zu erschließen. Die Frist läuft bis 30. Juni. Dann fällt die Entscheidung - zum Beispiel ob es zu einer neuen Ausschreibung kommt. Landrat Groß: "Es geht um viel Geld." Erfreulich war der letzte Tagesordnungspunkt. Michael Kutscheid, ehemaliger Konzer Bürgermeister und Mainzer Landtagsabgeordneter, erhielt den Ehrenbrief, die höchste Auszeichnung des Kreises. Kutscheid halte einen "eindrucksvollen Rekord", sagte Landrat Groß. Er gehörte zuerst dem Kreistag Trier, dann dem Kreistag Saarburg und schließlich dem Kreistag Trier-Saarburg an und verbrachte so insgesamt 35 Jahre in Kreisvertretungen. Kutscheid engagiert sich immer noch in der Lebenshilfe. Deshalb freute er sich besonders über eine 1000-Euro-Spende der Sparkasse Trier.

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