Angst vor dem flammenden Inferno

TEMMELS. Ein lauter Knall läst Fensterscheiben klirren. Ein Rauchpilz steigt auf. Es riecht nach Benzin, und die Mosel steht in Flammen. Vor diesem Szenario graut Feuerwehr und Bevölkerung im Obermoselort Temmels.

Nicht erst seit einer heftigen Verpuffung vor knapp vier Jahren fragen sich die deutschen Moselanwohner, wie bei einem Unfall grenzüberschreitend reagiert wird. Neue Aktualität bekommt die Thematik, seit be-kannt wurde, dass für die politisch gewollte Aufstockung der luxemburgischen Energiereserven zusätzliche Lagerkapazitäten für Benzin und Diesel benötigt werden - am wahrscheinlichsten bei Tanklux in Mertert. Im Katastrophenfall ist Landrat Günther Schartz verantwortlich für den Einsatz der Rettungskräfte und den Schutz der Bevölkerung. Die Kreisverwaltung in Trier zeigt sich auf alles vorbereitet. Pressesprecher Thomas Müller berichtet, dass die Einsatzpläne regelmäßig aktualisiert und geübt würden. Erst vor wenigen Wochen habe Landrat Schartz ein Seminar beim Bundes-amt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Ahrweiler besucht.Kritische Feuerwehrleute

Einen speziellen Einsatzplan für Mertert benötige man auf der deutschen Seite nicht, sagt Müller. Für Gefahrstoffe wie Öl und Chemikalien gelten schon verschärfte Regelungen. Zusätzlich greife die sogenannte "Seweso-Richtlinie" der EU. Danach muss jeder Betreiber einer gefährlichen Anlage einen gesonderten Alarm- und Einsatzplan aufstellen. Dies sei auch bei Tanklux in Mertert der Fall. Die Feuerwehrleute in Temmels sehen das kritisch. Bei der Verpuffung vor vier Jahren wurden sie unfreiwillig Zeuge, wie Feuer-wehrautos in Grevenmacher und Mertert "ziellos durch die Gegend brausten" - das Telefon in Temmels blieb stumm. Allerdings wären an einem gewöhnlichen Wochentag nur selten mehr als drei oder vier Feuerwehrleute im Ort. Die eigene Ausrüstung würde bei einem schweren Unfall auch nicht ausreichen. Im Katastrophenfall übernimmt die Feuerwehr in Trier das Kommando, erklärt Müller dazu. Die technische Einsatzleitung habe Zugriff auf alle im Kreis an verschiedenen Orten vorgehaltenen Spezialgeräte. Diese Strukturen sind eingespielt. Müller: "Dazu läuft die Zusammenarbeit mit den luxemburgischen Behörden absolut unkompliziert und tadellos." In Temmels bleibt man skeptisch. Ortsbürgermeister Joachim Mimler: "Wir wären die ersten, die die Folgen einer Katastrophe spüren würden." Obwohl Mimler Vertrauen in die Einsatzpläne des Katastrophenschutzes hat, würde er es begrüßen, wenn gemeinsame Übungen häufiger stattfinden würden. Mimler: "Einmal alle paar Jahre ist nicht genug." Trotz der grundsätzlichen Zuversicht ihres Ortsbürgermeisters bezweifeln Bürger in Temmels, dass alles Notwendige getan wird, um im schlimmsten Fall bestmöglich vorgesorgt zu haben. Landrat wartet auf Antwort aus Luxemburg

Die letzte Übung, an der auch die Temmelser Wehr beteiligt war, liegt immerhin schon mehr als vier Jahre zurück - sie fand vor der Verpuffung im Jahr 2002 statt. Landrat Günther Schartz, Gegner des geplanten Ausbaus bei Tanklux im Hafen Mertert: "Uns wäre es deutlich lieber, wenn die vermutlich unvermeidbare Erweiterung der Tanklager-Kapazitäten nicht in unmittelbarer Nähe zu Wohngebieten stattfinden könnte." Die Kreisverwaltung hat deshalb bei den Luxemburger Behörden nachgefragt, ob auch andere Standorte in der Großregion in Frage kämen. Die Antwort steht noch aus.

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