Anonyme Stätte für die ewige Ruhe

KONZ-ROSCHEID. In der Stadt Konz werden anonyme Urnenbestattungen möglich. Die notwendige Änderung der Friedhofssatzung und die Festlegung der Gebühr hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen.

"An die Stadt Konz ist der Wunsch herangetragen worden, die Möglichkeit für anonyme Urnenbestattungen zu schaffen - und zwar aus allen Schichten der Bevölkerung", erklärte Bürgermeister Winfried Manns in der jüngsten Stadtrat-Sitzung. Aus diesem Grund habe sich die Verwaltung mit dem Thema auseinandergesetzt und nach einer entsprechenden Lösung gesucht. Dabei betonte Manns: "Anonyme Bestattung heißt nicht, dass wir die Asche auf einer Wiese verstreuen. Das ist bei uns nicht erlaubt." Diese Form der Beisetzung werde auch nicht geschaffen, "um kostengünstig arme Leute zu bestatten, wie ein Ratsmitglied im Bauausschuss geäußert hat". Vermehrte Anfragen in jüngster Zeit

Seine Befürchtung wiederholte SPD-Ratsmitglied Georg Mertes allerdings nochmal in der Stadtratsitzung: "Ich befürchte, dass wir hinterher reihenweise Sozialhilfe-Empfänger im anonymen Gräberfeld haben. Eben weil es die günstigste Form der Bestattung ist." Dass die Stadt in erster Linie auf eine offensichtliche Nachfrage reagiert, bestätigt Oberinspektor Hans Philippi von der Bauverwaltung Konz im Gespräch mit dem TV. "Seit einem halben Jahr haben wir zahlreiche Anfragen nach anonymer Urnenbestattung erhalten. Vor allem ältere Menschen, die keine Angehörigen oder zumindest keine Familie in der Nähe haben, sind hier im Büro vorbei gekommen." Etwa 15 bis 20 Anfragen seien es in den vergangenen sechs Monaten gewesen, schätzt Philippi. Im Vergleich mit anderen Städten hinke Konz in diesem Punkt ohnehin hinterher. In Trier, auch in Saarburg, gibt es längst ein anonymes Urnenfeld. Konz wird seines in Kürze auf dem Waldfriedhof im Stadtteil Roscheid haben. "Sobald die Witterung es zulässt, wird der Werkhof eine etwa zehn mal fünf Meter große Rasenfläche dafür herrichten", sagt Philippi. Das Feld ist im unteren Teil des erst Ende der 80er-Jahre angelegten Friedhofs geplant. Eine hochstämmige Baum- und Strauchbepflanzung zur Eingrenzung werde der Werkhof anlegen. Das künftige Urnenfeld bleibt Rasenfläche ohne Kerzen- oder Grabschmuck. "Mit einer entsprechenden Platte werden wir auf das Feld hinweisen. Darüber hinaus wird nichts auf die einzelnen Ruhestätten hindeuten", sagt Philippi. Für etwa 60 in den Boden eingelassene Urnen soll Platz geschaffen werden. Hans Philippi: "Die einzelnen Urnen werden im Abstand von rund 60 Zentimetern versetzt." 300 Euro kostet nach Stadtratsbeschluss die anonyme Urnengrabstätte. Wie auch bei den Urnenwahlgräbern oder bei der Erdbestattung beträgt die Ruhefrist 25 Jahre. Die Stadt wird über die Identitäten der so Beigesetzten Bescheid wissen. Auskünfte, wer wo liegt, darf sie jedoch nicht erteilen. In einem Punkt allerdings ist die Stadt Konz weniger strikt als etwa die "große Schwester" Trier. So endet in Trier nach Auskunft Philippis die Trauerzeremonie bei anonymen Bestattungen in der Aussegnungshalle. Nachfrage auch wegen der Kosten

"In Konz wird die Trauergesellschaft mit bis zur Wiese gehen dürfen. Wir sind hier doch irgendwie auf dem Land. Die Leute würden das anders nicht akzeptieren", ist Philippi überzeugt. Die Befürchtung von Stadtratsmitglied Georg Mertes teilt der Oberinspektor nicht. "So viele Fälle, bei denen tatsächlich die Stadt für die Bestattungskosten aufkommen muss, zählen wir ohnehin nicht." Bei den vier in den ersten Wochen dieses Jahres verstorbenen Sozialhilfeempfängern seien in allen Fällen Angehörige für die Kosten aufgekommen. Für die vermehrte Nachfrage in der jüngsten Vergangenheit macht Philippi vor allem zwei Gründe aus: "Bei den jüngeren Generationen herrscht inzwischen generell eine andere Einstellung zu dem Thema vor. Und auch die Kirche hat sich in diesem Punkt gedreht. Früher haben die meisten Pastöre doch eine Urnenbestattung abgelehnt." Die Stadt Konz registriere von durchschnittlich 150 Beisetzungen im Jahr etwa 45 Urnenbestattungen. Die gestiegene Offenheit gegenüber anonymen Beisetzungen hänge auch mit den Bestattungs-Kosten und dem Procedere zusammen. "Diese Art der Bestattung ist deutlich günstiger als alles andere und befreit Angehörige oder Bekannte von der Aufgabe, ein Grab über Jahre zu pflegen."

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