Anschlusszwang als Wermutstropfen

Öl und Gas werden immer teurer, und das Heizen damit schadet der Umwelt. Manche Gemeinde in der Verbandsgemeinde Saarburg, die ein Wohngebiet erschließen will, liebäugelt deshalb mit Nahwärme. Denn die soll laut Betreiberfirmen kostengünstig und umweltverträglich zu haben sein.

Merzkirchen/Irsch. Was die Gemeinden Merzkirchen und Irsch derzeit verbindet, ist ihr Bestreben, mit Hilfe von Neubaugebieten die Einwohnerzahl zu steigern. Das aktuelle Projekt in Irsch "hört" auf den Namen "Ober Gebert", umfasst rund 20 Grundstücke und soll laut Ortsbürgermeister Jürgen Haag Mitte 2009 erschlossen werden. Etwa 30 Bauparzellen bietet das Merzkirchener Gebiet "Auf den Schanzen". Dessen Erschließung ist nach Auskunft von Ortschef Martin Lutz ebenfalls für die Jahresmitte 2009 geplant.

Außerdem liebäugeln beide Gemeinden mit Nahwärme-Netzen zur Versorgung ihrer Baugebiete mit Heiz- und Brauchwasser. Kein Wunder - reichen doch die Argumente der Betreiberfirmen von Nahwärme-Netzen von moderaten Heizkosten über die "Vorreiterrolle der Gemeinde beim Umweltschutz" bis hin zu einer "höherwertigeren Infrastruktur", wie der Konzer Energieberater Bernhard Becker in einer Gemeinderatssitzung in Merzkirchen betonte. Zudem müssen die Teilnehmer statt der Kosten für eine hausinterne Heiztechnik (Öl-Heizung, Gas-Brennwerttherme) "nur" eine Anschlussgebühr bezahlen, die bei rund 5000 Euro liegen kann. Allerdings gibt es in den Gemeinden auch Kritik, unter anderem im Hinblick auf den von den Betreibern der Netze geforderten Anschlusszwang für alle Grundstücke in den betroffenen Wohngebieten. Denkbar ist zudem, dass in Nahwärme-Gebieten das alternative Heizen mit Holz oder Holzkohle in offenen Kaminen sowie das Nutzen von Kachelöfen unzulässig ist - wie beispielsweise im Konzer Baugebiet "Roscheid V".

Zumindest den Anschlusszwang sieht Martin Lutz aus Merzkirchen weniger kritisch und berichtet von einem ähnlichen Fall: "Eine Firma wollte in unserem Baugebiet in Körrig ein Gas-Netz mit zentralem Tank aufbauen. Wir lehnten das ab. Unsere Befürchtung war, der damit verbundene Anschlusszwang könne Bauherren abschrecken. Heute haben fast alle, die dort wohnen, einen Gas-Tank im Garten." Zur Nahwärme sagt Lutz: "Die Stimmung im Gemeinderat ist auch aus Umweltgründen positiv. Die Bauherren hingegen wollen wissen, was sie bei Nahwärme gegenüber anderen Heizsystemen sparen können." Die Entscheidung, ob Merzkirchen ein Nahwärme-Netz bekommt, soll im Januar fallen. Auch Jürgen Haag aus Irsch befürwortet die Nahwärme. "Ich will das bei uns vorantreiben, weil wir auf dem Energiesektor etwas machen müssen. "Skepsis gibt es aber auch in Irsch. So störe manchen die geforderte Vertragsbindung. Das heißt: Angeschlossene Haushalte müssen sich für mindestens zehn Jahre an das System binden, wie es bei einer Informationsveranstaltung in Irsch im August hieß. Offen ist noch, ob das Baugebiet "Ober Gebert" ein Nahwärme-Netz bekommt.

Extra
Nahwärme Dreh- und Angelpunkt eines Nahwärme-Netzes ist ein mit Gas oder Biomasse betriebenes zentrales Blockheizkraftwerk (BHKW), das Strom erzeugt, der zum Teil in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Die dabei entstehende Abwärme plus zusätzliche Energie aus Sonnenkollektoren werden zum Aufheizen von Brauch- und Heizwasser benutzt, das über isolierte Leitungen zu den Häusern gelangt. Die höhere Effizienz der Blockheizkraftwerke gegenüber anderen Heizsystemen resultiert aus der Stromerzeugung und der gleichzeitigen Wärme-Nutzung (Kraft-Wärme-Kopplung). BHKW gelten deshalb als umweltverträglicher.

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