Arbeitsgeschwindigkeit: 120 Meter pro Stunde

OBERBILLIG. (ph) Wer dieser Tage mit der Bahn oder dem Auto von Trier aus am östlichen Moselufer entlang Richtung Süden fährt, könnte das Ungetüm für einen wartenden Güterzug halten. Doch wer genauer hinsieht kann erkennen, dass sich das 45 Meter lange und mit Schwellen beladene Riesen-Gefährt langsam vorwärts bewegt und dabei die Gleise erneuert.

Umbauzug nennt die Bahn die ausgeklügelte Maschine, die quasi im Vorbeifahren den Schotter von der Strecke räumt, die Gleisschwellen austauscht und neue Schienen verlegt. Auch ihr eigenes "Lager" hat die Anlage dabei: Auf einer langen Reihe von Güterwaggons sind neue Betonschwellen gelagert, jede 300 Kilogramm schwer. Ein über die Waggons hinwegfahrender Kran bringt die Schwellen zu einem Förderband, von dem aus sie auf den Schotter gelegt werden - alle 18 Sekunden eine, 200 pro Stunde. Zuvor hat der Zug die alten Schienen angehoben und zur Seite gebogen. "Einfädeln" nennt das der Fachmann. Greifer heben die alten Schwellen hoch, der Schotter wird eingeebnet. Wenn die neuen Schwellen verlegt sind, setzt der Zug die neuen Schienen obendrauf. Lediglich das Lösen und Befestigen der Schrauben, die die Schienen halten, wird von Hand erledigt. In Spitzenzeiten sind bis zu 100 Menschen im Einsatz. Derzeit ist der 280 Tonnen schwere Umbauzug zwischen Wellen und Karthaus unterwegs, um auf der 10,5 Kilometer langen Strecke die drei Jahrzehnte alten Gleise zu erneuern. Er erreichte mit seiner Arbeitsgeschwindigkeit von 120 Metern pro Stunde Oberbillig. In neun Tagen tauscht er 17 500 Betonschwellen aus und verlegt 21 Kilometer neue Schienen. Umbauzüge seien seit den späten 60er-Jahren vor allem auf größeren Strecken im Einsatz, sagte Wolfgang Rausch von der BPB GmbH in Koblenz, die für die Bauüberwachung zuständig ist. In der Regel würden Bahnschienen nach 30 Jahren routinemäßig erneuert. Das neue Gleis werde am 3. Mai um 4.30 Uhr freigegeben, sagte Projektleiter Alexander Tholl von der DB ProjektBau GmbH. Danach werde die Erneuerung der Moselstrecke weiter gehen: In diesem Jahr würden noch ein 16 Kilometer langer Abschnitt zwischen Koblenz und Trier sowie sechs Weichen ausgetauscht, sagte Tholl. Ende Oktober werde es zwischen Koblenz und Cochem zu einer Totalsperrung kommen. Die Arbeiten an der Moselstrecke sollen nach Tholls Worten im Juni 2006 beendet sein. Die Kosten für das Projekt beliefen sich auf etwa 100 Millionen Euro. Die Finanzierung sei in diesem Jahr trotz unsicherer Zuschüsse aus Berlin gesichert.

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