Auch Bienen haben Eigenarten

ZEMMER-RODT. Mit einer Silbermedaille wurde Matthias Lutterbeck aus Rodt bei der Honig-Prämierung des Imkerverbands Rheinland ausgezeichnet (der TV berichtete). Ein toller Erfolg für den Jungimker, der seit 1999 zusammen mit seinem Vater Christoph Bienen züchtet und Honig produziert. Beide sind im Bienenzuchtverein Trier organisiert.

Feuer gefangen hatte Christoph Lutterbeck durch die Erzählungen eines Freundes, des Imkers Fritz Zimmer aus Kersch. Dieser stellte ihm schließlich im Juli 1998 ohne Vorwarnung zwei Bienenstöcke auf die Wiese und sagte: "Nun mach mal, wenn Du Fragen hast, ruf an." Mit etwas Unterstützung durch den Imkervater gelang es dem Neuling tatsächlich bald, seine ersten 20 Kilo Honig zu schleudern. Mittlerweile äußerte auch Sohn Matthias Interesse. "Er war schon immer sehr naturverbunden und hat eine ausgezeichnete Hand für Tiere", sagt sein Vater. "Ich schenkte ihm daher einen Schutzanzug, wenig später kaufte er sich einen eigenen Bestand von fünf Völkern." Seither arbeiten die beiden gemeinsam, vor allem bei der Honigernte und beim Schleudern. "Sonst ist es eher ein Wettbewerb", erzählt Matthias, "wir halten unsere Bienen und unseren Honig getrennt. Manchmal gehen wir verschiedene Wege, damit wir sehen, wer hinterher Recht hat." Matthias experimentiert gerne. "Ich interessiere mich für die Geschichte der Kelten und probiere Met-Rezepte aus." Dieses Mal ist es Holunder-Met. Vater Christoph favorisiert die Rezepte der neueren Zeit, von denen etliche in den Deckeln der Gläser des "Echten Deutschen Honigs" zu finden sind. "Honig ist ein reines Naturprodukt und bietet mehr als nur Geschmack", schwärmt der überzeugte Honigfan. "Manche Ärzte raten Allergikern dazu, zur Desensibilisierung Honige aus der heimischen Region zu konsumieren." Die beiden Fachmänner haben nach einigen Schulungen den Sachkunde-Nachweis für Honig und Königinnenzucht abgelegt. Maßstab ihrer Arbeit ist eine kurze und klare Qualitätsbestimmung: "Deutschem Honig darf nichts hinzugefügt oder entzogen werden." Die Einhaltung gewährleistet der Deutsche Imkerbund durch ständige unabhängige Kontrollen. Auch bei der Honigprämierung wird das Produkt unter strengsten Kriterien chemisch analysiert, sowie nach Sauberkeit, korrekter Aufmachung, Viskosität und Geschmack beurteilt. "Honig muss schonend und unter Einhaltung absoluter Sauberkeit gewonnen werden", erklärt Christoph Lutterbeck. "Bienen an sich sind ja sehr sauber." Wolle man aber an ihren Honig, "werden sie schon ein bisschen knatschig". Meistens lasse sich der Konflikt aber mit Ruhe und Tierliebe lösen. Hat er die Waben geborgen, entfernt der Fachmann den Wachsüberzug von den Zellen (entdeckeln) und stellt die Waben in die Honigschleuder. Durch Drehen wird der Honig herausgeschleudert. Nach ein oder zwei Tagen wird er abgeschäumt (Wachspartikel werden entfernt) und dann immer wieder kalt gerührt. Je nach Erntezeit wird der Honig Früh- oder Spättracht genannt. Da Lutterbecks Bienen die ganze Angebotspalette heimischer Blüten nutzen, entstehen keine Sortenhonige sondern eine aromatische herzhafte Mischtracht, die bei der Prämierung die Bezeichnung Blütenhonig erhielt. Matthias Lutterbeck will seinen Honig, angespornt durch den Erfolg, auch nächstes Jahr wieder prämieren lassen, sein Vater züchtet weiterhin sanftmütige und fleißige Bienen. "Mit denen kommen wir gut klar, man kennt sich eben."

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