Auch Busfahren will gelernt sein

LONGUICH. 600 Unfälle, bei denen sich Kinder während des Busfahrens verletzten, wurden im vergangenen Jahr der Unfallkasse Rheinland-Pfalz gemeldet. Häufig sei das Fehlverhalten der Kinder schuld, so Heike Stanowski von der Unfallkasse Rheinland-Pfalz. In der "BusSchule" lernten Longuicher Grundschüler, sich richtig zu verhalten

Karl-Heinz Länger, Busfahrer, Disponent und "frischgebackener" Bustrainer der Moselbahn, fährt an. Der Tacho des Busses zeigt fünf Stundenkilometer an. Die Schüler der Klassen 3a und 3b der Grundschule Longuich, die beiden Lehrer, Friedrich Mick von der Kreisverwaltung Trier-Saarburg und Dieter Börsch, Busfahrer, Revisor und Bustrainer von der Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft (RMV), haben alle einen Sitzplatz - und sind vorgewarnt. "Haltet euch gut fest, ich mache jetzt eine Vollbremsung." Der Busfahrer tritt ruckartig auf die Bremse, die Kinder und Erwachsenen fallen in ihren Sitzen nach vorne. Ein Ranzen hat sich "verselbstständigt", ist durch den Bus geflogen und vorne, in Nähe des Busfahrers, gelandet. Spektakulär vorgeführt, was alles passieren kann

Eine Vollbremsung, allerdings ohne Vorankündigung, haben einige Longuicher Grundschüler vor etwa einem Jahr erlebt. Die Folge: "Einige Schüler hatten Beulen", sagt Lehrerin Nadina El-Bitar. "Hier seht ihr, wie wichtig es ist, dass ihr euch festhaltet. Vieles kann passieren, wenn ihr Bus fahrt." Damit Busfahren für die Schüler sicherer wird, war die BusSchule in Longuich zu Gast. Der RMV bietet das Projekt in Zusammenarbeit mit der Moselbahn und der Unfallkasse Rheinland-Pfalz an. Der Kreisausschuss Trier-Saarburg hatte das Thema beraten und sich einhellig dafür ausgesprochen, die "BusSchule" an den Schulen im Kreis anzubieten. Die Kreisverwaltung als Träger der Schülerbeförderung hatte daraufhin die Schulen im Landkreis angeschrieben. Nun ist die BusSchule im Kreis auf Tour. Themen wie Drängelei an der Bushaltestelle, Streitigkeiten um die Plätze im Bus oder "Stolpersteine" durch abgestellte Schulranzen wurden in Longuich angesprochen. Unterrichtsort war der Bus. Erst machten die beiden Bustrainer die Klassen mit der Ausstattung des Busses vertraut. Sie übten das Ein- und Aussteigen und erlernten das Verhalten in brenzligen Situationen. Mit zwei Tonnen, "die dumme Lisbeth und der dumme Paul", so Dieter Börsch, demonstrierten die Trainer, wie gefährlich es ist, wenn Schüler sich zu nah an den anfahrenden Bus stellen. "Lisbeth und Paul" stürzten zu Boden. Einige Schüler übten das Überqueren der Straße, nach dem Aussteigen vor dem Bus. Sie wurden darauf hingewiesen, dass Schreien oder lautes Fensterschließen dazu führen können, dass der Busfahrer erschreckt. Während einer kleinen Rundfahrt durch Longuich forderten die Schüler lauthals eine Vollbremsung ein. Dieter Börsch nutzte die Gelegenheit und wies die Schüler nochmals darauf hin, das vorher Erlernte zu beherzigen: "Bitte leiser!" An der Haltestelle warteten schon die nächsten Klassen, um sich im Bus fahren zu üben. Die beiden Lehrerinnen Nadina El-Bitar und Mathilde Thiel sind davon überzeugt, "dass das praktische Üben den Lerneffekt verstärkt hat". Schulen, die sich für die BusSchule anmelden wollen, können sich an den RMV (Telefon 0261/100010) sowie an die Kreisverwaltung (Telefon 0651/715-407, E-Mail: Friedrich.Mick@trier-saarburg.de) wenden.

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