Auf den Schock folgt der Wille zu helfen

KENN/WALDRACH/FELL. Die gewaltige Seebebenkatastrophe in Südasien hat auch die meisten Menschen in der Trierer Region tief betroffen gemacht. Die Folge ist der Wunsch, irgendetwas zu tun, um die Not der Menschen zu lindern. Dies entlädt sich meist in spontanen Spendenaktionen. Allein ein Sonderverkauf in Kenn erbrachte in eineinhalb Tagen über 11 000 Euro.

Die täglich über den Bildschirm gehenden Asien-Bilder von Leichenbergen und verzweifelt her-umirrenden Hinterbliebenen haben auch im fernen Europa ihre Spuren hinterlassen. Hinzu kommt, dass fast alle europäischen Länder selbst Tote, Vermisste und Verletzte zu beklagen haben. Erst Tage nach der Jahrhundert-Springflut im indischen Ozean wurde das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Inzwischen ist jeder Zweite in Deutschland bereit, aktiv oder durch Spenden zu helfen. Aktiv nahmen kurz vor dem Jahreswechsel auch einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wal-Mart-Einkaufszentrums in Kenn die Sache in die Hand. Sie beschlossen, während ihrer Freizeit in den Räumen des Hauses eine Sonderverkaufsaktion zu Gunsten der Flutopferhilfe zu starten. Die spontane Idee wurde von der Geschäftsleitung sofort unterstützt. Sie stellte die erforderliche Verkaufsfläche zur Verfügung und sagte zu, den Erlös aus dem Sonderverkauf zu verdoppeln. Auch drei Sponsoren für die Ware waren schnell gefunden: Die Bibelhausener Mühle, die Bäckerei Schumacher und Wal Mart spendeten Berge von Berliner Pfannkuchen. Verkauft wurde ganztägig am 30. Dezember und halbtags an Silvester. Auch Wal-Mart-Leiter Hans-Georg Schmidt griff aktiv ins Geschehen ein. Er band sich eine weiße Schürze um und half an der Berliner-Theke aus.Viele verzichteten auf Wechselgeld

Schmidt: "Die Resonanz war überwältigend. Die Leute haben uns fast überrannt." Und von wegen "Geiz ist geil". Der Sonderverkauf in Kenn lief jedenfalls unter umgekehrtem Vorzeichen: Die meisten Kunden kümmerten sich nicht um den Angebotspreis von einem Euro für zwei Berliner, sondern verzichteten gerne auf das Wechselgeld. Dabei reichten nicht wenige auch einen Zwanzig-Euro-Schein auf Nimmerwiedersehen über die Theke. Als dann vorzeitig das Gebäck ausging, wurden kurzfristig noch Würstchen beschafft und heiß gemacht. So konnte der Verkauf weitergehen. Unabhängig von den Verkaufsaktivitäten zogen die Initiatoren auch mit der Sammelbüchse durch die eigenen Reihen. Die rund 250 Wal-Mart-Beschäftigten legten kräftig zusammen und sammelten noch zusätzliche 1000 Euro. Die Zählung am Ende ergab genau 5788,84 Euro, die Wal Mart auf 11 497,68 Euro verdoppelte. Das Unternehmen wird den Betrag nun an die Aktion "Deutschland Hilft" - einem Zusammenschluss verschiedener deutscher Hilfsorganisationen - überweisen. Kaufhauschef Schmidt: "Im neuen Jahr kam noch eine Kundin mit 170 Euro zu mir. Sie hatte das Geld auf ihrer Geburtstagsfeier unter den Gästen gesammelt." Weitere spontane Spendenaktionen sind in der nächsten Zeit zu erwarten: So sollten am heutigen Mittwochabend die Bewohner des Kenner Nachbarortes Fell schon einmal Geld bereitlegen. Ab 19 Uhr werden Mitglieder des SV "Fortuna" durch Fell und den Ortsteil Fastrau ziehen und sammeln. Die Spende soll an das DRK weitergeleitet werden. Mit dabei ist auch das Café Lichtenthal an der Hermeskeiler Straße in Waldrach. Normalerweise hat Inhaberin Anita Lichtenthal donnerstags geschlossen. Nicht so am kommenden Donnerstag, 6. Januar. Dann fällt der Ruhetag aus, und der Reinerlös ist den Flutopfern gewidmet. Der Tag beginnt um 7 Uhr mit einem Frühstücks-Büfett, dann folgen Mittagessen, Kaffee und Kuchen sowie Abendessen. Der Elferrat des Karnevalsvereins Waldrach unterstützt die Wirtin an diesem Tag. Man wird übrigens versuchen, das gesammelte Geld direkt einer betroffenen Familie in Südasien zukommen zu lassen.

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