Auferstehung aus Ruinen

KORDEL. Reizvoll am Rande von Kordel liegt die Reitzenmühle. Auf den ersten Blick eine Idylle. Doch der Schein trügt. Denn weit weniger reizvoll als ihre Umgebung ist die alte Mühle selbst. Der Zahn der Zeit hat arg an ihr genagt. Seit Jahren modert sie still vor sich hin. "Was wird aus der Reitzenmühle?", fragen die Kordeler.

Um es vorweg zu nehmen: Es tut sich was. Freilich nicht im Hau-Ruck-Verfahren. Mahlen doch auch - oder gerade - in Sachen Erhaltung alter Bausubstanz die Mühlen langsam. Erhalten werden soll das immer noch stattliche, alte Gemäuer auf jeden Fall. "Das war von vornherein mein Wunsch. Unter dieser Prämisse habe ich die Mühle im Jahre 1997 ersteigert", sagt ihr Besitzer, Pasquale Buccio aus Butzweiler. Das Kaufmotiv sei reine Gefühlssache gewesen, nicht Spekulation. "Hätten wir die Mühle vor 20 Jahren erwerben können, als wir in Butzweiler bauten, würden wir heute sicher dort wohnen", sagt Buccio und fügt hinzu: "Vielleicht wird sie ja auch noch unsere "Altersresidenz. Das wäre unser Traum."Zum Verfall gesellen sich Vandalen und Diebe

Als Meister und Restaurator im Stukkateurhandwerk bringt Buccio beste Voraussetzungen für sein Renovierungsvorhaben mit. Ganz so trostlos, wie es von außen den Anschein hat, sei der Zustand der Mühle indes nicht. Zunächst habe man durch die Errichtung von Stützwänden für statische Sicherheit gesorgt. Viele Kubikmeter Boden, Steine und Geröll seien bewegt worden. Weil der Betrieb weiterlaufen musste, habe es vielfach an Zeit gefehlt. Buccio beklagt, dass nicht nur der Verfall Probleme bereitet habe, sondern ebenso sehr Vandalismus und Diebstahl. Geradezu professionell sei die Mühle ausgeschlachtet worden. Tonnenschwere alte Sandsteintröge habe man mit Krähnen abtransportiert. "Wir waren der Resignation oft nahe, aber haben nicht aufgegeben", resümiert Buccio. Auf seinem Schreibtisch liegen aktuelle Pläne. Sie zeigen die Reitzenmühle als stimmungsvolle Ferienanlage. "Keine Kneipe, kein Rummel. Alles soll im Sinne der Denkmalpflege nahezu ursprungsgerecht erhalten oder restauriert werden", betont Buccio. Die alte Mühlenromantik mit Mühlenteich und allem, was dazu gehört, solle wieder hergestellt werden. Als Gäste in den fünf Ferienappartements zwischen 40 bis 160 Quadratmetern Größe würden vor allem naturverbundene Menschen erwartet. Das schließe auch junge Familien mit Kindern nicht aus. Kindgerechte Einrichtungen seien geplant. "Wichtig ist vor allem ein neues Dach. Noch in diesem Jahr wird aufgebracht", nennt Buccio eine ersten konkreten Schritt. Dann werde es weitergehen - so zügig, wie es Zeit und Finanzen erlauben. Ganz preiswert sei die Sache schließlich nicht. Als "Cordeler Mühle" wurde die Reitzenmühle im Jahr 1804 von der Familie Werwie erbaut. Das am Kimmlinger Bach gelegene Wehr trieb zwei Mühlräder und zwei Mahlgänge an. Servatius Werwie muss es als Müller zunächst gut gegangen sein, denn er erwarb noch in beachtlichem Umfang Land um die Mühle herum. Rund 40 Jahre später jedoch war er hoch verschuldet und wanderte nach Amerika aus. Am 22. Oktober 1844 ersteigerte die Familie Reitz die Mühle. Seitdem heißt sie Reitzenmühle. Bevor Pasquale Buccio 1997 neuer Besitzer wurde, hatte die letzte Bewohnerin der Reitzenmühle ihr Domizil aus Altersgründen aufgegeben.

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