Aufstrebendes Dorf ohne Namen

BESSLICH. Der Neweler Ortsteil Beßlich hat ein Problem, mit dem auch andere Dörfer in der Region kämpfen: Sie sind nur noch Ortsteil einer größeren Gemeinde - und als solche finden sie auf Straßenhinweisschildern einfach "nicht mehr statt". Einige Gewerbetreibende aus Beßlich dies nicht hinnehmen.

"Ein unhaltbarer Zustand, und keiner kümmert sich darum", sagten sich sieben Beßlicher Unternehmer. Im Mai dieses Jahres griffen sie zur Selbsthilfe und gründen den wohl kleinsten Gewerbeverein in der Verbandsgemeinde Trier-Land. Das Hauptanliegen des Vereins klingt scheinbar profan - kann aber für die Betroffenen von existenzieller Bedeutung sein: Ihr Eifelort Beßlich, wo ihre mittelständischen Handwerks-, Handels- und Gastronomiebetriebe angesiedelt sind, ist für Gäste, Kunden und Lieferanten nur schwer auffindbar.Nur für Ortskundige auffindbar

An der stark frequentierten Hauptstraße B 51 zwischen Trier und Bitburg fehlt an den großen Vorwegweisern jeder Hinweis auf Beßlich. Auch wer die Bundesstraße verlässt und den Wegweisern zur "Hauptgemeinde" Newel folgt, sucht zunächst vergeblich nach Beßlich. Erst im Zwei-Kilometer-Bereich vor Beßlich trifft der Ortsunkundige auf einen fast versteckten gelben Pfeil mit dem Hinweis auf die rund 400 Einwohner zählende Gemeinde. Ziemlich sauer haben sich Gastronom Wilfried Licht, Vorsitzender des jungen Gewerbevereins, und Mitglied Matthias Schergen, zum Gespräch mit dem TV eingefunden. Licht: "Es geht nicht darum, nur unsere eigenen Interessen zu vertreten - uns geht es um die Zukunft des Ortes, der sich innerhalb von nur vier Jahren von knapp 100 auf rund 400 Einwohner entwickelt hat." Dazu gehörten zahlreiche junge Gewerbetriebe und auch die Lage sei optimal: nur wenige Minuten zur Hauptverkehrsader B 51 und nur acht Autominuten nach Trier. Matthias Schergen, der einen Handel mit Gartenbaugeräten betreibt, ergänzt: "Meine Lieferanten kurven oft stundenlang in der Gegend herum, denn meine Adresse lautet amtlich auf "Newel", und nach Beßlich wird's dann zum Suchspiel." Ähnliche Probleme kennt Wilfried Licht mit Gästen, die seinen Gastronomiebetrieb "offiziell" in Newel suchen, obwohl Beßlich das Ziel wäre. Dass sich an der B 51 im Trierer Stadtgebiet (Bitburger Straße) auf offiziellen gelben Vorwegweisertafeln in Weiß eingeblendete Hinweise auf Trierer Hotel- und Gastronomiebetriebe befinden, während Beßlich an der gesamten B 51 überhaupt nicht vorkommt, finden Licht und Schergen zwar "bemerkenswert", doch es solle hier keine "Neidkampagne gestartet werden". Ihnen gehe es einzig darum, dass ihr Ort seiner Bedeutung gemäß auf Straßenschildern erscheine. Licht: "Die derzeitige Lösung ist eine Ungleichbehandlung ersten Ranges." Inzwischen hat der junge Verein Anfragen an die Verbandsgemeinde Trier-Land und die Kreisverwaltung verschickt. Die Antwort steht noch aus. "Wir sind die Sache noch am prüfen", so Thomas Müller von der Kreisverwaltung, die "redaktionell" zuständig ist für den Inhalt aller Wegweiser innerhalb ihres Bereiches. Dem Gewerbeverein jedenfalls geht es - wie er betont - nur um die Anzeige des Ortsnamens Beßlich auf den Wegweisern. Deshalb wartet er nun auf das Ergebnis der "kreisbehördlichen Prüfung" und hofft, dass sich irgendwann mal etwas regt. Morgen: Außergewöhnlich engagiert - der Gemeindearbeiter Winfried Merz.

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