Aufwertung oder Verschandelung?
KANZEM. Der Plan eines Wohnmobil-Stellplatzes an der Saar schien im vergangenen Sommer schon erledigt zu sein. Nachdem sich eine Bürgerinitiative formiert hatte, strich der Ortsgemeinderat das Vorhaben. Anscheinend nur vorläufig, denn am Dienstag geht das Projekt in der Ratssitzung in eine neue Runde.
Sabina Quijano ist sichtlich verärgert. Bis Anfang Februar sah es so aus, als hätte der Ortsgemeinderat von Kanzem ein Wohnmobilplatz-Projekt auf dem Gemeindegebiet endgültig ad acta gelegt. "Jetzt greift der Bürgermeister die Angelegenheit wieder auf und will sie offenbar im Rat durchpeitschen", sagt die Grünen-Politikerin, die zugleich Vorstandsmitglied der Kanzemer Bürgerinitiative ist. Die hatte im Sommer 2005 rund 250 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt - ungefähr die Hälfte aller Wahlberechtigten im Ort. Als sich dann auch noch der Denkmalschutz quer legte, zog der Gemeinderat den Plan zurück und Bürgermeister Günter Frentzen begründete den Schritt in einem Bürgerbrief mit der ablehnenden Einstellung der Einwohner.Auferstehung für ein einst begrabenes Projekt
Damit schien die Angelegenheit erledigt zu sein. Bis der Bürgermeister die Vorstandsmitglieder der Initiative am 8. Februar dieses Jahres zu einer Exkursion mit dem Gemeinderat nach Minheim einlud, um den Caravan-Platz der Mittelmosel-Gemeinde zu besichtigen. Ein Ehepaar aus Wawern hatte die Genehmigung für den Bau eines Wohnmobil-Platzes in Kanzem beantragt. Damit feiert das Projekt, das wenige Monate zuvor begraben worden war, seine Auferstehung. Auch ein neuer Standort ist vorgesehen: einige hundert Meter weiter saarabwärts, nahe der Grillhütte - unkritisch für den Denkmalschutz und auf einem Gelände, das rundherum von Naturschutzgebieten umgeben, selber aber keines ist. 120 bis 160 Caravans sollen dort Platz finden; im ursprünglichen Projekt ging es nur um bescheidene acht Stellplätze. Jetzt steht das Thema auf der Tagesordnung des Kanzemer Rats. Am Dienstag wird sich das Gremium unter Punkt vier mit "Stellplätzen für Wohnmobile in Kanzem" befassen. Die Bürgerinitiative hat mit einem Brief an den Bürgermeister reagiert und auf das nach ihrer Ansicht klare Meinungsbild in der Ortsgemeinde verwiesen. Sprecher René Morbé in dem Schreiben: "Es stellt sich uns die Frage, weshalb der Gemeinderat glauben kann, dass die hier geplante Verzwanzigfachung von Stellplätzen im Vergleich zum Vorprojekt die Meinungsbildung der Einwohner über Caravan-Tourismus in Kanzem auf den Kopf gestellt hat." Dazu liefert die Initiative eine detaillierte Stellungnahme und weist vor allem darauf hin, dass ein Caravan-Platz bereits in Biebelhausen entsteht. Überdies stehe das Caravanplatz-Projekt quer zur Förderung des naturnahen Rad- und Bootstourismus, die vom Rat einhellig beschlossen worden war. Wörtlich: "Eine Abkehr von diesem Weg würde das Bild von Kanzem und unser tägliches Leben beeinflussen und verändern."In Minheim durchweg positive Erfahrungen
Das sehen nicht alle in Kanzem so. Die Erfahrungen mit dem Platz seien in Minheim durchweg sehr positiv, erläuterte Bürgermeister Frentzen. Und ein Stellplatz sei eine echte Stütze der dörflichen Infrastruktur, der Läden, Banken, Gaststätten. Überhaupt: "Das Prüfverfahren läuft noch." Und es sei nicht ausgeschlossen, dass sich das Thema bis zur Sitzung am Dienstag ohnehin erledigt habe. Allzu weit kommt der Bürgermeister der Initiative allerdings nicht entgegen. Für die Mehrheit der Ratsmitglieder scheine eine Bürgerbefragung nicht sinnvoll zu sein, vermutet Frentzen in einem Antwortbrief auf das Schreiben der Initiative. Und so könnte der Tagesordnungspunkt vier am Dienstag tatsächlich so ablaufen, wie in den Erläuterungen vorgesehen. Dort heißt es am Ende: "Beratung mit eventueller Beschlussfassung". Sitzung des Ortsgemeinderats Kanzem am Dienstag, 7. März, 19.30 Uhr in der "Alten Schule".