Aus dem Mittelalter in die Zukunft

WALDRACH. Mit stehenden Ovationen dankten über 400 begeisterte Besucher in der Aula der Regionalschule den Mitwirkenden an der Aufführung der "Carmina Burana" von Carl Orff. Die Spenden von rund 1000 Euro kommen der Sozialstation Waldrach zu Gute.

Ursprünglich sollte die Aufführung der auf mittelalterlichen Texten basierenden "Carmina Burana" zum Zeitpunkt des Umzuges in das neue Rathaus stattfinden. Doch das Wetter hatte den Planern einen Strich durch die Rechnung gemacht und die Fertigstellung des Hauses im Jahresablauf nach hinten geschoben. Planer dieser gigantischen Aufführung waren der Chorleiter und "Motor" des Projektes, Laurentius Lauterbach, und Bürgermeister Bernhard Busch. Vor rund zwei Jahren hatten sie in einer weinseligen Laune darüber philosophiert, wie man den Beginn einer neuen Verwaltungsära in Waldrach kulturell gestalten könne. Der Vorschlag von Dirigent Lauterbach, die "Carmina Burana" mit einem Projektchor aus der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer aufzuführen, fand bei Busch ein offenes Ohr. "Viele Samstagnachmittage haben wir gemeinsam geprobt, manchmal gelitten, viel öfter jedoch haben wir uns über die Fortschritte gefreut", erzählt Busch. Ein besonderer Akzent wurde durch die gewonnenen Solisten gesetzt, insbesondere durch die Luxemburger Schlagzeuger. Dank ihrer wurde das Motto der Kreiskulturtage "Kultur grenzenlos" mit Leben erfüllt. Carl Orff hatte 1934 die 1847 im Druck erschienenen Carmina Burana aus dem 12. Jahrhundert entdeckt. Diese Handschrift aus Benediktbeuren enthält weltliche Lieder. Orff fühlte sich von den Bildern und Worten überfallen. Er wählte aus den über 250 Liedern einige wenige Texte und vertonte sie. Als großes Symbol steht über dem ganzen Werk, so auch auf dem Waldracher Programm zu sehen, das Glücksrad der Fortuna. Waldracher Publikum war gefesselt

Das ewige Kreisen der Welt zwischen Glück und Unglück, Aufstieg und Niedergang vertonte Orff mit wenigen, immer wiederkehrenden Mitteln in dem großen Chorsatz, der am Anfang und Schluss des Werkes steht. In Waldrach waren die Zuhörer von dem mitreißenden Rhythmus, der Bildhaftigkeit der Dichtungen und nicht zuletzt durch die vokalreiche Musikalität und einzigartige Knappheit der lateinischen Sprache gefesselt. Als Solisten wirkten Evelyn Czesla (Sopran), Andreas Scheel (Bariton), Thomas Siessegger (Tenor), das Perkussionsensemble unter der Leitung von Charlotte Kerger sowie Andreas Kasper und Richard Ufer am Klavier mit. Nachdem das Archiv der Verwaltung bereits an ihren neuen Sitz transportiert wurde, werden die Mitarbeiter am 28. Oktober endgültig vom neuen Rathaus Besitz ergreifen. Mehrere Veranstaltungen folgen unmittelbar: 24. November, als erste kulturelle Veranstaltung "Nitribitt bis Nierentisch"; 25. November, offizielle Eröffnung mit Ausstellung der Malerinnen aus der VG Ruwer; 26. November, Tag der offenen Tür im neuen Rathaus.

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