Aus dem Steinbruch auf die Bühne

WALDRACH. Die Karl-May-Freunde aus Pluwig sind vom Karnevalverein Waldrach (KVW) wegen ihres sozialen und kulturellen Engagements mit dem begehrten Riesling-Orden ausgezeichnet worden. Die Ehrung war der Höhepunkt beim diesjährigen Ordensfest.

Während der mehrstündigen Veranstaltung in der Aula der Regionalschule hagelte es Orden auf alle Gäste, Mitwirkenden und Helfer herab. So auch auf die vielen Vertreter der befreundeten Vereine, zu denen auch das Trierer Stadtprinzenpaar Gabi I. vom rostigen Haken und Niki I. vom Urpils zählten sowie zahlreiche Mitglieder der regionalen Politszene. Doch die bedeutendste Auszeichnung, der Riesling-Orden, galt in diesem Jahr den Westernfreunden aus Pluwig. Der Pluwiger Ortsbürgermeister Wolfgang Annen war denn auch auserkoren, die Laudatio auf den neuen Ordensträger zu halten. Dabei ging er auf den kleinen Jungen namens Reinhold Schomer aus Trier-Irsch ein, der immer vom Wilden Westen und von "Winnetou", dem Häuptling der Apachen, träumte. Geschickt band Annen während seiner Lobeshymne das Publikum ein und ließ es bei einem verabredeten Zeichen nach "Winnetou" rufen.Reservat im Ruwertal

Der Wunsch des kleinen Reinhold Schomer war so stark, dass er auch noch heute sein Leben prägt. Im Jahr 2000 traf er auf Gleichgesinnte. Schnell waren mehr als 100 Menschen gefunden, die das von Karl May geschriebene Spektakel aufleben lassen wollten. Zunächst spielten sie in Hockweiler den "Schatz im Silbersee" vor einigen hundert Zuschauern. Doch das sollte es nicht gewesen sein. "Schon wenig später fanden die Karl-May-Freunde im schönen Ruwertal ein Plätzchen in der Nähe von Pluwig", sagte Annen. Die 16 "Stammesältesten" des Ortes und "Häuptling" Annen richteten ein Reservat im Pluwiger Steinbruch ein, übergaben den kleinen Flecken Erde festlich an den Häuptling der Apachen, und die Pluwiger versprachen 20 Jahre Frieden mit den Indianern. Doch nicht nur das, sie sollten auch tatkräftige Hilfe und viel Unterstützung erhalten. Die Männer und Frauen schufteten und investierten gemeinsam mit der Gemeinde Pluwig viele zehntausend Euro. So entstand innerhalb von kurzer Zeit eine wunderschöne Festspielbühne, die heute einen Wert von einer Viertelmillion Euro hat. Im Jahr 2003 wurde erstmals "Winnetou I" aufgeführt. Waren es im Premierenjahr "nur" 9000 Zuschauer, kamen im vergangenen Jahr zur Fortsetzung mehr als 12 000 Gäste. "Welch eine Besucherzahl. 12 000 Menschen kamen zu den Festspielen ins Ruwertal. Welch eine Werbung, denn da kamen Leute aus allen Teilen von Rheinland-Pfalz, dem Saarland, dem Ruhrgebiet, ja sogar aus den neuen Bundesländern und Berlin", sagte Annen. Inzwischen sind es an die 150 Wildwest-Begeisterte, die durch die Festspiele die Region und das Ruwertal noch bekannter machten. Die Karl-May-Freunde Pluwig schafften es, den Traum, der in vielen schlummert, zu verwirklichen. Dies vor allem auch, weil sie mit ihren ehrenamtlich Mitwirkenden professionelle Festspiele auf die Beine stellten. Und der Traum eines kleinen Jungen, der immer Winnetou sein wollte, ging in Erfüllung. "Solange ich reiten kann, will ich den Winnetou spielen", sagte Schomer. Der Vorsitzende der Westernfreunde, Ernst Witz, dankte dem KVW für die ehrenvolle Auszeichnung. Dieser Höhepunkt des Ordensfestes war in ein buntes und sehenswertes Programm gepackt. Ohne die Leistungen aller Mitwirkenden schmälern zu wollen, seien zwei Punkte hervorgehoben: Zum einen hatte der Veranstalter mit Shirley Winter einen Superstar verpflichtet, der in der ganzen Welt zu Hause ist. Die Ausnahmekünstlerin bestach mit Esprit, Professionalität sowie Vielseitigkeit, suchte bravourös den Kontakt zum Publikum und wusste zu gefallen.Schritt zur Verständigung

Zum anderen tat der KVW einen weiteren Schritt zur guten Verständigung zwischen den Waldrachern und Kaselern. Denn mit der Proklamation des neuen Kinder-Prinzenpaares Jessica (Raskob) I. und Nico (Kreber) I. sowie Lars Kreber als Adjutant, alle aus Kasel, ist sowohl für Vereinsnachwuchs als auch für den guten Kontakt zum Nachbarn gesorgt.

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