Ausbläser sorgt für Aufregung

PALZEM. "Frühlingszeit ist Arbeitszeit", sagten sich die Jungen und Mädchen des Palzemer Kinder- und Jugendparlamentes. Zusammen mit Freiwilligen aus den verschiedenen Ortsteilen der Großgemeinde trafen sie sich im Dilmarbachtal zu einer Müllsammelaktion.

Anlass für die Aktion war die Übernahme der Patenschaft für den Dilmarbach von der Verbandsgemeinde Saarburg. Der Dilmarbach, der auf Höhe des Palzemer Campingplatzes in die Mosel mündet, führt nur in den Wintermonaten Wasser. In der übrigen Zeit liegt das Bachbett trocken, und allerlei Unrat, den die Fluten mitgerissen haben, kommt zum Vorschein. "Zu finden ist vom alten Autoreifen bis zum Benzinkanister so ziemlich alles", sagte die 15-jährige Simone Fochs, die "Kinderbürgermeisterin" von Palzem. Es sei an der Zeit gewesen, endlich mal für Ordnung zu sorgen. Sogar eine komplette Fernsehantenne vom Dach eines Hauses schleppten ein paar Jungs zum Sammelplatz in der Nähe der Palzemer Kläranlage. Rund 20 Kinder und Jugendliche aus Palzem und den umliegenden Ortsteilen Kreuzweiler, Dilmar, Esingen und Wehr beteiligten sich an dem Frühjahrsputz. "Es ist einfach toll zu sehen, mit welcher Begeisterung alle bei der Sache sind", freute sich Eva Bröder, Mitglied im Palzemer Gemeinderat und Betreuerin des Kinder- und Jugendparlamentes. Dabei ist es für die Jugendlichen nicht nur ein Abenteuer. "Es ist schlimm zu sehen, was alles weggeworfen wird", sagte kopfschüttelnd ein Neunjähriger, der gerade gemeinsam mit "Bürgermeisterin" Simone eine alte Regentonne aus dem ausgetrockneten Bachbett gewuchtet hatte. Große Aufregung gab es, als plötzlich die Stimmen einiger Kinder zu hören waren: "Wir haben etwas gefunden, dass wie eine Bombe aussieht!" Sofort versammelten sich Jugendliche und Betreuer am Fundort. Dort lag - noch halb im Morast steckend - ein etwa 40 Zentimeter langer, zylinderförmiger Metallgegenstand, der tatsächlich an eine Granate oder etwas Ähnlichem erinnerte. Der herbeigerufene Kampfmittelräumdienst stellte aber fest, dass es sich bei der vermeintlichen Bombe um einen ungefährlichen Ausbläser aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges handelte - ein Projektil, das seinerzeit zur Verteilung von Flugblättern an die Bevölkerung verschossen wurde. Nachdem der gesammelte Müll auf dem bereitstehenden Anhänger verstaut war, machte sich die Truppe auf den Weg zur Bachmündung beim Campingplatz. Dort wurde ein so genannter Entenbrutkorb an einem Baum aufgehängt, um den in der Nähe lebenden Stockenten einen Brutplatz zu bieten. Als krönender Abschluss des Tages überreichte Bürgermeister Günther Schartz den jungen Umweltschützern eine Urkunde über die Bachpatenschaft. Ortsbürgermeister Florian Wagner, der ebenfalls ins Dilmarbachtal gekommen war, zeigte sich begeistert vom Engagement der Jugendlichen: "Der heutige Tag hat gezeigt, dass es in den Köpfen unserer Kinder doch noch ein Umweltbewusstsein gibt." Wenn man bedenke, dass immer mehr Unrat in Wiesen und Wäldern zu finden sei, sei dies zumindest ein Lichtblick. "Ich denke, unsere Kinder haben verstanden, dass es so nicht geht."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort