Ausgehandelt und genehmigt

Die Kreisverwaltung Trier-Saarburg hat gestern die Baugenehmigung für die auf der Kenner Sang geplante Groß-Solaranlage erteilt. Der genehmigte Plan entspricht den Forderungen des Vereins "Naherholung Ruwer" und stellt eine Kompromisslösung dar. Vor-aussichtlich soll im März 2009 mit dem Bau begonnen werden.

Kenn/Ruwer. Ursprünglich plante die Trierer Bürgerservice GmbH in Kooperation mit der Münchener Phoenix AG auf der Kenner Sang eine über 20 Hektar umfassende 7,5-Megawatt-Solaranlage mit rund 100 000 Solarmodulen. Die Fläche gehört zur Gemarkung Longuich und ist Eigentum der Gemeinde Kenn, die als Verpächterin auftritt.

Das Projekt stieß sofort auf Gegenwehr



Das Sonnenkraftwerk hätte nach dieser Planung fast die Gesamtfläche der Sang bedeckt - von der B 52 nach Hermeskeil im Osten bis direkt vor die Trie-rer Stadtgrenze oberhalb von Trier-Ruwer. Für viele Ruwerer gilt die Sang jedoch als Naherholungsgebiet und als beliebter Durchgang zum Longuicher Wald. Allein der Gedanke, das alles könnte demnächst mit aufgeständerten schwarzen Solarmodulen zugestellt sein, löste in Ruwer Unverständnis und Ärger aus, zumal auch Auswirkungen auf das örtliche Klima befürchtet wurden. Nach der Vorstellung der Planung im März bildete sich eine Bürgerinitiative, aus der der Verein "Naherholung Ruwer" hervorging. Zunächst war es sein erklärtes Ziel, die Anlage ganz zu verhindern. Auch als die Projektträger im Frühsommer den Umfang der Anlage leicht reduzierten, blieben die Gegner hart. Schützenhilfe erhielten sie vom Ortsbeirat Trier-Ruwer, der sich einstimmig gegen das Projekt ausgesprochen hatte, sowie aus dem Trierer Rathaus. Die Stadt sei in keiner Weise in die Planung eingebunden, ja nicht einmal informiert worden, klagten Oberbürgermeister Klaus Jensen und Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani.

Da die Gegenseite jedoch an ihrer Planung festhielt, drohte der Verein "Naherholung" schließlich mit einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Gleichzeitig suchte er das Gespräch mit der Bürgerservice GmbH. Nach mehreren Verhandlungsrunden, an denen auch der Trierer Oberbürgermeister und die Baudezernentin teilnahmen, kam eine erste Kompromissidee zustande.

Geldangebot wurde zurückgewiesen



Danach sollte die Anlage weiter reduziert und in ein landschaftlich gestaltetes Umfeld eingebunden werden. Außerdem sollte dem Verein von der Bürgerservice GmbH ein 68 000 Euro-Budget für weitere Gestaltungsmaßnahmen eingeräumt werden.

Dieses Angebot wurde jedoch in einer Mitglieder-Versammlung des Vereins mitsamt dem Budget abgelehnt. Man wolle sich nicht kaufen lassen, hieß es. Stattdessen forderte man nun am westlichen, zu Ruwer gelegenen Rand der Anlage, einen 100 Meter breiten Grünstreifen mit Bepflanzung. Dazu, wie schon angeboten, einen Rundum-Pflanzen-Sichtschutz sowie Wanderwege um das Solarkraftwerk. Nach erneuten Verhandlungen einigten sich Verein und Bürgerservice, diese Version der Anlage im gestern genehmigten Bauantrag festzuschreiben. Die Münchener Phoenix AG wird nun mit der technischen Neuplanung für das auf 5,5 Megawatt Leistung reduzierte Solarkraftwerk beginnen.

Meinung

Kompromiss gibt Sicherheit

Wenn im nächsten Frühjahr auf der Kenner Sang die ersten Module montiert werden, könnte bei vielen Ruwerern das Gefühl der Niederlage aufkeimen. Hätte man doch nicht härter kämpfen müssen - auch mit rechtlichen Mitteln? Doch was wäre das Ergebnis gewesen? Vermutlich ein jahrelanger, erbitterter Rechtsstreit mit offenem Ausgang. Im schlimmsten Fall hätte die Gegenseite am Ende als Sieger dagestanden und doch noch ihre ursprünglich geplante Mammutanlage bauen dürfen. Durch den nun ausgehandelten Kompromiss wird die Kenner Sang wenigstens in Teilflächen für die Naherholung gesichert. Dies allerdings dauerhaft und mit einer gestalteten Landschaft. f.knopp@volksfreund.de

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