Böhmen, Preußen und heute

Mit einem Wandelkonzert in Kastel-Staadt setzte die Verbandsgemeinde Saarburg die Reihe Spiegelbilder europäischer Geschichte fort. Anette Barth, Carola Erth und Anke Kramer zeichneten für eine Veranstaltung verantwortlich, die es in sich hatte.

Kastel-Staadt. Es herrschte wahrhaftes Kaiserwetter zu den Wandelkonzerten auf dem Gelände der Klause in Kastel-Staadt. Veranstaltet wurden sie im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Spiegelbilder europäischer Geschichte", einem Beitrag der Verbandsgemeinde Saarburg zur Kulturhauptstadt Luxemburg 2007. Verantwortlich für die Konzeption waren Anette Barth, die Schauspielerin Anke Kramer und Carola Erth.Worum sollte es auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde, das sich oberhalb der Saarschleife befindet, gehen? Im Zentrum standen zwei Fürsten, die, jeder für sich, auf ihre Art Geschichte geschrieben haben. Der eine war Johann der Blinde, König von Böhmen und Graf von Luxemburg, der andere Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen.

Seinen Anfang nahm das Konzert, das insgesamt viermal aufgeführt wurde, vor der alten Kirche von Kastel-Staadt. Martin Folz entführte das Publikum zunächst durch eine kleine Einführung und dann mit seiner Chorformation "Grenzgänger" in die Zeit des Preußenkönigs, also in die Zeit der Romantik. Unter anderem erklangen die Motetten "Die Kapelle" von Robert Schumann und "Jauchzet dem Herrn alle Welt" von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Von dort ging es hinunter zur Klause, in der der Preuße damals von seinem Lieblingsarchitekten Karl Friedrich von Schinkel eine Grabkapelle für den Böhmen hatte errichten lassen.

Nach und nach wurde das Ziel deutlich

Zu Anfang konnte man noch nicht gut erkennen, welches Ziel die Veranstaltung verfolgte. Sollte es tatsächlich nur eine Beschreibung der Historie sein? Selbst das wäre durch die gekonnte schauspielerische Leistung von Anke Kramer und ihren Kindern Luise, Margarethe und Emilia, die den imaginären Besuch von Friedrich Wilhelm erwarteten, schon sehenswert gewesen.

Aber es hieß in der Ankündigung, es gäbe eine Zeitreise vom Bau des Grabmals bis in unsere Tage.

Nach und nach wurde dann deutlich, wohin die Reise gehen sollte. Nach Besichtigung der Klause, in der Folz, diesmal mit seinem Vokalquintett "Cräme fresch" einem Kyrie von Guillaume de Machaut und einem gregorianischen Hymnus die Ehre erwiesen hatte, ging es weiter zum Soldatenfriedhof, der sich ebenfalls dort befindet. Bei aller Lieblichkeit der Landschaft, bei aller Romantik und bei diesem strahlenden Wetter wurden die Zuhörer auf einmal wieder in die harte Realität des Lebens zurück geholt. Auf verschiedenen Stationen wurde an die wechselvolle Geschichte erinnert, die diese Gegend erlebt hatte, von der aber die Natur schweigt. Stellvertretend erklang von Roland Wiltgen "Grass". Was konnte jetzt noch kommen? Es war schon bedrückend, diese Gegensätze von friedlicher Schönheit und die Erinnerung an die großen Kriege. Die Dramaturgie ließ das Ganze in das d-Moll-Kyrie und den Kanon "Dona nobis pacem" von Wolfgang Amadeus Mozart münden, Friedens- und Erbarmungsbitten, die befreiend wirkten. Ein beeindruckender Blick in den europäischen Spiegel, für den man die Organisatoren wie auch den exzellent agierenden Ausführenden alle Komplimente machen muss. Hier wurde Geschichte nicht nur erlebbar. Es wurde auch aufgezeigt, dass wir in einem Kontext zu dieser Geschichte leben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort