Bäuerliche Idylle, wenig Freizeit

FISCH. Selten Urlaub, wenig Freizeit, ein hart umkämpfter Markt – die Arbeit von Landwirten ist kein Zuckerschlecken. Dennoch: Stefan Kaiser liebt seinen Job. Trotz eines prall gefüllten Terminkalenders schafft es der Mann aus Fisch, sich aktiv am Gemeindeleben zu beteiligen.

Saftige, grüne Wiesen und Kühe, die friedlich grasend übers Land streifen - zumindest auf den ersten Blick scheint es die bäuerliche Idylle in Fisch zu geben. Vielleicht war es dieses Bild, das Stefan Kaiser einst vor Augen hatte, als er sich entschloss, das Schweißgerät in die Ecke zu stellen, um fortan als Landwirt den Lebensunterhalt für sich und seine Familie zu verdienen. Rund 14 Jahre lang hatte Kaiser bis dahin in einer Konzer Maschinenbaufirma gearbeitet. 1994 übernahm er den elterlichen Hof von Ehefrau Brigitte, den das Paar seither gemeinsam bewirtschaftet.80 Milchkühe und Getreideanbau nebenher

Im Hinblick auf die schwierige Situation in der Landwirtschaft runzelt sicher manch einer verwundert die Stirn. Schließlich gab der heute 40-Jährige einen einigermaßen sicheren Arbeitsplatz auf, um sich einem Geschäftszweig zu widmen, der nur durch staatliche Subventionen existenzfähig ist. Dazu Stefan Kaiser: "Natürlich wusste ich, dass ich es nicht leicht haben würde. Bedenken hatte ich letztlich dennoch kaum, denn die Bedingungen im Bereich Milchwirtschaft waren vor zehn Jahren - verglichen mit heute - noch etwas günstiger." Allerdings: "Die Zeiten wurden und werden härter, denn der Markt ist hart umkämpft." Konkret heißt das: "Vor allem die viel zu niedrigen Milchpreise machen den Landwirten das Leben schwer." Ausschlaggebend dafür sei, dass nicht zuletzt die großen Discounter unter den Lebensmittelmärkten die Preise maßgeblich mitbestimmten. Rund 80 Milchkühe gehören derzeit zur "Belegschaft" des Betriebs der Familie Kaiser. Nebenher betreibt der Vater von drei Töchtern auch Getreideanbau. Der gelernte Schweißer ist Fachmann auf seinem Arbeitsgebiet. In der Abendschule absolvierte er eine Umschulung zum Landwirtschaftsmeister. Auf die Frage, ob er diesen Schritt jemals bereut habe, antwortet der 40-Jährige ohne Zögern: "Nein, noch nie." Dabei hat der in Onsdorf geborene und aufgewachsene Kaiser nicht nur einen "Knochenjob", sondern zudem kaum Freizeit - abgesehen davon, dass er sich im Schnitt vier Tage Urlaub im Jahr gönnt. Man müsse eben ständig und im Zweifelsfall sogar nachts auf dem Sprung sein. Feierabend gebe es praktisch nie. Dennoch: "Wenn es irgendwie geht, will ich meine Arbeit bis zur Rente machen." Ein wenig erstaunlich scheint es da, dass Stefan Kaiser dennoch Gelegenheit hat, um sich aktiv am Gemeindeleben zu beteiligen. Er ist stellvertretender Vorsitzender im Pfarrgemeinderat und Vorsitzender des Kirchenchors. Seit 1999 ist seine Stimme auch im Gemeinderat seines Heimatortes Fisch gefragt. Er engagiere sich gerne in der Gemeinde, betont Kaiser. Wie er das macht? "Ich nehme mir einfach die Zeit. Hin und wieder braucht man Abstand zum Alltäglichen." Genau aus diesem Grund könne beispielsweise an jedem Montagabend "kommen, was wolle". Dann ist Chorprobe.

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