Bald kommt Sülze auf den Tisch

Klausen. Das hat sie nun davon: Sie hat doch nur die Hand gehoben und schon ist Gerda Speckbacher (72) Besitzerin eines Schweinskopfes. Den hat sie bei der Krameser Blasiuskirmes ersteigert. Dort werden jeden ersten Sonntag im Februar die Schweinsköpfe in der Filialkirche gesegnet und anschließend gegen Höchstgebot versteigert.

 Pater Karl-Josef Meyer versteigert auf der Krameser Blasiuskirmes Schweinsköpfe für einen guten Zweck. Foto: Frank Schmitt

Pater Karl-Josef Meyer versteigert auf der Krameser Blasiuskirmes Schweinsköpfe für einen guten Zweck. Foto: Frank Schmitt

So ein Schweinskopf ist nicht jedermanns Sache. Auch Gerda Speckbacher kann damit eigentlich nichts anfangen. Sie wird ihn einer Metzgerei geben, die ihn weiterverwertet. Zum ersten Mal dabei ist Landrätin Beate Läsch-Weber. Sie eröffnet die Versteigerung mit einer kurzen Rede. Kurze Zeit später ist auch sie Besitzerin eines Schweinkopfes: Auktionator Pater Karl-Josef Meyer bringt die Köpfe unter das Volk und gibt der Landrätin den Zuschlag für den zweiten Kopf. Die Schweinskopfversteigerung hat Tradition im Klausener Ortsteil Krames. Die Segnung geht auf einen Brauch aus dem 14. Jahrhundert zurück: Die Bauern erhofften sich, dass ihr Vieh von Krankheiten verschont bleibt. Die Versteigerung gibt es vermutlich deshalb, weil die Bauern seit dem Mittelalter der Kirche eine Spende geben wollten. Der Erlös der Versteigerung kommt der Krameser Filialkirche zugute. Dieses Jahr soll davon ein elektrisches Glockengeläut angeschafft werden.Den Schnaps gibt keiner zurück

Aber was kann man mit so einem Schweinskopf machen? "Sülze natürlich", sagt Waltraud Heß: "Leckere Schweinskopfsülze. Das Rezept habe ich von meiner Mutter. Der Kopf wird in einem großen Topf gekocht, danach wird das Fleisch abgezogen und gepökelt. Nach acht Tagen wird das Fleisch mit ein paar Zutaten gekocht. Dann wird die Sülze in eine Schüssel gegossen und kalt werden lassen. Fertig." Ihren Kindern ist die Sülze zu fettig, daher macht sie keine mehr. Als sich die Versteigerung dem Ende zuneigt, werden noch ein paar Würste an den Mann gebracht, dann noch ein paar Flaschen Schnaps. Im Gegensatz zu den ersteigerten Schweinsköpfen gibt den Schnaps keiner zurück. Pater Meyer erteilt schließlich den letzten Zuschlag. Das Fest, das unter Mitwirkung des Kirchenchores mit einer Messe in der Krameser Kirche begonnen hatte, geht weiter - auch ohne Auktion. Und in den nächsten Tagen werden in einigen Krameser Häusern ein paar große Töpfe auf den Herd gestellt. Was es dann in nächsten Woche zu essen gibt, ist leicht zu erraten: Sülze natürlich. Für die Menschen im Klausener Pfarrheim ist es wichtig, dass der einzigartige Brauch erhalten wird. Im vergangenen Jahr stand das Fest am Scheideweg. Jahrzehntelang hatte die Versteigerung im Krameser Gasthaus Gilles stattgefunden. Nach der Schließung des Lokals im Jahre 2002 übernahm der Männergesangverein, der die Veranstaltung musikalisch umrahmte, die Ausrichtung der Blasiuskirmes. Das Fest wurde in ein Zelt verlegt, das im Februar natürlich geheizt werden musste. Zeltmiete und Heizungskosten waren jedoch so hoch, dass der Verein die Ausrichtung nicht mehr übernehmen konnte. Der Klausener Ortsbürgermeister Alois Meyer berief daraufhin im vergangenen Jahr eine Versammlung ein, in der über den Fortbestand der Veranstaltung beraten werden sollte. Viele Einwohner kamen, und alle waren sich einig, dass die Tradition nicht sterben dürfe. Zahlreiche Bürger erklärten sich bereit, mitzuhelfen. Als Ersatzort wurde das Klausener Pfarrheim bestimmt, wohin die Gemeindemitglieder nach der Messe von Krames aus mit einem Leiterwagen in Begleitung des Musikvereins gingen.

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