Baustelle ohne Bauarbeiter

PALZEM. In der Gemeinderatssitzung machten einige Palzemer ihrem Ärger Luft: "Die Ampelanlage an der Bundesstraße 419 Richtung Nennig muss weg!" Auch das Telefon von Ortsbürgermeister Florian Wagner steht seit Wochen kaum noch still. Stein des Anstoßes ist die halbseitige Sperrung der Bundesstraße nahe der Einfahrt zum Dilmarbachtal.

Seit Ende Januar ärgern sich besonders Berufspendler auf dem Weg nach Luxemburg über mindestens fünf Minuten, die sie früher zu Hause losfahren müssen. "Nicht selten bildet sich ein Stau, in dem manchmal mehr als 20 Fahrzeuge stehen", berichtet Ortsbürgermeister Wagner.Dabei gibt es zunächst einmal keinen erkennbaren Grund, weshalb auf einer Länge von rund 200 Metern eine Spur unbefahrbar sein soll. Nichts deutet auf Bauarbeiten hin. Zu allem Überfluss hat die heimische Flora inzwischen damit begonnen, den Asphalt zurückzuerobern. Warum also der allmorgendliche Zwangsaufenthalt vor dem Rotlicht?Ende Januar kam der Stein ins Rollen

An einem kalten Wintermorgen Ende Januar kam der Stein ins Rollen. Linda Zimmer aus Palzem hatte gerade ihren Sohn mit dem Auto zur Schule gebracht. Schon auf dem Rückweg freute sie sich auf die Tasse Kaffee, die sie zu Hause in Ruhe trinken wollte, doch daraus sollte an diesem Morgen nichts werden.Aus Richtung Schloss Thorn kommend, hatte sie noch ein paar hundert Meter bis zum Ortsschild, als es plötzlich krachte.Von einem Hang rechts der Straße hatten sich mehrere Felsbrocken gelöst, waren auf die Fahrbahn gerollt, und Linda Zimmer prallte mit ihrem Opel Astra gegen einen größeren Stein.In der Folge sperrte die Straßenmeisterei Saarburg eine Fahrbahnseite auf einer Länge von rund 200 Metern, um so eine Fläche für mögliche weitere Gesteinsablösungen zu schaffen. Seit dem ist scheinbar nichts mehr passiert. Aber eben nur scheinbar.Eine Untersuchung des Hanges durch das geologische Landesamt Mainz habe ergeben, dass weitere Ablösungen nur durch Anbringen eines Schutznetzes zu verhindern seien. "Die Kosten für diese Maßnahme belaufen sich auf etwa 100 000 Euro - Geld, dass wir derzeit einfach nicht haben", erklärt Klaus Wagner, Abteilungsleiter beim Straßenbauamt Trier. So lange keine anderweitige Lösung gefunden sei, bleibe die Fahrbahn einseitig gesperrt."Allerdings sind meine Kollegen und ich der Meinung, dass ein Schutznetz nicht erforderlich ist", betont der Mann vom Straßenbauamt. Zudem gebe es wesentlich kostengünstigere Methoden, doch eine Entscheidung über das weitere Vorgehen könne nur das geologische Landesamt in seiner Eigenschaft als Fachbehörde treffen.Bei einem weiteren Ortstermin Anfang September wollen die Mainzer Geologen nun abschließend klären, ob nur das besagte Schutznetz weitere Verkehrsunfälle durch Felsablösungen verhindern kann. "Sollte das nicht der Fall sein, können wir die Maßnahme vielleicht schon bald ausschreiben", hofft Klaus Wagner. "Bis zum Beginn der Arbeiten werden dann aber trotzdem noch einige Wochen vergehen."So zeichnet sich im günstigsten Fall zwar eine Lösung ab, dennoch ist an ein schnelles Ende der alltäglichen Nervenprobe vorerst nicht zu denken. Ein wenig tröstlich klingen da die Worte von Linda Zimmer: "Ich bin froh, dass an dieser Stelle im Moment kein Geröll mehr die Straße blockieren kann. Den Schaden an meinem Auto musste ich aus eigener Tasche bezahlen, weil sich weder meine Versicherung noch sonst jemand dafür zuständig erklärt hat."

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