Beim ersten Tanz war's der Richtige

Beim Tanz lernten sich Robert Müller und Luzia Hamann 1950 kennen. Sieben Jahre später wurde geheiratet - und am Wochenende feierte das bekannten Saarburger Geschäftspaar goldene Hochzeit.

Saarburg. (woc) Eigentlich hatte sich Mutter Hamann einen Postbeamten als Ehemann für ihre Tochter Luzia gewünscht. Schließlich leitete Vater Hamann in den 40er Jahren das Saarburger Postamt. Doch dann ging die 17-Jährige das erste Mal zum Tanz, in das Lokal gleich unter dem alten Saarburger Kino, und lernte dabei Robert Müller kennen. Der war zwar Schuhmacher und kein Beamter, aber trotzdem funkte es nur wenige Monate später beim Karneval. Sieben Jahre danach, am 26. August 1957, läuteten die Hochzeitsglocken in St. Laurentius. Robert führte seine Luzia zum Altar. Ihr Hochzeitskleid war aus feinster Spitze - die Schwester hatte es genäht.42 Jahre lang mit Schuhen über Land gefahren

Robert, inzwischen Schuhmachermeister, hatte sich im ganzen Saargau einen Namen gemacht. Bis hinauf in den Hochwald belieferte er mit seinem Auto Hunderte Kunden mit Schuhen, einige davon hergestellt in der Schuhmacherei seiner Eltern in Niederleuken. Und die gelernte Kauffrau Luzia, die lieber Sekretärin in Trier geworden wäre, hatte einen kleinen Laden, in dem sie Blusen und noble Spitzenunterwäsche verkaufte, die Mutter und Schwester fertigten. Die Idee, die beiden "Branchen" zusammenzulegen, lag da nahe: Noch im Hochzeitsjahr eröffneten die beiden in der Straße "Auf dem Graben" den ersten gemeinsamen Laden. Luzia übernahm den Verkauf im Geschäft, Robert fuhr weiter mit seinen Schuhen über Land. 42 Jahre lang, in denen er die Größen und Vorlieben seiner Kunden in- und auswendig lernte. "Mein Vater hat für jeden nur ganz bestimmte Modelle mitgenommen, die dann fast immer gepasst und gefallen haben - so gut kannte er seine Kunden", erzählt Sohn Stefan.Die Ruheständler genießen den bepflanzten Balkon

Wenn Vater Robert nicht mit seinem Schuh-Auto unterwegs war, "saß er meistens auf dem Dach", sagt Luzia scherzhaft. Das Haus, die Um- und Ausbauten am Laden - alles hat der heute 74-Jährige mit seinen eigenen Händen geschaffen. Ganz Handwerker und nicht Beamter eben. Die schwere Arbeit ist auf die Knochen und den Rücken gegangen. Trotzdem: Nach vier Monaten im Krankenhaus ist Robert wieder so fit, dass er sich die Bauarbeiten an den neuen Häusern in seiner Straße ganz genau ansehen gehen kann.Das Geschäft, in dem immer noch von der Baby-Kleidung bis zu Pumps alles für den Herren und die Dame verkauft wird, leitet mittlerweile Sohn Stefan. Für seine Eltern ist es Zeit, nach dem langen Arbeitsleben auf dem Balkon mit den hübschen Pflanzen zu sitzen und den beeindruckenden Blick über Saarburg zu genießen. "Schließlich waren wir nur einmal gemeinsam im Urlaub - das Geschäft ging immer vor", sagt Luzia.Davon lassen kann die 75-Jährige trotzdem nicht: Hin und wieder zieht es sie immer noch in den Laden, der fünf Jahrzehnte lang das Leben der Geschäftsleute bestimmte.

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