Bekannt von Goldenen Hochzeiten

SAARBURG-KRUTWEILER. Über seine Abendgestaltung braucht sich Leo Lauer, CDU-Kandidat für das Amt des Bürgermeisters in der Verbandsgemeinde Saarburg, derzeit keine Gedanken zu machen. "Hausbesuche" steht im Terminkalender, und auf einer seiner – fast allabendlichen – Touren hat der TV den Kommunalpolitiker begleitet.

Sieben Kilometer hinter Saarburg fängt "das platte Land" an. Der landwirtschaftlich geprägte Ortsteil Krutweiler mit seinen rund 180 Einwohnern strahlt idyllische Ruhe aus und erweckt beim Besucher den Eindruck eines Gefühls von "Hier ist die Welt noch in Ordnung". Auch am frühen Mittwochabend, als CDU-Bürgermeister-Kandidat Leo Lauer zu einer erneuten Hausbesuche-Tour aufbricht, herrscht Stille in Krutweiler. Kaum jemand ist auf der Straße, Tiere nutzen stattdessen "die freie Bahn" im Ort. Als "Türöffner" für Leo Lauer ist Stadtbürgermeister Jürgen Dixius mit unterwegs. "Auch in den übrigen Gemeinden, die ich bisher besucht habe, hatte ich meist den Ortsvorsteher oder einen anderen Ortskundigen dabei", sagt Lauer. Schokolade und Küchenmesser

"Wenn ortsbezogene Themen angesprochen werden, ist es immer gut, jemanden an seiner Seite zu haben, der die Materie kennt und konkret antworten kann." Für den Wahlkampf "eher klassisch ausgerüstet" mit zwei mit Schokoladentäfelchen, Kugelschreibern und Küchenmessern gefüllten Beuteln machen sich die beiden Parteikollegen auf. "Oooh, ganz Schoden kommt", meint ein älterer Herr an der ersten Haustür lachend, nachdem er Lauer begrüßt hat. "Woher kennt Ihr mich denn so genau?", fragt Lauer den 93-Jährigen. "Von meiner goldenen Hochzeit", sagt der Mann und nutzt die Gelegenheit, mitzuteilen, dass er inzwischen alleine in seinem Haus lebt: "Keine Frau mehr, keine Kinder und auch sonst keinen." "Ja, dann macht es gut", sagt Lauer nach einem kurzen Plausch. "Ich wollte mich nur in Erinnerung bringen für den 18. September." Eine ganze Menge älterer Menschen leben in Krutweiler - und so ist Leo Lauer, Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Saarburg und "in stellvertretender Mission" des Bürgermeisters häufig unterwegs, auch bei manchen anderen von der Goldenen Hochzeit her bekannt. Auch mit Helene und Werner Wallerich kommt er über dieses Thema ins Gespräch. Die Russlanddeutsche Lubow Root, die erst seit einigen Jahren mit ihrer Familie in Krutweiler lebt, hat bis zu dessen Besuch zwar von Leo Lauer noch nichts gehört, kann jedoch mit dem Namen Dixius etwas anfangen. "Sie sind doch Bürgermeister hier, oder?", sagt sie in gebrochenem Deutsch. Und dann schüttet sie ordentlich Wasser auf die Mühlen der beiden CDU-Männer: "Ich habe in einer russischen Zeitung gelesen, dass die CDU eine gute Partei ist für Ausländer." Die beiden Herren nicken zufrieden und danken der Frau ihre Einstellung mit einem Messerchen und einem Kuli. Überhaupt scheinen sich die Herren der CDU in Saarburg mit den Messerchen in die Herzen oder Hirne geritzt zu haben. "Wir haben schon ein Messer von Herrn Dixius, vom vergangenen Jahr", erklärt Josefine Schaaf wie einige andere an der Haustür. "Aber ein zweites kann man immer gebrauchen", sagt sie, nimmt es dankend entgegen und reicht Enkelin Jana das Schokoladentäfelchen. "Vorsicht, das muss vielleicht nochmal in den Kühlschrank", sagt Lauer. Der Hinweis kommt zu spät - die Kleine hält bereits schokoladenverschmierte Hände in die Höhe. Tiefer gehende Gespräche bleiben bei der Tour aus. Der hübsche Blumenschmuck an den Häusern, die "zu heißen Temperaturen für Ende August" und das bevorstehende Saarweinfest beschäftigen die Menschen in Krutweiler mehr. Gleichwohl ist Lauer überzeugt: "Diese Hausbesuche sind die beste Möglichkeit, mit den Menschen in Kontakt zu treten." Und um eine Erfahrung ist der 54-Jährige reicher: Schokoladentäfelchen sind als Werbemittel im sommerlichen Wahlkampf nicht optimal.

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