Berufsberatung für Migranten

Saarburg-Beurig · Das Deutsch der Migranten in der Flüchtlingsklasse der Saarburger Geschwister-Scholl-Schule wird immer besser. Nach einem halben Jahr Sprachunterricht soll jetzt die berufliche Orientierung beginnen. Die Arbeitsagentur versucht, Berufswünsche und Möglichkeiten in Einklang zu bringen.

 Orientierung mit Beratung und Dolmetscher: Berufsberater Elmar Gerhartz, Majlinda Kodraliu und Eriola Koldashi (von links) unterhalten sich über Möglichkeiten von Praktika. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Orientierung mit Beratung und Dolmetscher: Berufsberater Elmar Gerhartz, Majlinda Kodraliu und Eriola Koldashi (von links) unterhalten sich über Möglichkeiten von Praktika. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Saarburg-Beurig. In der Landwirtschaft, dem Maschinenbau, der Logistikbranche, dem Handel, am Bau, Hotel- und Gaststätten, Elektrobetrieben und im Gesundheitswesen, überall werden junge Leute zur Ausbildung gesucht. Das ist die Chance für junge Migranten, in Deutschland Fuß zu fassen und mit einem guten Beruf ein eigenständiges Leben zu führen. Vor einem halben Jahr sind 18 Migranten an der Geschwister-Scholl-Schule in Saarburg-Beurig zu einer Flüchtlingsklasse zusammengefasst worden (der TV berichtete). "Zunächst wurde nur Deutsch gelernt", sagt Schulleiterin Jutta Pohl. Doch jetzt sind die jungen Leute aus fünf Ländern an einem ganz entscheidenden Punkt angelangt. Es geht um die berufliche Orientierung und um nichts weniger als eine gute Zukunft. "Die Sprachprüfung A 1 ist bereits abgelegt worden.
Das reicht für eine normale Verständigung", beschreibt die Pädagogin die Fortschritte. Im zweiten Halbjahr kommt zur weiteren Sprachförderung Mathematik, Sport und fachpraktischer Unterricht hinzu. Jetzt hat die Arbeitsagentur den Schülern Berufe vorgestellt. Damit alles auch gut verstanden wird, wurde Berufsberater Elmar Gerhartz Dolmetscher Josef Genaid zur Seite gestellt. "Wir müssen sehen, ob die Schulabschlüsse anerkannt und Praktika vermittelt werden können", beschreibt der Berufsberater seine Aufgabe. Parallel besuchen die 16- bis 21-Jährigen bald die Regelklassen der Berufsschule. Und hier liegt ein Knackpunkt, denn die Schulpflicht reicht in Deutschland nur bis zum 18. Lebensjahr.
"Die über 18-Jährigen in dieser Klasse sind geduldet", macht Pohl klar. Aber eine endgültige Lösung steht noch aus. Der Kreis hat die Problemen aufgegriffen und 600 000 Euro in den Haushalt eingestellt, um das von der Saarburger Schule erstellte Modellkonzept umsetzen zu können. Bislang ist seitens der Landesregierung ein Schulbesuch von über 18-Jährigen nicht vorgesehen. Doch gerade diese Personengruppe ist für Dienstleister und Wirtschaft interessant. Dafür werden aber mehr Lehrer und geeignete Räume benötigt.
"Erschwerend kommt hinzu, dass immer mehr geeignete Lehrer ins Saarland abwandern, das mit Fest- anstellunge, statt befristeten Verträgen wirbt", erklärt die Schulleiterin. Jutta Pohl appelliert an die Landesregierung, dringend mehr Lehrer für Deutsch als Fremdsprache einzustellen, damit die Flüchtlingsklassen weitergeführt werden können. Erste Signale aus Mainz zeigen, dass sich die Landesregierung auf die Saarburger Schule zu bewegt.
Deutschlehrerin Maxi Danz ist begeistert von ihren Schülern: "Die haben alle eine enorme Motivation. Da könnte sich so mancher deutsche Schüler eine Scheibe davon abschneiden." Ferien werden sogar als Zeitverschwendung empfunden. Berufsberater Gerhartz motiviert ebenfalls: "Ihr könnt jetzt schon so gut Deutsch, dass ihr euch auch in Betrieben selbst vorstellen solltet." doth
Extra

Majlinda Kodraliu (18) aus dem Kosovo sagt: "Das ist ein Glück, dass ich in dieser Klasse bin. Ich lerne hier sehr gut Deutsch." Sie will im Pflegebereich zunächst ein Praktikum machen, dann eine Ausbildung absolvieren Eriola Koldashi (19) aus Albanien freut sich: "In den letzten drei Monaten ist mein Deutsch viel besser geworden. Frau Danz macht das sehr gut." Eriola will beruflich in den Gesundheitsbereich einsteigen. Für Abd Alaziz Mhamadah (17) aus Syrien ist die Mathematik kein Buch mit sieben Siegeln. Neben Arabisch und Englisch ist Deutsch seine dritte Sprache, die er beherrschen lernt. Er hat ein festes Ziel: "Ich will IT-Spezialist werden." Dafür will er aufs Gymnasium wechseln. doth

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