Beruhigende Worte und finstere Mienen

MERTESDORF. Wird die Trockenstabilatanlage auf der Kreismülldeponie Trier-Saarburg termingerecht zum 1. Juni 2005 in Betrieb gehen können? Warum hat die irische Treasury Holding ihre Herhof-Mehrheit an einen noch unbekannten Partner abgegeben? Das waren die zentralen Fragen bei der jüngsten Versammlung des Zweckverbandes Regionale Abfallwirtschaft im Hotel Weis in Mertesdorf.

In dem Verband sind die Kreise Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Daun und der Zweckverband ART (Stadt Trier und Kreis Trier-Saarburg) zusammengeschlossen. Sein Ziel ist ab 1. Juni 2005 die zentrale Beschickung der bei Mertesdorf entstehenden Herhof-Anlage, die dann den gesamten Restmüll aus der Region zum Industriebrennstoff "Trockenstabilat" verarbeiten soll.Geheimnis um neuen Investor

Nach finanziellen Turbulenzen der hessischen Herhof GmbH - Entwickler, Bauherr und Betreiber des Trockenstabilat-Systems - war der irische Industrie-Immobilienriese Treasury Holding 2003 bei Herhof eingestiegen. Die Lage schien geklärt, bis in der vergangenen Woche die Nachricht von einem weitgehenden Ausstieg der Iren für neue Verwirrung sorgte. Treasury Holding habe seine Herhof-Mehrheit an einen neuen Anteilseigner abgeben. Wer dieser "international arbeitende" Investor sei, dürfe aber noch nicht mitgeteilt werden ( TV vom 4. Dezember). Bei der Verbandsversammlung am Dienstag saßen Treasury-Geschäftsführer David Tyndall und Herhof-Geschäftsführer Michael Koch mit am runden Tisch. Und angesichts der neuen Lage waren beide im wörtlichen Sinne die "gefragtesten Gäste". Allerdings - wer der neue große Haupteigner sein könnte, blieb weiter ein Geheimnis. In seinem Sachstandsbericht zeichnete Treasury-Chef Tyndall ein äußerst optimistisches Zukunftsbild der modernen Restmüllverarbeitung. Besonders in Großbritannien, wo die einfache Müllverbrennung bald mit hohen Strafsteuern belegt werde, zeichne sich ein Boom für die biologisch-mechanische Müllverarbeitung nach dem Herhof-System ab. Allein das Investitionsvolumen in England bezifferte er auf rund 450 Millionen Euro. "Dieser Umfang übersteigt auch die Kapazitäten von Treasury Holding", so Tyndall "deshalb haben wir für das expandierende Geschäft in Deutschland und Europa einen neuen Partner gesucht und gefunden." Ein Ausstieg - wie in der deutschen Presse vermeldet - sei dies nicht. Treasury Holding stehe zu seinen vertraglichen Verpflichtungen. Das finanzielle Dach soll laut Tyndall als Darlehensgeber die riesige Royal Bank of Scotland bilden. Andere Banken in Deutschland und Europa würden sich anschließen. Auf die konkrete Frage, ob der termingerechte Betriebsbeginn 1. Juni 2005 in Mertesdorf gesichert sei, zeigte sich der Treasury-Manager zuversichtlich - "I‘m confident." Viel Zuversicht hatte auch Herhof-Geschäftsführer Michael Koch im Gepäck. Er räumte zwar eine zweimonatige Verspätung beim Bau in Mertesdorf ein. Doch rein bautechnisch sei die Anlage fertig gestellt. Im Januar beginne der maschinelle Ausbau per Schichtbetrieb. Mit den ersten "kalten" Testläufen rechne man im April, und zum 1. Juni gehe die Anlage vertragsgemäß in Betrieb. Die Frage nach dem Absatz der dann anfallenden riesigen Mengen an Trockenstabilat wischte Koch mit dem Hinweis vom Tisch, dass Herhof schon heute mehr Abnehmer als Material habe, wobei er insbesondere einen deutschen Zementkonzern und einen Energieerzeuger nannte. Zukünftiger Hauptabnehmer werde jedoch das im nordhessischen Witzenhausen geplante Kraftwerk für den schwedischen Papierhersteller SCA sein. Das Genehmigungsverfahren für das Projekt laufe im Januar an.Konsequenzen angedroht

Die Berichte der beiden Geschäftsführer sollten beruhigend und überzeugend klingen. Doch bei den Fragen der meisten Verbandsvertreter - erfahren in Sachen "Herhof" - klang Skepsis durch. "Zuviel Konjunktiv, zuviel confidence" in den Aussagen der Geschäftsführer, so der allgemeine Tenor. Umso mehr wurde die Vertragserfüllung angemahnt. Verbandsvorsteher Richard Groß (Landrat Kreis Trier-Saarburg) teilte die Skepsis der Diskutanten. Groß an Herhof und Treasury Holding: "Unser Vertrag ist zu erfüllen. Und wir wissen, dass es nun allerhöchste Eisenbahn ist." Vizevorsteher Heinz Onnertz (Landrat Kreis Daun) fand die Veranstaltung "nicht sehr zielführend" und drohte mit heftigen rechtlichen Konsequenzen für den Fall der vertraglichen Nichterfüllung.

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