Betlehem liegt in Thomm

THOMM. Was hat Thomm mit der Krippengeschichte zu tun? Viel, befanden die Thommer Krippenbauer. Seit 20 Jahren übertragen sie das weihnachtliche Geschehen in ihre Heimat. Die imposante Krippe ist noch bis Donnerstag, 2. Februar, in der Pfarrkirche zu sehen.

Das ist ja ein Ding. Die Figur mit der Glocke, die sich auf den Weg zur Krippe macht, sieht aus wie Josef Weber, einer der Thommer Krippenbauer. "Genauso ist es", bestätigt Karl-Heinz Konz. Auch er findet sich wieder im imposanten weihnachtlichen Geschehen, das die Thommer Krippenbauer auf mehreren Quadratmetern nachgebildet haben. Prophetin Hannah trägt Züge der Maria Gorges

Der Kameltreiber trägt seine Gesichtszüge. Die Prophetin Hannah erinnert an Maria Gorges, eine Thommer Frau, die vor zwölf Jahren starb. "Sie hat alle Figuren bezahlt", sagt Willi Mattes. "Ein Künstler aus Oberammergau verewigt diejenigen, die sich für das Projekt engagieren", sagt Simon Schabo. Alle Jahre wieder opfern Jungen und Männer im Alter von acht bis 70 Jahren einige Tage in der Vorweihnachtszeit, um die Krippengeschichte auf ihre Weise zu erzählen. "1975 fingen Josef Feld und der bereits verstorbene Johannes Weber mit einer Krippe auf einem kleinen runden Tisch an", erzählt Markus Schömann. Diakon Stadtfeld habe die Krippenbauer animiert, mehr daraus zu machen. Seit 20 Jahren sind einige Thommer Bürger nun vom "Krippenbauvirus" infiziert. "Wir gehen das ganze Jahr mit Krippenbauer-Augen durch die Welt", sagt Jens Weber. Wenn es die Zeit erlaube, werde gewerkelt. "Auch im Sommer", sagt Walter Weber. Er züchtet das ganze Jahr über die Kakteen, die der Wüste einen weiteren Hauch Echtheit verleihen sollen. Das Ergebnis dieser Arbeit kann sich durchaus sehen lassen: Im Laufe der Jahre ist ein Kunstwerk entstanden, das alle Jahre wieder die Pfarrkirche St. Pauli Bekehrung ziert. Neben den originellen Krippenfiguren machen sich die Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar, sowie die Hirten zwischen nachgebildeten charakteristischen Häusern der Gemeinde Thomm, dem nachgebauten Feller Bergwerk und Tempeln auf, um das Jesuskind in der Krippe anzubeten. Das Bergwerk aber ist eine Besonderheit. "Es weist auf die alte Bergbautradition in Thomm hin", erklärt Martin Kritzke stolz. "Das Stollenportal wurde nämlich nach original Fotovorlagen angefertigt", erklärt Jürgen Mattes. Miniatur-Bergbau, Loren, Kakteen, Kamele, Thommer Bürger, eine Krippe und im Hintergrund ein Gemälde, auf dem die Stadt Jerusalem zu sehen ist. Haben die Thommer Krippenbauer da vielleicht etwas durcheinander gebracht? Nein, im Gegenteil: Thomms "neuer" Pastor Erwin Recktenwald ist wie alle Betrachter begeistert, dass die Krippenbauer das Geschehen in die heimische Welt transportiert haben. "Wäre Jesus 1000-mal in Betlehem geboren, aber nicht in dir, dann wäre er umsonst geboren", zitiert der Geistliche den Barockdichter Angelus Silisius. Die Jüngsten sind acht und neun Jahre alt

Dass Wüste und Bergbau sich optisch miteinander vertragen, wird für jeden in der Harmonie offenbar, die die Krippe trotz ihrer ganzen Gegensätzlichkeit ausstrahlt. "In diesem Jahr sind noch einmal zwei neue Schafe hinzugekommen", sagt Simon Falkowski. "Und der Thommer Boor wurde originalgetreu nachgebaut", erzählt Christian Schömann. Jannik Schabo (acht Jahre) und Lars Reusch (neun Jahre) sind die beiden jüngsten, aber ebenso emsigen Krippenbauer. Sie sind ganz gespannt, was die Besucher sagen werden, "wenn sie das hier alles sehen". Die Thommer Krippe ist täglich von 10 bis 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Pauli Bekehrung bis einschließlich Donnerstag, 2. Februar, zu sehen.

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