Betten für Bedürftige

In Merzig sind sie veraltet und werden nicht mehr gebraucht - in Vietnam hat man Verwendung dafür. Die Rede ist von Instrumenten und Mobiliar, das die Merziger Saarland-Heilstätten GmbH (SHG) Kliniken spenden.

Merzig. Eine ganze Woche lang war Ursula Nguyen täglich in den Merziger SHG-Kliniken. Doch dabei ging es nicht um Krankenbesuche oder um eigene Krankheiten, sondern um eine großangelegte Hilfskation für Vietnam, die im Beladen zweier Schiffs-Container gipfelte.

Am Freitag und Samstag ging es früh morgens los mit Betten stemmen und Verstauen in einem zwölf Meter langen Überseecontainer. Mit von der Partie waren Bernd Mege, stellvertretender Verwaltungsdirektor der SHG-Kliniken, Edwin Winter, Pflegedirektor der Awo Elversberg, und einige Helfer, "ohne die diese Aktion nicht möglich gewesen wäre" (Nguyen). 25 ausrangierte Klinikbetten, 29 Nachtschränkchen, 10 neue Kinderbetten und 20 Babybetten und etliches mehr an Klinikmobiliar und medizinischer Ausstattung standen zum Verladen bereit. Alles Dinge, die die Merziger Kliniken im Laufe der letzten zehn Jahre auf dem Dachboden eingelagert hatten und "die in den letzten vier bis fünf Jahren nicht mehr angefasst wurden", so Mege.

Kurzfristig sei diese Aktion zustande gekommen, erzählte Winter. Denn der Awo-Pflegedirektor, der ehemals auch in Merzig arbeitete, lernte im letzten Jahr die Vorsitzende des Vereins "Medizinische Hilfe für Vietnam" kennen und war schnell überzeugt von der gemeinnützigen Arbeit des Vereins. "Bei der Suche nach Hilfsgütern habe ich meine bisherigen beruflichen Stationen abgeklappert und bin in Merzig fündig geworden." Schon bald wurden Instrumente und Mobiliar aus allen Abteilungen der Merziger Kliniken erfasst und gelistet. "Vieles ist noch voll funktionsfähig, entspricht aber nicht mehr unseren heutigen technischen Erfordernissen", erläutert Mege. "Eine tolle Sache, bei der die Menschen Hand in Hand arbeiten."

Zuerst über den Ozean, danach durch den Zoll



Jetzt sucht Nguyen einen geeigneten Lagerraum bei St. Ingbert. Sie wohnt im St. Ingberter Stadtteil Rentrisch, wenn sie nicht gerade in Vietnam oder in Deutschland die Hilfsaktionen koordiniert. "An die 25 Container verschiffen wir pro Jahr nach Vietnam", freut sie sich.

Die beiden Container aus Merzig werden in Brüssel auf eine sechswöchige Schiffsreise geschickt, um in Vietnam erst einmal vom Zoll in eine verplombte Halle eingelagert zu werden. Dort wird alles kontrolliert und von einem Team von Handwerkern wieder in Schuss gebracht, bevor die Dinge nach Bedarf auf die verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses oder im Waisenhaus verteilt werden.

Nguyen hat ihren vietnamesischen Mann während seines Chemiestudiums in Saarbrücken kennengelernt. 1975 hat sie gemeinsam mit ihm erstmals Vietnam besucht und war erschüttert über die Folgen, die 30 Jahre Krieg dort hinterlassen hatten. "Die Behindertenrate war sehr hoch, und die medizinische Versorgung lag am Boden. Fast alle qualifizierten Leute verließen das Land, weil sie auf ein besseres Leben in Europa oder den USA hofften". Seither hat sie die Sorge um diese Menschen und ihre Kinder nicht mehr losgelassen und war 1985 Anlass dafür, dass Ursula Nguyen gemeinsam mit ihrem Mann den gemeinnützigen Verein gründete.

Infos unter Telefon 06894/38 62 12 oder 0160/841 19 48.Hintergrund Der gemeinnützige "Verein Medizinische Hilfe für Vietnam" vereint Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Gruppen quer durch die Gesellschaft. Er hat mittlerweile rund 50 zahlende Mitglieder und viele ehrenamtliche Helfer. Die Vorsitzende ist Ursula Nguyen The Piet, die Spenden in bar oder in Form von Büchern, Kleidern, Haushaltsgegenständen, Schmuck, Spielsachen und Ähnlichem gerne entgegennimmt. (red)

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