Bewahrer der Vergangenheit
BONERATH. Josef Welter bewahrt in seiner "Kulturscheune" mehr als 100 Arbeitsgeräte aus der Landwirtschaft, der Waldarbeit und dem bäuerlichen Haushalt. Dreschflegel und Brotkurvel erzählen Geschichten.
"Doppelpaket Persil" steht auf einem hölzernen, etwa einen halben Meter langen Wäschewender. Daneben der "Echte Super Waschling", ein Wäschestampfer aus Aluminium. Josef Welter demonstriert in einer "Trockenübung", wie die Frauen früher die Wäsche von Flecken und Schmutz befreiten. Vieles gibt es in der liebevoll hergerichteten Scheune zu entdecken. "Die Sachen waren mir einfach zu schade, um sie wegzuwerfen", sagt der 70-Jährige. Krombeerkoasch (Kartoffelhacke) & Co erinnern an harte Arbeit. Sie erinnern den gebürtigen Geisfelder auch an Kindheit und Jugendzeit und an die Geschichte der Bauernfamilien. Zum großen Kapellenfest in Bonerath vor drei Jahren hat er die Scheune und die Geräte aufpoliert und mit Schildern versehen. Seine Scheune wurde an diesem Tag Treffpunkt vieler "Zeitreisender". Manche Anekdote wurde ausgekramt. Eine alte Getreidemihl (Getreidemühle) lässt nur erahnen, wie mühsam das stundenlange eintönige Drehen der Kurbel gewesen sein muss. Ganze Geschichten weiß der dreifache Vater zu den einzelnen Gerätschaften zu erzählen. "14 Brote hatte meine Mutter immer gleichzeitig im Backofen." Der zu einem Laib geformte Teig wurde bis zum Einschießen in den Backofen in einen Weidenkorb (Brotkurvel) gelegt. Seine Frau Anni erinnert sich noch daran, dass der Sauerteig in der Mulde, die im großen Esstisch eingearbeitet war, zubereitet wurde. "Axt", "Spallaxt" oder "Loheisen" ist auf erklärenden Schildern zu lesen. Mit der Waldarbeit hätten damals viele Menschen ihr Brot verdienen müssen. "Mit dem kleinen Loheisen wurde die Rinde des Eichenholzes aufgeritzt, und dann wurde sie verkauft", sagt Josef Welter. Eine Strohsense kam zum Einsatz, wenn die Ernte wenig Getreide und folglich kaum Stroh gebracht hatte. "Mit der Strohsense wurde dann dürres Gras und Farn gemäht, damit man was zum Streuen hatte", sagt Josef Welter. Der Rentner hat noch 100 Geschichten zu erzählen, so viele, wie Geräte in seiner Scheune sind. Wer Lust auf eine Zeitreise hat, ist in der Scheune von Josef Welter herzlich willkommen.