Bildungskoordinatorin im Kreis Trier-Saarburg: Sie ordnet Bildung für 1600 Geflüchtete

Saarburg/Trier · Wo gibt es Lücken bei den Integrationskursen? Welche Unterstützung brauchen Schulen mit Kindern von Geflüchteten? Um solche Fragen kümmert sich die Koordinatorin für Bildungsangebote von Zugewanderten im Kreis Trier-Saarburg. Ein Manko hat sie schon ausgemacht.

 Katharina Schmidt koordiniert im Auftrag des Kreises die Bildungsangebote für Flüchtlinge.

Katharina Schmidt koordiniert im Auftrag des Kreises die Bildungsangebote für Flüchtlinge.

Foto: Friedemann Vetter

Seit Mai ist Katharina Schmidt dafür zuständig, die Bildungsangebote für Neuzugewanderte - in der Regel geflüchtete Menschen - zu koordinieren. Die 32-Jährige, die in Zerf aufgewachsen ist, hat während ihres Studiums der Sprachwissenschaft bereits "Deutsch als Fremdsprache" unterrichtet. Zuletzt hat sie als Sozialarbeiterin bei der Caritas das Projekt "Flucht und Asyl" im Hochwald geleitet. Nun arbeitet sie für die Kreisverwaltung. Sie sagt: "Das Thema Bildung war mir schon immer wichtig. Ich bin selbst Migrantin und mit vier Jahren aus Polen hierhergekommen. Das hier ist ein Traumjob für mich."

Schmidts Traumjob umfasst vier Schwerpunkte. So soll sie die Bildungsangebote, zu denen Sprach- und Integrationskurse sowie kulturelle Angebote gehören, koordinieren und weiterentwickeln. Denn in der Hochzeit der Zuwanderung, Ende 2015, Anfang 2016, sind zahlreiche solcher Angebote entstanden, und keiner hat den Überblick. Wo fehlt was? Wo ist was zu viel?

Eine Lücke hat Schmidt bei ihrer Reise durch die sieben Verbandsgemeinden schon entdeckt: Angebote für Frauen. Das Problem: Viele Frauen gehen laut Schmidt nicht in Integrationskurse, weil sie dann ihre Kinder nirgendwo unterbringen können. Zudem seien die Kurse für Mütter mit Kindern unter drei Monaten nicht verpflichtend. Ein weiteres Problem: Die Männer wollten nicht, dass ihre Frauen die Kurse besuchen. Die Bildungskoordinatorin will das Manko beheben. Ab Mitte Januar wird es in Saarburg einen Frauen-Integrationskurs mit Kinderbetreuung vor Ort geben. Schmidt hofft bei der Überzeugungsarbeit in den Familien auf die Unterstützung der Flüchtlingsbetreuer. Kommt das Angebot an, soll es auch anderswo übernommen werden.

Zu den weiteren Aufgaben der Koordinatorin gehört es, die vielen Bildungsakteure wie Schulen, Vereine, Behörden, private Kursanbieter und ehrenamtliche Initiativen zu vernetzen, sie zu informieren und Transparenz herzustellen. Konkret ist Schmidt dabei, alle Angebote zusammenzustellen. Da findet sich dann das Sprachcafé Palaver in Waldrach vom Netzwerk "Willkommen im Ruwertal und auf den Höhen" neben dem Einstiegskurs Deutsch in der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in Hermeskeil vom dortigen Mehrgenerationenhaus und dem Integrationskurs in Konz von der Trierer Einrichtung Christliche Erwachsenenbildung (CEB) Akademie. Katharina Schmidt informiert die Akteure zudem per Newsletter über Neues in Sachen Bildung. Sie plant, den Bedarf an Unterstützung beispielsweise durch Dolmetscher an Schulen und Kitas abzufragen.

Obwohl der Kreis 2015 mit Hilfe der Stiftung Zukunft bei der Finanzierung der Bildungsangebote für Flüchtlinge vorgeprescht ist, gehört er nun, bei der Koordination der Kurse, nicht zu den Ersten. Seit Sommer 2016 gibt es eine solche Stelle in der Stadt Trier. Die meisten rheinland-pfälzischen Kreise sind ebenfalls bereits damit ausgestattet. Möglich macht dies ein Förderprogramm des Bundes, über das die Vollzeitstelle finanziert wird. Sie ist auf zwei Jahre befristet mit der Option auf zweijährige Verlängerung. Landrat Günther Schartz betont: "Angesichts der Flüchtlingszahlen ist die Bildung eine Daueraufgabe."Extra: DIE ZAHL DER FLÜCHTLINGE IM KREIS

 Zu den zahlreichen Angeboten zählt der Alphabetisierungskurs der Christlichen Erwachsenenbildung Akademie in Trier. In der kleinen Klasse sind fast ausschließlich Syrer.

Zu den zahlreichen Angeboten zählt der Alphabetisierungskurs der Christlichen Erwachsenenbildung Akademie in Trier. In der kleinen Klasse sind fast ausschließlich Syrer.

Foto: Friedemann Vetter

Wer einen Überblick über die Zahl der Asylbewerber - anerkannt und noch im Verfahren - haben möchte, bekommt diese in der Regel von verschiedenen Stellen geliefert. So meldet das Sozialamt für den Kreis Trier-Saarburg 562 Asylbewerber (Stand Juli 2017) im laufenden Verfahren oder mit Ablehnung und Duldung. Das Jobcenter meldet 689 anerkannte Asylbewerber (Stand September 2017), die erwerbsfähig, aber leistungsbedürftig sind. Das Jobcenter beschränkt sich dabei auf die herkunftsstärksten Länder Syrien, Afghanistan, Iran, Irak, Eritrea, Somalia, Nigeria und Pakistan. Hinzu kommen die Bewohner der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) des Landes in Hermeskeil. Dort verbringen derzeit 348 Menschen (Stand August 2017) die ersten Monate in Deutschland. Zusammengezählt kommt man auf 1599 Flüchtlinge im Kreis.

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