Bio-Reinigung für Abwasser geplant

KORDEL. Mit dem Bau einer biologischen Gruppenkläranlage will die Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land die Abwasserversorgung im Raum Kordel auf den neuesten technischen Stand bringen.

Bei einer Bürgerinformation stellten Bürgermeister Wolfgang Reiland und die beteiligten Ingenieurbüros das Projekt vor. Rund 50 Interessierte waren dazu im Kordeler Bürgerhaus erschienen. Ihr Hauptinteresse galt jedoch weniger der geplanten Anlage als der Frage, wie das kritische Kordeler Abwassersystem damit fertig werden wird. VG-Werkleiter Jürgen Karst erläuterte die wichtigsten Eckdaten des Projekts, dessen Kosten auf rund vier Millionen Euro geschätzt werden und das Ende 2006 fertiggestellt sein soll. Laut Reiland und Karst sind die Kläranlagen in den Bereichen Kordel und Welschbillig veraltet, überlastet und nicht mehr sinnvoll sanierbar. Es bestehe also dringender Handlungsbedarf. Auch die Anlage in Butzweiler werde mittelfristig ihre Kapazitäten erreichen.Kapazität für 8500 "Einwohnerwerte"

Laut Karst ist daher geplant, in Kordel eine neue Gruppenkläranlage mit genügend Kapazität zu errichten, um die Abwässer von Kordel sowie Welschbillig und dessen Ortsteilen Helenenberg, Träg und Möhn und mittelfristig auch von Butzweiler zu verarbeiten. Die neue Anlage sei ausgerichtet auf die Versorgung von maximal 8500 "Einwohnerwerten". Diese Zahl setzt sich zusammen aus der heutigen Bevölkerung in den genannten Orten, zuzüglich den dort entstehenden Neubaugebieten, den Gewerbetrieben und dem Freibad. Die technischen Daten des Projekts erläuterten Stephanos Anderski und Gunter Graf vom Ingenieurbüro Spoo & Partner, das mit der Planung der Anlage beauftragt ist. Ihren Angaben nach soll am Standort der alten Kordeler Kläranlage ein Abwasserwerk entstehen, das dem neuesten Stand der Technik entspricht. Dabei war Diplom-Ingenieur Anderski bemüht, dem zunächst skeptischen Publikum die Angst vor der schieren Größe des Projekts zu nehmen. Anderski: "Je größer das Volumen, desto leichter ist ein Klärwerk bei plötzlichen Höchstbelastungen auszugleichen. Was wir dort planen, ist ein stabiler und geruchsfreier Betrieb." Die von Anderski genannten, wichtigsten Daten der biologischen Kläranlage mit Kombibecken: zwei Schlammbehälter mit je 800 Kubikmeter Fassungsvermögen, ein Regenüberlaufbecken mit 650 Kubikmetern, ein Belebungsbecken mit 3800 Kubikmetern und ein Nachklärbecken mit 770 Kubikmetern. Alle geruchsproblematischen Behälter - etwa die Schlammspeicher - sollen in abgedeckter Ausführung entstehen.Deckel drauf, wo es müffeln könnte

Die besonders geruchsintensive Rechenanlage (Grobfilter), durch die das eintreffende Abwasser zuerst geleitet wird, soll überbaut werden. Die entstehende Abluft durchläuft zunächst einen Biofilter, bevor sie ins Freie gelangt. Alle Aggregate wie Pumpen- und Filterantriebe werden lärmgedämpft. In den veranschlagten Baukosten von vier Millionen Euro sind allein 300 000 Euro nur für diese Schutzmaßnahmen vorgesehen. Die Energieversorgung der Anlage soll über einen eigenen Doppelanschluss über voneinander unabhängige Netze im Hochspannungsbereich erfolgen. So bleibt - anders als in der Vergangenheit - der Betrieb des Werks auch beim Ausfall des örtlichen Netzes gewährleistet. In der anschließenden Aussprache zeigten sich die Bedenken der von schweren Hochwassern geplagten Kordeler. "Wird das anfällige örtliche Abwassernetz bei schweren Niederschlägen durch die neue Großanlage noch schneller überlastet als bisher?", lautete die Kernfrage. Nicht alle Skeptiker überzeugen konnte Dipl.-Ing. Mamadu Bahr vom Büro Deges Bahr Kommunaltiefbau, das die Sanierung und Erweiterung der Kordeler "Unterwelt" plant. Eine der Hauptsorgen: Das in Zukunft zusätzlich von Wasserliesch zur neue Anlage in Kordel geleitete Oberflächen - und Abwasser könnte das Netz in Kordel zusätzlich belasten. Der Experte wurde indes nicht müde zu betonen, dass es sich bei der geplanten Zuleitung aus Wasserliesch einzig um Abwasser handeln werde. Für das Oberflächenwasser sei in Wasserliesch ein Rückhaltesystem geplant - Kordel habe aus dieser Richtung nichts zu befürchten.

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