Birne, Pflaume, Apfel

TAWERN-FELLERICH. Sie bilden eine traditionell gewachsene Kulturlandschaft: die Streuobstwiesen zwischen Tawern und Fellerich. Die zusammenhängende Fläche mit fast 1500 Bäumen bietet artenreichen Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

 Patrick Jaskowski begutachtet einen etwa 100 Jahre alten Birnbaum auf den Streuobstwiesen bei Fellerich. Foto: Gabriela Böhm

Patrick Jaskowski begutachtet einen etwa 100 Jahre alten Birnbaum auf den Streuobstwiesen bei Fellerich. Foto: Gabriela Böhm

Das 35 Hektar große Areal auf den lieblich geschwungenen Hügeln zwischen Tawern und Fellerich ist kein Naturschutzgebiet (NSG). Nur ein Teil ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. "Wir haben 2001 einen Antrag bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord gestellt, das Gebiet als NSG einzurichten", sagt Patrick Jaskowski von der Gesellschaft zur Förderung von Garten- und Landschaftskultur Trier (Hortulus). "Danach haben wir nichts mehr davon gehört." In der Region sei nur eine einzige Streuobstwiese bei Bernkastel-Kues als NSG ausgewiesen, bedauert er. Uralte Bäume als Gen-Reservoir

Bei einer Obstbaumkartierung, die vom Naturschutzbund (Nabu) getragen wurde, sei ihm der hohe Wert des Areals bei Fellerich bewusst geworden. Rund 1500 hochstämmige Obstbäume kennzeichnen die Landschaft - manche sind mehr als 100 Jahre alt. Alte Sorten wie den Rheinischen Winterrambour etwa oder den Boikenapfel gibt es im Gelände. "Die sind oftmals resistenter gegen Krankheiten als moderne Sorten", erläutert Jaskowski. Die alten Sorten könnten auch als Gen-Reservoir bei späteren Neuzüchtungen dienen. Pflaume, Birne, Apfel: Traditionell dienten die Obstbäume zur Selbstversorgung mit Obst und zur Herstellung von Getränken wie Viez, Saft oder Bränden. Heutzutage sei etlichen, zunehmend älter werdenden Eigentümern die Pflege der Bäume zu aufwändig, die Arbeit zu unrentabel. "Dabei sind Streuobstwiesen ein Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Sie sollten genauso wie die Korkeichenbestände in Spanien unter Schutz gestellt werden", findet Jaskowski. Denn bedeutsame Vogelarten wie Raubwürger und Neuntöter sowie der auf der roten Liste bedrohter Tierarten verzeichnetete Wendehals brüteten in dem Gebiet. Für den Erhalt der Streuobstwiesen sei eine extensive, landwirtschaftliche und obstbauliche Nutzung unbedingt erforderlich, sagt Jaskowski. Die bisherige Förderung durch das so genannte "FUL"-Programm für Landwirte mit 300 Euro pro Hektar und Jahr werde offenbar neu strukturiert. Daher werde zukünftig weniger Geld in Projekte dieser Art fließen. "Dann werden manche Eigentümer das Gelände ganz aufgeben", befürchtet der Gartenbauingenieur. Um die Streuobstwiesen und damit eine strukturreiche Landschaftsvielfalt zu erhalten, könnte Hilfe aus einem anderen Bereich kommen. Wenn nämlich ein luxemburgischer Investor auf dem Fellericher Plateau sein geplantes Bauvorhaben umsetzen würde, könnten die Streuobstwiesen als Ausgleichsfläche ausgewiesen werden. Damit sei eine Anschubfinanzierung beispielsweise für die Vermarktung regionaltypischen Safts denkbar. Ohne Pflege und Erhalt der Streuobstwiesen werden sich in Zukunft Hecken und Wald ausbreiten. Welches kulturgeschichtliche Kleinod die Fellericher noch vor ihrer Haustür haben, ist allerdings weder Beschilderungen, noch einem Hinweis auf ihrer Homepage zu entnehmen. "Die Menschen, die hier leben, sind damit aufgewachsen und daran gewöhnt", glaubt Jaskowski.

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