Blick ins Innere der Seele

MERTESDORF. Oft ist ja noch nicht mal den nächsten Nachbarn klar, was der "gegenüber" oder "nebendran" so tagein, tagaus arbeitet und welchem Hobby er nachgeht. In Mertesdorf dürfte das insbesondere auf Elfi Simon zutreffen.

Kurz gesagt: Die 1953 in Bernkastel-Kues geborene Diplom-Designerin hat sich auf großformatige Ölmalerei auf Leinwand spezialisiert. Die Maße 160 mal 90 oder 190 mal 110 Zentimeter sind nicht ungewöhnlich für ihre Werke. Am Anfang stand eine Auftragsarbeit für ihre Mutter. Nachdem sich die Malerin zunächst intensiv mit Fotografie und Kalligrafie beschäftigt hatte, wurde sie dadurch erstmals motiviert, ein großformatiges Bild zu malen. Und diese Arbeit hat sie bis zum heutigen Tag nicht mehr losgelassen. Geheimnisvolle Beziehungen

"Was mich wirklich interessiert, was ich in der Kunst zu formulieren versuche, das ist die geheimnisvolle Beziehung zum anderen, zur eigenen Sehnsucht und der fremden", sagt die Mutter einer Tochter. Obwohl die 26-jährige Jana meist ihrer Mutter Modell steht, will die Künstlerin keine Abbilder bestimmter Personen schaffen. Ihre "Seelen-Landschaften" - so nennt sie ihre Werke - sind plastisch und in lebhaften Farben gefertigt. Simon: "Dadurch dynamisieren sie in einer besonderen Weise den Betrachter, der vollkommen neue Empfindungen und Gefühle über sich ergehen lassen kann." Elfi Simon liegt daran, den Blick auf das Innere des Menschen zu lenken, auf seine Seelenlandschaften, seine Empfindsamkeit, seine Ausstrahlung und Aura. Deshalb wählt sie die Farbtöpfe immer instinktiv. Sie will "den Atem der Farben, ihre Atmosphäre und ihr Umfeld" spüren. Und das gehe nur, wenn der Kopf, das Rationale, in den Hintergrund trete und Emotionen den Pinsel von der Palette zur Leinwand führen. Die Motive, die zu Dreiergruppen zusammengefasst sind, zeichnen sich durch eine starke Parallelität aus. "Die Ziffer drei ist eine magische Zahl", so die Künstlerin. Auch ließen sich Themen wie "Sehnsucht", "Tiefe", "Harmonie" oder "Metamorphose" besser in drei Bildern ausdrücken. Unsichtbares sichtbar machen

Auf den ästhetisch anziehenden Frauenbildern scheinen die nackten und schutzlos wirkenden Körper dem Betrachter auf den ersten Blick ausgeliefert zu sein. Wallende Haare und eine gewisse Verspieltheit an Farbkompositionen, zusammen mit außergewöhnlichen Positionen der Modelle, halten den Betrachter an die Bilder gefesselt. Ungewöhnlich: Jedes Bild macht neugierig, da die Künstlerin auf einen dominierenden Vordergrund verzichtet und der Hintergrund sich wohlwollend harmonisch mit der Thematik im Bild vereint. "Mit meinen ‚Körper-Bildern‘ will ich ausdrücken, wer wir sind, wie wir leben, wie wir sterben, wie verwundbar und vergänglich wir doch sind." Sie will so das Unsichtbare sichtbar machen. Denn gerade Kunst dürfe nie oberflächlich sein. So erzählt jedes Bild seine Geschichte, es gilt einfach zuzuhören. "Stilistisch bin ich schlecht einzuordnen", sagt sie selbst von sich. Starke Bindungen zum Symbolismus wie auch zum Expressionismus finden sich durchgängig wieder. Ihre Arbeiten präsentiert sie seit 1994 in Einzel- und Gruppenausstellungen. Im Herbst will sie nochmals einen Kursus für Kinder zum Thema "Intensives Farberleben" anbieten. Homepage: www.elfi-simon-malerin.de

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