Bloß nicht nur zu Hause rumsitzen

MERZKIRCHEN-KÖRRIG. (jka) Das Leben von Walter Schwarzenbarth in wenigen Zeilen zu beschreiben, fällt schwer. Der 81-Jährige hat eine Menge zu erzählen. Landwirtschaft, Schweine kastrieren, Lokalpolitik, Musik und Kirche – fünf Dinge, die in seinem Leben eine Rolle gespielt haben und zum Teil immer noch spielen.

In Körrig ist er geboren und hat mit Ausnahme der Kriegsjahre sein ganzes Leben dort verbracht, erzählt Walter Schwarzenbarth. Im elterlichen Bauernbetrieb übernahm der Erstgeborene von sieben Geschwistern schon früh Verantwortung. "Wir hatten vier Kaltblutpferde, und jedes Jahr kam ein Fohlen dazu. Wenn die Geburt nahte, habe ich nachts immer auf einem Bund Stroh Wache gehalten", erinnert er sich. Später hat Walter Schwarzenbarth den Hof der Eltern übernommen und führte ihn bis vor zwölf Jahren. Das in den 50er-Jahren erworbene zweite Standbein, das heute skurril anmutet, machte ihn im Dorf und auf dem ganzen Saargau bekannt: "Ich habe zusätzlich noch das Kastrierer-Handwerk gelernt, also männliche und weibliche Ferkel kastriert." Als nach dem Krieg das Leben in Körrig wieder begann, da war auch er nach der Zeit im Militär und nach kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft wieder da - und von Anfang an dabei, das Dorfleben wieder aufleben zu lassen. "1946 wurde die Feuerwehr gegründet", erinnert er sich, "wir hatten die Uniformen so satt, aber dann haben wir uns doch freiwillig gemeldet, um eine Zwangsfeuerwehr zu vermeiden." 25 Jahre war er dort, zehn Jahre länger im Musikverein, der ebenfalls 1946 wieder zum Leben erweckt wurde. Auch in der Kommunalpolitik war Walter Schwarzenbarth aktiv: "Ich war im Gemeinderat und 15 Jahre Ortsvorsteher von Körrig", sagt der "Rentner im Unruhestand", wie er sich selbst nennt. Am längsten hat es Walter Schwarzenbarth jedoch im Kirchenchor ausgehalten: "Seit 55 Jahren bin ich Mitglied." Die Kirche spielte in seinem Leben stets eine zentrale Rolle. So erinnert er sich an Fußmärsche zur Kirche "bei Wind und Wetter" in seiner Kindheit und an Rosenkranzgebete in der Familie, vor denen er sich damals zu drücken versuchte: "Ich habe dann extra die Kühe geputzt", erzählt er grinsend, "aber nach kurzer Zeit kam mein Großvater dahinter und hat gewartet, bis ich fertig war. Die Kühe habe ich danach nie wieder geputzt."Erst zum Beten läuten, dann Kaffee trinken

Auch wenn der ehemalige Landwirt sich heute längst zurücklehnen und das Leben mit seiner Frau, vier Kindern und acht Enkeln einfach genießen könnte - sein Alltag ist keineswegs ruhig oder gar langweilig. Im Gegenteil: Fast rituell beginnt sein Tag: "Um viertel vor sieben stehe ich jeden Morgen auf", berichtet er, "und dann fahre ich mit dem Fahrrad zur Kapelle und läute pünktlich um 7 Uhr die Betglocken." Den "Engel des Herrn" würde er läuten, wie sie es schon vor dem Krieg gewohnt waren. Nach einer anschließenden Runde mit dem Rad durchs Dorf sei er fit für den Tag. "Und dann mache ich Kaffee, lese den TV und frühstücke gemeinsam mit meiner Frau." Anschließend vertreibt er sich sehr gerne die Zeit mit Gartenarbeit - im eigenen Garten oder auch bei anderen, die seine Hilfe brauchen. Oder er erzeugt wieder Melodien - nicht mit Glocke oder Stimme, sondern mit dem Akkordeon. "Bei Geburtstagsfeiern, Freunden und Bekannten, da bin ich immer ein gern gesehener Gast mit meinem Schifferklavier", gesteht er und lächelt. Die Musik ist das, was er von allen anderen Aktivitäten noch beibehalten hat. Und das Läuten. "Und das werde ich so lange noch machen, wie mich meine Füße tragen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort