Blubbernde Bulldogs – viel Arbeit

PALZEM-KREUZWEILER. Robert Willkomm hat eine Leidenschaft: Bulldogs. Hinter dem zunächst an bellende Zeitgenossen erinnernden Begriff verbirgt sich jedoch eine technische Revolution in der Landwirtschaft. Seit rund fünf Jahren betreibt der 48-Jährige ein Museum für historische Traktoren und Landmaschinen.

Wer in den idyllisch gelegenen Ort Kreuzweiler kommt, trifft tagsüber nur wenige Menschen auf den Straßen an. Doch alle drei Jahre versetzen Zehntausende aus ganz Europa den Palzemer Ortsteil in den Ausnahmezustand. Das, was die Massen lockt, sind jene Relikte vergangener Tage, die einst für eine Revolution in der Landwirtschaft sorgten: Bulldogs - mit Rohöl oder Diesel befeuerte, bullige Ackerschlepper. Seit 1988 findet das inzwischen traditionelle Treffen für historische Ackerschlepper statt. Vor rund zwölf Jahren schlossen sich mehrere Liebhaber der alten Maschinen zu einem Verein zusammen. Vorsitzender der "Lanz-Bulldog-Freunde Kreuzweiler" ist Robert Willkomm. Seine Schwäche für die bulligen Maschinen ging einst so weit, dass er sich entschloss, seine vor Jahren schon beachtliche Sammlung in einem Museum zu präsentieren. Das Problem: Es gab keins. Die Lösung: "Mitte der 90er-Jahre entstand die Idee, ein Museum zu eröffnen", berichtet der 48-Jährige. Gemeinsam mit seinem Onkel Theo Welter habe er sich an die Arbeit gemacht. Innerhalb von sechs Jahren bauten die beiden an einem großen Blockhaus, in dem Willkomms Altertümchen - neben Traktoren auch alte Landmaschinen - Unterschlupf finden sollten. "Im Jahr 2000 war es schließlich so weit, und die Eröffnung konnte stattfinden." Seither ist die Zahl der Ausstellungsstücke immer weiter angewachsen. Auch heute noch ist Willkomm ständig auf der Suche nach etwas Neuem. Fahrzeuge und Maschinen aus ganz Deutschland und mehreren Ländern Europas sind auf dem Gelände zu sehen. Besonders stolz ist der gelernte Elektroinstallateur auf sein neuestes altes Objekt: eine fahrbare Dampfmaschine der Marke Heinrich Lanz aus dem Jahr 1921 - eine so genannte Lokomobile. Das Besondere daran sei nicht nur ihr Alter, sondern auch die Herkunft des Dampfrosses. "Die in Deutschland gebaute Maschine war bis zuletzt in Brasilien beheimatet." Einst habe sie als Antrieb beispielsweise für Dreschmaschinen gedient. Das älteste Relikt vergangener Tage, das in dem Museum zu bestaunen ist, ist eine Bandsäge aus dem Jahr 1918.Ein "Dieselross" stand am Beginn der Leidenschaft

Das besondere Interesse Robert Willkomms gilt nach wie vor den Bulldogs. In Kreuzweiler geboren und aufgewachsen, kam er schon früh mit Traktoren in Berührung. "Als Kind bin ich oft bei Bekannten mitgefahren." Seine Leidenschaft für die blubbernden Gefährte habe allerdings sein Onkel Theo Welter geweckt. Vor Jahren habe dieser einen alten Fendt "Dieselross" von 1951 restauriert. "Ich war immer sehr fasziniert, wenn er damit gefahren kam." Irgendwann habe er sich schließlich selbst einen Bulldog gekauft. In Willkomms Museum, das von Mai bis Oktober an Wochenenden geöffnet ist, kann man die Ungetüme sogar an bestimmten Museums-Festtagen in Aktion erleben. Derzeit steckt der 48-Jährige bis über beiden Ohren in den Vorbereitungen für den Saisonauftakt. Er erklärt: "Mit einem Tanz in den Mai im Blockhaus geht es jedes Jahr los." Bis dahin gebe es noch viel Arbeit, und die sei nur deshalb zu bewältigen, weil Ehefrau Martina ihm stets den Rücken stärke, ist er sicher. Allerdings: "Eigentlich sehe ich das Ganze nicht als Arbeit, denn schließlich mache ich es gerne."

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