Bücher fallen nicht vom Himmel

SCHWEICH. (red) Nach dem Vorlesewettbewerb im Dezember gab es für die vier sechsten Klassen der Realschule als Höhepunkt der Leseförderung die Begegnung mit einem Schriftsteller, der aus seiner Werkstatt berichtete: Stefan Gemmel.

Die Lehrer und Schüler wurden in ihren Erwartungen nicht enttäuscht, denn der vergleichsweise junge Schriftsteller faszinierte mit seiner lebendigen Art die jüngeren wie älteren Kinder.Auch sensible Themen verarbeitet

Von einem einleitenden Gespräch über Lese- und Schreibgewohnheiten von Schülern kam er zu seinem eigenen Werdegang, erzählte, dass er als Kind von seiner Lehrerin in Morbach Bücher geliehen bekam, in der Schülerzeitung mitarbeitete und mit 20 Jahren sein erstes Buch schrieb. Da er nicht malen könne, würden andere die Bilder zu seinen Büchern gestalten. Er veranschaulichte mit Folien, wie die Illustratoren zu seinen Büchern gearbeitet haben, wie verschiedene Entwürfe zu Hauptfiguren entstanden sind und ihr Bezug zur Geschichte ist. Inzwischen hat Gemmel 15 Bücher geschrieben, darunter vier Bilderbücher - von denen eines in neun Sprachen übersetzt ist - , fünf Bücher aus der "Wuff-Reihe" und fünf Jugendbücher. Die Erzählung "Rolfs Geheimnis" gewährt Einblick in die Welt eines behinderten Kindes, dessen Bruder zum Außenseiter geworden ist. Hier nutzen Gemmel seine früheren beruflichen Erfahrungen als Heilerziehungspfleger in einer Wohngruppe mit Schwerbehinderten. Er lieh sogar der körper- und sprechbehinderten Katrin seine Stimme, um ihre Biographie aufzuschreiben: "Kathrin spricht mit den Augen". Zwei Klassen hatten das Buch von Rolf bereits gelesen und Bilder dazu gemalt sowie Briefe an verschiedene Personen geschrieben, wofür sich der Autor interessierte. Sie konnten ihre Fragen dazu stellen, und Gemmel ihnen einiges von seiner Arbeit mit Behinderten erzählen. Er versuchte im Rollenspiel das Durchbrechen von Außenseitertum zu verdeutlichen, um Sebastians Entwicklung zu zeigen, der die Vorurteile überwindet und sich mit Rolf und dessen Bruder Thomas anfreundet. In lockerem Gespräch über die Lesekenntnisse der Schüler, zum Beispiel Harry Potter und Herr der Ringe erläuterte er Grundstrukturen, nach denen eine Geschichte aufgebaut ist, die Rolle der Hauptperson und ihres Gegenspielers sowie den "Springern" in der Mitte. Außerdem ließ Gemmel die Kinder im Rollenspiel nachvollziehen, wie sich der klassische Kriminalroman entwickelt hat. Beginnend bei Edgar Allan Poe, über Sir Arthur Conan Doyle und George Simenon zeigte er auf, wie vom Fund einer Leiche, einem Detektiv-Duo und der zusätzlichen Psychologie die Strukturen des Krimis entstanden. Von daher war es nur ein kleiner Schritt, seine Bücher aus der Wuff-Reihe vorzustellen, die mit den Vorbildern bekannter Figuren spielen, zum Beispiel "Sherlock Wuff und Doktor Miezon" mit Sherlock Holmes und Dr. Watson oder "Robin Wuff und Bruder Katz" mit Robin Hood. In "Winnewuff und Old Miezecat" spielen der Hund Amadeus und der Kater Moritz Winnetou und Old Shatterhand, die allerlei Abenteuer erleben.Bedingungen: Fähigkeit und Liebe zum Schreiben

Die Schüler nutzten die Gelegenheit, an den Autor Fragen zu stellen, zur gelesenen Lektüre oder allgemein zum Bücherschreiben. Auf die Frage nach seinem Lieblingsbuch stellte er das Bilderbuch für Erwachsene vor: "Paneelos Melodie", das in märchenhafter Form die Trauer nach einem plötzlichen Tod verarbeitet. An den Bildern arbeitete der Illustrator zwei Jahre, fand aber eine recht gegenteilige Kritik von Ablehnung bis Zustimmung. Für die Geschichte "Schweig doch endlich" mit dem Thema sexueller Missbrauch recherchierte er bei Betroffenen und Fachleuten und brauchte ein Jahr Vorbereitung, eine kleinere Geschichte schrieb er dagegen an einem Tag. Natürlich kam auch die Frage nach seinem Verdienst und die Schüler hätten dem Schriftsteller sicher mehr gegönnt als die 40 bis 70 Cent pro verkauftem Buch. Kein Wunder, dass die meisten Autoren noch einen weiteren Beruf haben. Außer der Fähigkeit und Liebe zum Schreiben brauche man keine anderen Voraussetzungen für diesen Beruf, erklärte Gemmel, der einem 13-jährigen Mädchen zur Veröffentlichung seiner Geschichte "Elfenspuren" verholfen hatte. Die beiden Lesungen reihten sich in drei Lesewochen, die der Autor über das Pädagogische Zentrum, Außenstelle Trier, in der Region und Eifel anbot. Insgesamt waren 17 Schulen mit 33 Lesungen beteiligt. Finanziell unterstützt wurden die Schulen der Region Trier von der Sparkasse Trier.

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