Bunter Treff mit dem Bischof im Bahnhof

Saarburg · Premiere: Erstmals hat Bischof Stephan Ackermann das neu gestaltete Jugendzentrum in Saarburg besucht. Der Anlass: Der Josefstag unter dem Motto "Gemeinsam für ein buntes Land."

 Bischof Stephan Ackermann (links) schaut zu, wie Jugendliche am Josefstag im Saarburger Jugendzentrum eine Bank anmalen. Im Bild von links: Bernhard Meyer-Weires, Frank Klasen, Oday Sheikhalel, Najib Talaa und Osama Ghyrmaeruf. TV-Foto: Marion Maier

Bischof Stephan Ackermann (links) schaut zu, wie Jugendliche am Josefstag im Saarburger Jugendzentrum eine Bank anmalen. Im Bild von links: Bernhard Meyer-Weires, Frank Klasen, Oday Sheikhalel, Najib Talaa und Osama Ghyrmaeruf. TV-Foto: Marion Maier

Foto: (h_sab )

Saarburg Christine Faha aus Taben-Rodt kommt mehrmals pro Woche ins Jugendzentrum. Kickern und Billard spielen sind dann angesagt - auch mit Flüchtlingen. Sie sagt: "Die sind sehr nett. Manche können schon recht gut Deutsch. Mit anderen muss man sich mit Händen und Füßen verständigen" und lacht.
Najib Talaa ist etwa vier Mal die Woche im Saarburger Jugendzentrum. Der Jugendliche, der vor mehr als einem Jahr mit zwei Brüdern und einer Tante aus Syrien nach Deutschland kam, sagt: "Nach der Schule treffe ich mich hier mit meinen Freunden - das sind andere Flüchtlinge und auch Deutsche. Wir spielen Billard und Tischtennis."
Heute backt Christine Faha zusammen mit anderen Waffeln, und Najib Talaa streicht draußen mit Freunden Bänke bunt an. Der Grund: Es ist Josefstag, ein bundesweiter Aktionstag, der auf die Arbeit in Einrichtungen der Jugendsozialarbeit in katholischer Trägerschaft aufmerksam macht. Das Motto: "Eine/r von uns - Gemeinsam für ein buntes Land". Es geht um die Integration aller jungen Menschen.
Im Jugendzentrum scheint das gelebte Realität zu sein. Im Schnitt kommen 40 Besucher täglich dorthin. Bernd Bredin, Jugendsozialarbeiter der Stadt, erklärt: "Etwa die Hälfte von ihnen hat einen Migrationshintergrund. Aber es gibt überhaupt kein Aggressionspotenzial." Viele der Flüchtlinge lernen Deutsch in der Berufsbildenden Schule gleich um die Ecke.
Die Demokratiebänke und die Waffeln sind nicht die einzigen Besonderheiten am Josefstag. Das seit Dezember erweiterte Jugendzentrum erlebt heute eine Premiere: Bischof Ackermann kommt zu Besuch. Begleitet wird er unter anderem von Bürgermeister Jürgen Dixius und Dechant Klaus Feid und anderen Vertretern von Politik und Kirche. Neugierig schaut sich der Bischof die noch nicht ganz fertig gestalteten Räume im Erdgeschoss des Bahnhofs an. Mal schnappt er sich einen Billard-Queue und stößt eine Kugel knapp am Loch vorbei. Mal greift er zum Acrylstift, um auf die Demokratiebank zu schreiben: "Die Welt ist bunt! Stephan 14.3.2017"
Und immer wieder fragt er nach, will wissen, wie dieses und jenes in Saarburg funktioniert. So erfährt er auch, dass eher wenige Mädchen mit Migrationshintergrund den Weg ins Jugendzentrum finden. Das hat laut Kerstin Knopp, der pädagogischen Mitarbeiterin des Zentrums, mehrere Gründe. So gebe es nur wenige Mädchen in der Sprachlernklasse an der BBS. Der zweite Grund: Die jungen Frauen dürfen nicht. Knopp: "Die Eltern verbieten das, das ist ihnen zu offen. Sie oder die großen Brüder haben dann ihrer Meinung nach zu wenig Kontrolle."
Um dem etwas entgegenzusetzen, aber auch weil es gewünscht wurde, soll es einen Fotokurs speziell für Mädchen geben. Das wird dann eins der speziellen Angebote im Zentrum sein neben dem täglichen offenen Treff, in dem die Mitarbeiter immer als Ansprechpartner für Probleme bereitstehen.
Auch wenn der Bischof an diesem Tag nicht ganz die sonst üblichen 40 Besucher im Zentrum zu sehen bekommt, ist er am Ende voll des Lobes.
Angesichts von drei Halbtagskräften vor Ort und rund 20 Ehrenamtlichen sagt er: "Toll, diese vielen Möglichkeiten in diesen Räumen und mit diesem guten Team. Und schön, dass die Unterschiede hier, also unterschiedliche Herkunft oder Religion, keine Angst machen, sondern Reichtum sind."

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