CDU ohne Büdinger

WELLEN. CDU-Fraktionsvorsitzender Reinhold Büdinger hat sein Mandat im Gemeinderat Wellen niedergelegt. Für diesen Schritt entschied sich das langjährige Ratsmitglied, nachdem es wiederholt Ärger um die Kosten für den Ausbau des Kindergartens gegeben hatte, mit dem Büdinger beauftragt ist.

Am kommenden Montag, 22. August, trifft sich der Gemeinderat Wellen zu einer regulären Sitzung im Bürgerhaus. Dennoch enthält die Tagesordnung einen auffallenden ersten Punkt: "Einführung und Verpflichtung eines neuen Ratsmitgliedes" ist auf dem Papier zu lesen. Auf Nachfrage des TV erläutert Ortsbürgermeister Herbert Huber (SPD) die Hintergründe. Reinhold Büdinger, nach eigener Auskunft seit mehr als 20 Jahren Gemeinderatsmitglied sowie Vorsitzender der CDU-Fraktion, hat sein Mandat niedergelegt. Auch dem Bau- sowie dem Haupt- und Finanz- und Rechnungsprüfungs-Ausschuss wird Büdinger nicht länger angehören. Der CDU-Mann zieht damit die Konsequenz aus einem bereits länger schwelenden Konflikt mit seinen Ratskollegen um Bauprojekte, für die er die Verantwortung übernommen hatte (TV vom 9. Juni). Stein des Anstoßes sei zuletzt der Umbau des Wellener Kindergartens gewesen, erklärt Herbert Huber. Wie bereits berichtet, wird die Einrichtung wegen des Ganztagsangebotes um einen Raum erweitert. Eine zusätzliche Feuertreppe wird im Außenbereich angebracht, die sanitären Anlagen werden ausgebaut. Der freie Architekt Reinhold Büdinger hatte von der Gemeinde den Auftrag für diesen Umbau erhalten und somit auch die Kostenschätzungen vorgelegt. Mit rund 230 000 Euro hatte Büdinger die Gesamtsumme veranschlagt. "Das ist natürlich ein ganz schöner Brocken", lautete Hubers Kommentar nach der entsprechenden Ratssitzung Anfang Juni. Der Rat habe die hohe Summe kritisch beäugt. Ärger habe es nun gegeben, nachdem Büdinger die Ergebnisse der öffentlichen Ausschreibung für die Gewerke präsentiert hat. "Es gibt deutliche Diskrepanzen zwischen den Kostenvoranschlägen und den tatsächlichen Kosten für einzelne Posten", moniert Huber. Als Beispiele nennt der Ortsbürgermeister den Komplex Dacharbeiten: 27 650 Euro habe der Kostenvoranschlag dafür vorgesehen. Das reale Angebot belaufe sich hingegen auf knapp 49 000 Euro. Für Fenster und Türen habe der Architekt 7500 Euro in die Planung geschrieben. 17 116 Euro müssten tatsächlich bezahlt werden. Auch bei den Fliesen gebe es einen großen Unterschied zwischen Schätzung und Angebot: 4900 Euro stehen 11 814 Euro gegenüber."Das ist seine persönliche Entscheidung"

Zu kurzfristig und nur in einem Medium habe der Architekt ausgeschrieben, kritisiert Herbert Huber. "Wir haben ihm im Rat schon gesagt, dass das nicht geht. Das liegt weit über dem, was zuwendungsfähig ist." Dirk Willems, Fraktionsvorsitzender der FWG Dostert, sagt: "Die erste Kostenschätzung für das Gesamtprojekt lag relativ hoch. Das haben wir im Rat nicht gut geheißen. Und bei den Angebots-Ausschreibungen müssen wir erwarten können, dass die zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig sind. Das hat Reinhold Büdinger leider nicht hinbekommen." Insofern sei der Rat mit seiner Arbeit nicht zufrieden gewesen. Büdingers Entschluss, sein Mandat niederzulegen, möchte Willems davon getrennt sehen: "Das ist seine private Entscheidung." SPD-Fraktionsvorsitzende Katharina Hoffmann erklärte dem TV: "Ich kenne die Vorgänge nicht, weil ich längere Zeit nicht da war. Ich werde erst am Montag erfahren, was los ist." Reinhold Büdinger erklärt die Kosten-Diskrepanzen so: "Die Angebote lagen höher, weil ich verschiedene Alternativen ausgeschrieben hatte. Es gibt am Markt immer eine Spanne, die man selten exakt trifft." Er habe die Mehrkosten für jedes einzelne Gewerk erklärt. Außerdem seien verschiedene statische Dinge anders geplant gewesen. Büdinger habe Pläne übernommen, die rechtwinklig gezeichnet gewesen seien. "Ich habe damals vorgeschlagen, das vor Ort zu kontrollieren. Das wurde aber abgelehnt." Es habe sich dann rausgestellt, dass von einer schiefwinkligen Basis auszugehen sei. "Es sind verschiedene Dinge, die zu den Mehrkosten geführt haben", sagt Büdinger. "Da ich das Vertragsverhältnis mit der Gemeinde nicht belasten möchte, war der Rücktritt für mich der einzige Weg, heil aus der Sache rauszukommen. Ich musste diesen Schnitt machen, um diesen Auftrag ordentlich beenden zu können."

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