Chancen ausloten, Initiative ergreifen

SCHWEICH. (ae) Die EU-Agrarreform und ihre Folgen für die Landwirtschaft in der Region waren Themen der Jahreshauptversammlung des Kreisbauern- und Winzerverbands.

Als Referent war Staatssekretär Harald Glahn aus dem Mainzer Ministerium für Landwirtschaft und Weinbau eingeladen. Er forderte Bauern und Winzer auf, optimistisch zu sein, ihre Chancen auszuloten und Initiative zu ergreifen. Schon in den Grußworten des Kreisvorsitzenden Günter Herres, des Vizepräsidenten des Bauern- und Winzerverbandes Hans Boes sowie von Landrat Richard Groß wurde deutlich, welche Probleme und Herausforderungen Landwirte und Winzer verunsichern: die EU-Osterweiterung, die EU-Agrarreform, der Preisverfall bei Nahrungsmitteln, Einkommensverluste und, auf regionaler Ebene, die Agrarverwaltungsreform mit der damit verbundenen Auflösung der SLVA in Trier.Nachfrage statt Prämien im Blick haben

Ehrenvorsitzender Günther Schartz meinte, man stehe an der Schwelle zu einer ganz neuen Agrarpolitik mit ungewissen Auswirkungen. Besonders die Wettbewerbsfähigkeit in einer erweiterten EU müsse mit Sorge betrachtet werden. Außerdem zeichne sich ein Rückgang der flächendeckenden Landwirtschaft ab, was den Ruf nach Fördermaßnahmen zum Erhalt der Kulturlandschaft wecke. Für besondere Verdienste um den Weinbau verlieh Schartz anschließend die goldene sowie die silberne Medaille der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz an Paul Jostock und Albert Pauly. Danach referierte Staatssekretär Harald Glahn über die Chancen der EU-Agrarreform, die sich böten, sobald die Unsicherheit als größtes Hemmnis für unternehmerische Investitionen beseitigt sei. "Das Land Rheinland-Pfalz-Pfalz setzt auf wettbewerbsfähige und marktorientierte Betriebe, vor allem Familienbetriebe mit ihrer Stabilität, Leistungsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit", sagte Glahn. Mit der Agrarreform sei ein Paradigmenwechsel in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) vollzogen worden. Mit der Entkoppelung der Zahlungen von der Produktion ziehe sich die EU aus der Steuerung der Menge zurück. Produktionsanreize seien nicht mehr die Prämienzahlungen, sondern die Nachfrage des Marktes. Damit verbunden seien höhere Anforderungen an Anbaumethoden, Naturschutz und Qualitätssteigerung. Das könne sich positiv auf die Preise auswirken, so Glahn. Zur Verteilung der Mittel favorisiere Rheinland-Pfalz ein Kombimodell, bei dem die bisherigen Prämien für Ackerkulturen und Saatgut dem Ackerland, Prämien für Milch und Vieh hingegen betriebsindividuell zugewiesen und auf die Acker- und Grünlandfläche umgelegt würden. "Wir in Rheinland-Pfalz möchten diese Anpassung erst 2015. Bis 2010 sollten den Betrieben mindestens 75 Prozent der betriebsindividuellen Prämien bleiben, damit sie Planungssicherheit haben", so Glahn. Wesentlicher Vorteil sei die für 2005 zu erwartende deutliche Mittelumverteilung zwischen den Bundesländern. "Jetzt gilt es, den Mumm zu haben, auf den Markt zu gehen, neue Einkommensquellen zu erschließen und die Kooperation mit den Vermarktern auszubauen. Das Rad festzuhalten würde zu viel Kraft kosten, wir müssen schauen, wie wir es selber steuern können", schloss Glahn. Heftig diskutiert wurde abschließend die Umwandlung der Milch- in eine Flächenprämie, die im Verein mit weiter fallenden Preisen die Existenz vieler Betriebe der Region bedrohen könnte.

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