Darf's für 150 000 Euro mehr sein?

FREUDENBURG. Die Erschließung des Neubaugebiets "Burgbungert" könnte die Gemeinde erheblich mehr kosten als bislang angenommen. Grund ist ein Verkehrskreisel, den die Gemeinde an der Zufahrt zum Erschließungsgebiet auf der L 133 errichten will. Unterdessen ist die Aufstellung des Bebauungsplans beschlossene Sache.

Dass Gemeinderatssitzungen nicht immer bis ins Detail planbar sind, wissen die Ratsherren von Freudenburg spätestens seit ihrem jüngsten Treffen. Dabei hatte es zunächst den Anschein, als stehe eine Routine-Entscheidung bevor. Denn Punkt zwei der Tagesordnung sah einen Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplan "Burgbungert" und damit die Zustimmung zur Weiterentwicklung des gleichnamigen Neubaugebiets im Südwesten Freudenburgs vor. So ließen die Ratsmitglieder die Erklärungen der Planer zunächst weitgehend emotionslos über sich ergehen. Danach soll das Gebiet in vier Bauabschnitten erschlossen werden. Etwas mehr als 100 Bauplätze sollen entstehen. Entsprechend der aus einem Lärmschutzgutachten hervorgehenden Empfehlung ist im Bereich der Bebauung entlang der Landesstraße 133 nach Kollesleuken ein bis zu dreieinhalb Meter hoher Schutzwall zu errichten. Heftige Debatte in der Ratsrunde

Darüber hinaus hat die Gemeinde - wie üblich - landespflegerische Ausgleichsflächen zu schaffen. Außerdem soll im südlichen Bereich des Erschließungsgebiets eine Schutzzone für Fledermäuse entstehen. Die Hauptzufahrt zum "Burgbungert" soll über die L 133 erfolgen. Auf Basis einer Verkehrserhebung fordert der Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) die Einrichtung einer rund 50 Meter langen Abbiegespur auf der stark frequentierten Landesstraße. Zudem soll eine Querungshilfe für Fußgänger gebaut werden. Hans Zimmer, zuständig für die Planungen im Bereich Straßen- und Kanalbau, brachte eine Alternative zur Sprache, die nicht nur für eine heftige Debatte in der Ratsherren-Runde sorgte, sondern die Gemeinde am Ende teuer zu stehen kommen könnte. Zimmer regte an, anstelle der Abbiegespur einen Verkehrskreisel zu errichten - wegen der verkehrsberuhigenden Wirkung, aber auch, weil mit einer höheren Sicherheit für Fußgänger beim Überqueren der L 133 zu rechnen sei. Zu rechnen sei allerdings auch mit erheblichen Mehrkosten, "die nach ersten Berechnungen bei rund 150 000 Euro liegen", wie Ingenieur Zimmer erklärte. Sichtlich erregt reagierte Ortsbürgermeister Bernd Gödert auf den Vorschlag, hatte es doch bis dahin den Anschein, als sei der Bebauungsplan "Burgbungert" so gut wie beschlossen - abgesehen davon, dass die Abstimmung noch ausstand.Ortsbürgermeister "auf der Palme"

Außer einer verkehrsberuhigenden Wirkung versprach sich mancher im Rat von einem Kreisel eine "bessere Optik", wie zu hören war. Dennoch: "150 000 Euro sind viel Geld, wenn man bedenkt, dass nur zweimal am Tag - zu den Hauptverkehrszeiten morgens und abends - mit verstärktem Verkehrsaufkommen zu rechnen ist", hielt Ortschef Gödert entgegen. Und: "Es ist denkbar, dass sich die Mehrkosten negativ auf die Baulandpreise auswirken." Auch aus den Reihen der Ratsmitglieder kamen schließlich Bedenken, die sich jedoch auf erhöhte Lärmemissionen durch Brems- und Anfahrgeräusche im Bereich des Kreisels bezogen. Stimmen wurden laut, die eine gleichzeitige Planung von Abbiegespur und Kreisel forderten mit dem Ziel, eine endgültige Entscheidung kurzfristig treffen zu können - eine Idee, die Bernd Gödert schließlich "auf die Palme" brachte: "Angesichts der Mehrkosten halte ich einen Kreisel für vollkommen überzogen", erklärte der Ortsbürgermeister. Dem Machtwort folgte die Abstimmung: Während drei Ratsmitglieder für eine Abbiegespur plädierten, sprachen sich fünf für die Kreisel-Variante aus. Um der von Gödert befürchteten "Verzögerung durch eine Umplanung" aus dem Weg zu gehen, stimmte der Rat der vorliegenden Entwurfsplanung und damit der Aufstellung des Bebauungsplans "Burgbungert" zu mit der Maßgabe an die Planer, den Kreisel in die Unterlagen einzuarbeiten.

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