Das Dream-Team von Beßlich

NEWEL-BESSLICH. Seit es Hartz IV gibt, gibt es auch die "Ein-Euro-Jobs". Es sind öffentlich geförderte, gemeinnützige Tätigkeiten, für die die Bezieher von Arbeitslosengeld II eine Mehraufwandsentschädigung erhalten. Wie gut das funktionieren und zu neuer Lebensqualität für die Betroffenen führen kann, zeigt das Beispiel des "Beßlicher Dream-Teams".

Einsatzgebiet des Teams ist die Gemeinde Beßlich. Team-Mitglieder auf "Ein-Euro-Job"-Basis sind Naser Tafai, er wohnt in Beßlich, Karl-Heinz Frohriep aus Newel und Erich Harig aus Butzweiler. Nicht zu vergessen, wenn auch nicht auf "Ein-Euro-Job"-Basis, Dorfhündchen Kia, eine liebenswerte Promenadenmischung. Wenn Naser Tafai morgens kurz nach sieben seine Wohnung verlässt, hat Kia ihn bereits erspäht. Gemeinsam machen sich die beiden auf den Weg zur Arbeitsstelle, wo sie auf Karl-Heinz Frohriep und Erich Harig treffen. Die Vier-Stunden-Schicht beginnt. Bis zum Feierabend immer dabei ist auch Kia. Sie hält sich für unentbehrlich und ist es offenbar auch. "Wir arbeiten und Kia trägt die Verantwortung", lachen ihre drei "Kollegen". Fröhlichkeit mit ernstem Hintergrund

Derweil hat die Fröhlichkeit einen ernsten Hintergrund, besser gesagt eine ernste Vorgeschichte. Beim Gespräch im Schulungsraum der Freiwilligen Feuerwehr Beßlich sind auch Ortsvorsteher Uwe Metzdorf und Newels Ortsbürgermeister Matthias Mohn dabei. "Wir sind Kosovo-Albaner. Seit zehn Jahren leben meine Frau und ich in Deutschland. Drei unserer vier Kinder sind hier zur Welt gekommen", berichtet Naser Tafai. Weil er immer nur relativ kurze Aufenthaltsgenehmigungen erhalte, habe er keine Chance, eine feste Arbeit zu finden. Einmal habe es geklappt, doch wegen schlechter Geschäftslage sei der Lohn ausgeblieben. Karl-Heinz Frohriep hatte lange Zeit mit einer schweren Krankheit zu kämpfen, die zu überwinden zwar gute Aussichten bestehen, "aber für die Arbeitssuche ist das nicht gerade förderlich", befindet Frohriep. Zu Erich Harigs Hobbies zählt die Reparatur von Mofas und Fahrrädern. "Darin ist er ein Ass", lobt Uwe Metzdorf. Aber Harig erhielt er nie die Chance, seine Fähigkeiten beruflich umzusetzen. Was ihre Tätigkeit in Beßlich betrifft sind die drei vom Dream-Team keine Neulinge. Im Gegenteil: Erich Harig und Naser Tafai verrichten sie seit Oktober 2003, Karl-Heinz Frohriep seit April 2004. Unisono versichern sie: "Uns gefällt die Arbeit. Wir haben wieder das Gefühl, gebraucht zu werden. Ebenso gut, wie wir uns untereinander verstehen, ist der Kontakt zu den Beßlicher Bürgern." Man kenne sich inzwischen, grüße sich freundlich, halte gelegentlich ein Schwätzchen und hier und da gebe es auch eine Tasse Kaffee oder ein Stubbi. Ortsvorsteher Uwe Metzdorf stimmt zu. "Die drei arbeiten nicht nur gut und gerne, sie gehen auch mit offenen Augen durchs Dorf, und haben eigene Ideen und Anregungen." Es handele sich schließlich nicht um Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, sondern um eine sinnvolle und wertvolle, der Gemeinde obliegende Tätigkeit, betont Metzdorf. Ein Unternehmer, sofern überhaupt zu finden, sei viel zu teuer.Breit gefächertes Aufgabengebiet

Metzdorf zufolge ist das Aufgabengebiet des Dream-Teams breit gefächert. Es reicht vom Erhalt der Funktionsfähigkeit der im Ort erforderlichen Muldensysteme zur Oberflächenentwässerung über Instandhaltung und Reparaturen auf dem Spielplatz mit ständiger Kontrolle der Holzspielgeräte bis zum Heckenschnitt und Pflasterarbeiten auf dem Friedhof. Einmal wöchentlich ist Arbeitsbesprechung, und weil die Arbeitsgeräte in Metzdorfs Garten gelagert sind, trinkt man dort hin und wieder gemeinsam ein Bier. Bürgermeister Matthias Mohn lobt die gute Zusammenarbeit von Naser Tafai, Karl-Heinz Frohriep und Erich Harig mit den Gemeindearbeitern. Und was sagen die Beßlicher Bürger? Ernst Mettlach: "Eine vernünftige Regelung, weil es immer Arbeiten gibt, die vernachlässigt werden oder einfach liegen bleiben. Zu den dreien besteht längst guter Kontakt. Sie arbeiten zuverlässig und sind freundlich." Ehefrau Ruth ergänzt: "Das Ganze trägt auch dazu bei, eventuelle Missgunst und sozialen Neid, obgleich vielleicht verständlich, abzubauen." Ähnlich wie die Mettlachs sieht es Peter Klassen, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates Beßlich/Aach. Seine Anregung: "Es wäre gut, wenn die Leute bessere Arbeitsgeräte hätten." Unterdessen hoffen die drei vom Dream-Team auf Vermittlung durch die Bundesagentur für Arbeit.

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