"Das Fest legt eine Sehnsucht frei"

SAARBURG. Während für die meisten im Lande zumindest der halbe Tag des 24. ein Feiertag ist, hat der Saarburger Pfarrer Peter Leick an Heiligabend ein besonderes Arbeitspensum zu erledigen. Für private Einkehr bleibt ihm wenig Zeit.

Das letzte "richtige Familien-Weihnachten" liegt für Pfarrer Peter Leick Jahre zurück. 1995 wurde der gebürtige Perler zum Priester geweiht. Seitdem gehört das Fest im Kreise der Familie der Vergangenheit an. Dabei erinnert sich der 41-jährige gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann gerne und genau an die Weihnachten zuhause."Weihnachten war Stress pur"

"Meine Eltern hatten in Perl ein Textil- und Spielwarengeschäft. Insofern war bei uns Heiligabend Stress pur. Bis 14 Uhr war geöffnet, danach hat meine Mutter das Haus auf Hochglanz gebracht und alles für den Abend vorbereitet. Wenn wir dann abends zusammen gesessen haben, hat man häufig gemerkt, dass die Luft raus war." Nicht selten sei sein Vater völlig erschöpft im Sessel eingeschlafen, und er und seine beiden jüngeren Brüder hätten sich oft vor dem 24. gefragt, wie der Abend wohl verlaufen würde. "Aber irgendwie war es trotz all der Hektik immer schön, und es gab stets ein festes Ritual für Heiligabend." So richtig schätzen gelernt habe er diese Weihnachten in der Familie, als er von zu Hause weggegangen sei. Gleichwohl war die Situation bis 1984, dem Jahr, in dem er seinen weltlichen Beruf "an den Nagel hängte" und ins Kirchenfach wechselte, eine andere, als sie es heute ist. "Ich musste mich daran gewöhnen, den Heiligabend alleine zu gestalten", erzählt Peter Leick. Dabei ist sein Tag mit Arbeit ausgefüllt. "Spätestens um 8 Uhr bin ich an Heiligabend aus den Federn. Danach schaue ich meine Predigten durch, schließe mich nochmal kurz mit Organisten und Küstern und schaue, ob ich noch jemanden am Vormittag besuche." In diesem Jahr, in dem Heiligabend auf einen Sonntag fällt, kommt um 9.30 Uhr noch eine "ganz normale" Messe hinzu. Häufig klingele am Vormittag auch sein Telefon, weil einsame oder trauernde Menschen an diesem Tag seine Hilfe suchten. "Zwischendrin dekoriere ich bei mir ein bisschen die Wohnung und schmücke den Tannenbaum." Gegen Mittag könne es durchaus passieren, dass der Pfarrer in die Jogginghose "springe" und eine Runde durch den Wald laufe. "Oder ich spaziere durch die Stadt, um mich zu sammeln. Denn so ab 14 Uhr steigt bei mir die Anspannung." Anspannung worauf? "Die Menschen kommen mit einer gewissen Erwartungshaltung an Heiligabend in die Kirche. Ich bin dafür verantwortlich, dass die Landebahn des Heiligen Geistes in die Herzen der Menschen so ausgeleuchtet ist, dass der auch dort ankommen kann. Ich muss den Gottesdienst so gestalten, dass sie und ich mich wohlfühlen und die Menschen etwas daraus mitnehmen." Um 16.30 Uhr wird es für den Pfarrer ernst, wenn auch auf spielerische Weise: Dann nämlich beginnt in St. Laurentius die Kindermette, die dem 41-Jährigen besonders am Herzen liegt: "Es ist toll, in diese hellwachen Augen zu blicken und die Aufregung der Kinder zu spüren." Die erste Christmette hält Leick um 18 Uhr in Beurig. Anschließend macht er Besuche im Saarburger Krankenhaus, bei der Polizei und der Rettungswache. Bleibt etwas Zeit, macht er vor der Christmette um 22 Uhr in Saarburg noch einen Spaziergang. "Natürlich denke ich dann, wie Heiligabend früher war und wie die Menschen in Saarburg in ihren Familien feiern." "Ich muss meinem Duktus folgen"

Ob ihn in solchen Momenten ein Gefühl von Traurigkeit oder Einsamkeit überkommt? "Es ist schon so, dass ich Heiligabend zwischen den Messen nicht gut alleine zu Hause sitzen könnte. Vielleicht packe ich mir auch deshalb den Tag so voll. Auf der anderen Seite bekomme ich immer private Einladungen für diesen Tag, die ich aber nicht annehme. Ich muss meinem Duktus folgen, muss wach bleiben und mit meinem Herrgott allein sein." Als Kind habe Leick mit Weihnachten vor allem die Geschenke, als Heranwachsender das Zusammensein mit der Familie verbunden. "Heute bedeutet Heiligabend für mich eines der schönsten Kirchenfeste überhaupt. Es legt im Menschen etwas frei, was das übrige Jahr über oft verborgen bleibt. Es legt eine Sehnsucht frei. Und das zu spüren, gibt mir viel."

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