Das Glück zwischen den Zeilen

NITTEL. Ein Leben ohne den anderen können sich Martha und Adolf Greif schon lange nicht mehr vorstellen. Kein Wunder, gehen doch die beiden seit immerhin 60 Jahren gemeinsam durch dick und dünn. Heute feiert das Ehepaar aus Nittel Diamantene Hochzeit.

Adolf Greif liest gerne und viel - schließlich will er wissen, was in der Welt los ist. Nach dem Aufstehen führt einer seiner ersten Wege zum Zeitungskasten. Dort nämlich liegt der Trierische Volksfreund, der seit über 50 Jahren zur Familie "gehört". Wenn der 91-Jährige liest, dann vor allem "zwischen den Zeilen", wie er sagt. Genau diese Eigenschaft habe ihm einst zum Glück verholfen. Das kam so: Im Jahr 1939, Greif war junger Soldat, und der Zweite Weltkrieg stand kurz bevor, bezog seine Einheit Quartier auf einem Bauernhof nahe dem saarländischen Lebach. Recht schnell habe sich ein gutes Verhältnis zu den Besitzern des Hofs, einer Familie Ziegler, entwickelt. Vor allem Martha, die damals 15-Jährige Tochter, genoss die Sympathie der Soldaten, besonders die des damals 25-Jährigen Adolf. Nach nur zwei Monaten kam erneut der Marschbefehl und die Einheit rückte wieder ab. "Wozu gibt es die Feldpost?", dachte Greif und griff kurzerhand zu Papier und Bleistift. Es entwickelte sich ein intensiver Briefwechsel mit Martha. Die junge Dame ließ ihr Bestreben, den fleißigen Schreiber für sich zu gewinnen, bald durchblicken - und Adolf Greif biss an. Er erinnert sich: "Da ich gewöhnlich auch auf das achte, was zwischen den Zeilen geschrieben steht, stellte ich fest, dass wir in vielen Dingen, die fürs Leben wichtig sind, einer Meinung waren." Darin sehe er eine Voraussetzung fürs Zusammenleben. "Irgendwann beschlossen wir, den Rest des Lebens gemeinsam zu verbringen." Am 21. November 1945, der Krieg war gerade erst vorüber, war es so weit: Martha und Adolf Greif gaben sich in der Pfarrkirche in Lebach das Jawort. Das Paar zog in das Elternhaus des frisch gebackenen Ehemanns nach Nittel, um fortan von Weinbau und Landwirtschaft zu leben. Sechs Kinder kamen zur Welt, und inzwischen zählen elf Enkel sowie zwei Urenkel zur Familie. Noch heute leben die Greifs in ihrem Haus in der Zollstraße. Hin und wieder kommt Tochter Elfriede vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. "Die vergangenen sechs Jahrzehnte waren nicht immer einfach, aber trotzdem schön", resümieren die Jubilare. Ein Rezept für das lange Eheleben haben Martha und Adolf Greif nicht, aber ein Motto: "Was auch kommen mag - sei es ein trüber Tag, sei es Glück oder Freude - wir tragen es beide."

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